Was ist geschehen?
Kalabrien, 04.10.2018
Seit Tagen toben in Kalabrien entsetzliche Unwetter: Gewitter und Starkregenfälle überfluten weite Regionen.
Ganz besonders schlimm betroffen ist das Tierheim Rifugio Argo von Caterina Semerano in Cirò Marina an der
Südküste Kalabriens, in dem zur Zeit ca. 250 Hunde leben.
In der Nacht vom 03. auf den 04.10. waren die Regenfälle dort extrem, der Ort stand binnen weniger Stunden mehr oder
weniger komplett unter Wasser. Caterina Semerano und die Helfer ihres Tierheims kämpften sich in den frühen Morgenstunden
mühsam durch die Wassermassen zum Tierheim, das in einem der vielen Überschwemmungsgebiete der Region liegt. Damit die
Hunde trockenen Fußes auch Notsituationen überdauern können, sind die Hundehütten dort vorsorglich auf Stelzen gebaut.
Das Bild, das sich den Tierschützern am Morgen des 04.10 bot, war aber das Grauen schlechthin:
Das gesamte Gelände stand bereits hüfthoch unter Wasser, die Hundehütten begannen, voll zu laufen, versanken von Minute
zu Minute mehr in den Wassermassen. Und der Wasserpegel stieg durch den nahegelegenen Fluss dramatisch schnell weiter an.
Das Hochwasser übertraf alles, was es jemals dort gegeben hatte.
Voller Verzweiflung starteten die Tierschützer eine beispiellose Rettungsaktion gegen die Zeit. Sie wateten teils bis zum Hals
durch die Fluten, öffneten die Gehege, holten Hunde heraus, setzten sie auf einen Damm neben dem Tierheim und stürzten sich
wieder in die Fluten, um die nächsten Hunde zu holen. Die Tiere wurden auf den Armen durch die steigenden Wassermassen getragen
oder in provisorischen Wannen vor sich her geschoben, bis sie auf höher gelegenes Land gesetzt werden konnten. Es war ein
verzweifelter, grauenvoller Kampf gegen die entfesselten Naturgewalten.
Feuerwehr und Rettungsdienste reagierten glücklicherweise schnell auf die Hilferufe und kamen mit Schlauchbooten und
professioneller Ausrüstung zur Hilfe. Aber die teils schnell fließenden Wassermassen machten die Rettung ebenso schwierig
wie die völlig verängstigten Tiere, die sich in ihrer Panik wehrten und versuchten, zu entkommen. Helfer an Land hatten alle
Hände voll damit zu tun, die Hunde einzufangen, die sich schwimmend an Land gerettet hatten, nachdem die Gehege geöffnet
wurden oder die aus den Schlauchbooten entkommen konnten.
Von morgens früh bis in die späten Abendstunden war eine zunehmende Anzahl von freiwilligen und professionellen Helfern
damit beschäftigt, die Hunde aus den Wassermassen zu befreien, auf Land zu setzen und die verängstigten Tiere dort zusammen
zu halten. In aller Eile wurden Notunterkünfte organisiert, in die die Hunde gebracht und dort notdürftig versorgt wurden.
Caterina Semerano, die Leiterin des Tierheims, die als erste vor Ort gewesen war und die sich den gesamten Tag in ihrer
Kleidung durch die brusthohen Fluten gekämpft hatte, sagte hinterher, dass sie keine Zeit gehabt hätte, zu frieren, Angst
zu haben oder sich auch nur Gedanken um ihre eigene Sicherheit zu machen. Die Verzweiflung und die Angst um die Hunde waren
einfach zu groß.
Als nachts endlich ein wenig Ruhe einkehrte, versuchten die Tierschützer sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen
und eine Bestandsaufnahme zu machen. Ca. 20 Hunde wurden zu dem Zeitpunkt noch vermisst. Ob es alle Hunde geschafft hatten,
den Fluten zu entkommen, wusste noch niemand. Sicher war nur, dass in den Weinbergen noch Hunde frei herum liefen, die
auf höher gelegenes Land geschwommen waren und die jetzt eingefangen werden mussten.
Cirò Marina, 05.10.2018
Der nächste Morgen ist ernüchternd. Die Aufregung hat sich etwas gelegt, aber die Probleme türmen sich haushoch vor Caterina.
Der Wasserpegel ist noch kaum gesunken, an eine Rückkehr ins Rifugio ist nicht zu denken. Die Unterbringung der geretteten
Hunde ist situationsbedingt vielfach katastrophal. Vor allem aber: Es ist kein Futter mehr vorhanden, weil alles komplett in
den Fluten versunken ist. Wie also die 250 Tiere versorgen? Wie ermöglichen, dass sie Auslauf bekommen? Wie gewährleisten,
dass alles IRGENDWIE weiter geht?
Außerdem laufen noch genügend verängstigte Hunde in den Weinbergen herum, die sich kaum einfangen lassen wollen. Einziger
Lichtblick ist der Umstand, dass die Bevölkerung angesichts der Katastrophe, die die Hunde ereilt hat, aufgerüttelt ist und
sich zusätzliche Helfer gefunden haben, die mit anpacken wollen, um zu retten, was zu retten ist.
Im Laufe des Tages kommen Nachrichten von den Hunden, die eingefangen werden konnten. Und es kommen die ersten Meldungen über
Hunde, die es nicht geschafft haben. Hier und da taucht eine Hundeleiche aus den langsam sinkenden Fluten auf, aber es sind
glücklicherweise nur wenige. Trotzdem ist jeder dieser Tode einer zu viel.
Cirò Marina, 06.10.2018
Als wäre die Lage nicht schon katastrophal genug, gibt es jetzt auch noch Probleme mit der Gemeinde. Jahrelang hat sie
das Tierheim geduldet und die Tierschützer ohne Unterstützung sich selbst und der Aufgabe überlassen, die herrenlosen Hunde
der Region aufzufangen, gesund zu pflegen, zu versorgen und Familien für sie zu suchen. Nun, nachdem das Schicksal der
250 Hunde von Cirò Marina durch alle italienischen Medien gegangen ist, laufen die Bedenkenträger und Kritiker zu
Höchstformen auf und verurteilen, was bisher von den Ehrenamtlichen geleistet wurde.
Und die Gemeinde reagiert - allerdings leider nur, um die eigenen Köpfe vor dem Rollen zu retten: Plötzlich sollen die
Hunde auch nach Ablaufen des Hochwassers nicht mehr auf das Gelände zurück dürfen, weil es von hier auf jetzt durch seine
Lage ungeeignet für ein Rifugio ist. Nur leider liefern sie keine Lösung mit, wohin die Hunde denn dann sollen, die im
Moment teils sogar in Käfigen untergebracht sind, weil es sonst keine Möglichkeit gibt.
Auch die Abgabe an andere Vereine, die Hunde übernehmen könnten, verweigert die Gemeinde plötzlich, weil die Kontrolle,
wohin sie vermittelt werden, dann nicht mehr gegeben ist. Die behördlichen Daumenschrauben werden angezogen, um glimpflich
aus einer Situation heraus zu kommen, in die sich die Offiziellen selbst durch jahrelange Missachtung ihrer Verantwortung
für die Lage der herrenlosen Hunde manövriert haben. Nur was mit den Tieren wird, daran denkt dort offensichtlich niemand.
Cirò Marina, 07.10.2018
Entgegen aller Kritiken und Vorbehalte fängt Caterina an, das Rifugio wieder gebrauchsfähig zu machen. Die ersten Spenden
sind eingegangen und heute wurde davon LKW-weise Schotter angefahren und verteilt, damit der durchweichte Boden wieder
tragfähig wird. Die vertrauten Hunde laufen dabei schon wieder mit den arbeitenden Tierschützern auf dem Gelände herum.
Aber viel mehr warten noch in Gehegen auf Hilfe.
DIE HUNDE BRAUCHEN DRINGEND HILFE
für Futter, medizinische Versorgung, Decken und
Wiederherrichtung ihres Lebensraums: des Rifugios Argo.
Was kann man tun, um zu helfen?
Um die größte Not zu lindern, bitten wir euch um Spenden
Alle Spenden mit dem Betreff "Kalabrien", die uns erreichen, kommen dem Rifugio Argo zugute!
Welche praktische Hilfe wird gebraucht?
Eine letzte Bitte
Caterina Semerano ist allein mit ihren Sorgen für 250 Hunde. Bitte helft ihr!
Jeder hat 5 EUR, die er spenden kann. Und wer die Zeit hatte, dies hier zu lesen, hat auch die Zeit, den Paypal-Spendenbutton zu
betätigen. Es muss nicht viel sein, denn viele Tropfen füllen ein Meer. Die Hunde werden es euch danken!