Pflegestellen bei adopTIERE e.V.
Heute möchte ich etwas zur "Berufung" als Pflegestelle (PS) erzählen. PS ist nämlich nicht gleich
PS..., und jede setzt unterschiedliche Kompetenzen voraus.
Fangen wir mit denjenigen an, die in der Regel nur einmal Pflegehunde aufnehmen, die
Pflegestellen mit Option auf Übernahme
Das sind in der Regel Familien, die sich in einen Hund verliebt haben, aber nicht ganz sicher sind, ob er zu
ihnen passt. Sie nehmen ihn also als "Pflegi auf Zeit" und müssen sich innerhalb einer bestimmten
Frist entschieden haben, ob er bleiben darf oder wieder in die Vermittlung geht. Ich finde das eine super
Möglichkeit, wenn man sich noch nicht sicher ist, ob der Neue ins Rudel passt, ob die Chemie zwischen
allen Familienmitgliedern stimmen wird, undundund… in mehr als 80% endet das in einer lebenslangen
Beziehung. Wenn jedoch nach einer festgelegten Zeit von 6 Wochen klar ist, dass es für Hund oder Mensch
nicht 100% passt, dann hat der Hund von Deutschland aus bessere Chancen, seine Endstelle zu finden. Allerdings
sollte der Hund IMMER und vom ersten Tag an wie euer eigener behandelt werden, ich denke das versteht sich
von selbst! Und - sehr wichtig - auch wenn man sich gegen eine Übernahme des Hundes entscheidet, MUSS er
bleiben, bis er ein endgültiges Zuhause gefunden hat. Wir wollen ja nicht, dass unsere Hunde zu Wanderpokalen
werden, nur weil die Menschen vorher nicht gründlich nachgedacht haben...
"Normale" Pflegestellen
Eine andere häufige Variante ist, von vornherein eine 100%-Pflegestelle anzubieten - auch gut! Wenn man
bereits eigene Hunde hat, noch besser! Sie helfen bei unsicheren Hunden ungemein mit, dem Neuankömmling den
Einstieg leicht zu machen. Wer gerade keinen eigenen Hund hat, aber einen auf Zeit aufnehmen möchte, mindestens
ebenso gut! Denn es gibt auch Auslandshunde, die nicht gut auf alle Artgenossen zu sprechen sind oder die
aus Krankheitsgründen nicht in ein Rudel dürfen oderoderoder … Solche Hunde haben vor Ort umso geringere
Chancen, den Absprung in eine eigene Familie zu schaffen, so dass wir für sie gerne Einzelplätze suchen.
"Normale" Pflegestellen nehmen in der Regel aber Hunde auf, die keine allzu großen Schwierigkeiten
mitbringen, so dass auch ein nicht allzu versierter Hundehalter mit ihnen zurecht kommen kann. Trotzdem benötigt
man ein geregeltes Maß an Toleranz und Geduld, denn die Lücken der Hunde in Wissen und Erziehung sind oft groß
und man muss mit Stubenunreinheit ebenso umgehen wie mit nicht vorhandener Leinenführigkeit oder einem durch
Stress bedingten Kauzwang, der an Schuhen oder Tischbeinen ausgelassen wird. Dass ALLES glatt geht, ist
eher selten ;-).
Profi-Pflegestellen
Jetzt sind wir bei Doro und ihren Settern angekommen. Aber nicht nur die Menge der aufgenommenen Hunde
unterscheidet eine Profi-PS von einer "normalen". Es gibt auch welche, die auf kranke Hunde
spezialisiert sind oder auf verhaltensauffällige oder auf Hündinnen mit Welpen oderoderoder … Auf alle Fälle
setzt diese Art von Pflegestelle IMMER besondere Kenntnisse voraus, um der Aufgabe gerecht werden zu können.
Das ist eine PS-Liga, in der nicht mehr sehr viele mitspielen können und für die man zumindest einige Jahre
Erfahrung und viel Kompetenz braucht.
Notfallpflegestelle
Jede Organisation, die keine eigene Einrichtung (z.B. Tierheim) unterhält, muss - im Verhältnis zu den in einem
Jahr vermittelten Tieren - eine bestimmte Menge an Notfallpflegeplätzen vorhalten, wo diejenigen Tiere
untergebracht werden, die nicht in ihrem Zuhause bleiben, sondern aus der Vermittlung zurück kommen.
Notfallpflegestellen sind selten, denn die Anforderungen an sie sind hoch. Die Familien müssen sehr spontan
sein, brauchen die räumlichen Bedingungen JEDES Tier aufnehmen zu können, das zurück kommt, brauchen umfassende
Kompetenz in ALLE Richtungen (denn man weiß ja nie, welche Probleme das Tier mitbringt, das man gerade aufnehmen
muss) und leben in der Regel damit, mehrere Tiere gleichzeitig im Haus zu haben, die zum Teil massive und zudem
noch unterschiedliche Probleme mitbringen. So kann es sein, dass neben einem 8 kg-Angstmäuschen, zeitgleich
ein 45 kg-Muskelprotz vor der Tür steht, der kleine Hunde "zum Fressen gern" hat. Aufgenommen werden
muss er trotzdem, dazu ist eine Organisation wie unsere verpflichtet. Die Notfallpfleger stellen die hohe Kunst
unter den Pflegestellen dar und sind oft nicht zu beneiden. Aber trotzdem sind sie notwendig und wichtiger
als alle anderen.
Die-in-love-Pflegestellen
"In Liebe sterben" - Menschen, die dies ermöglichen, bieten eine ganz besondere Art von
Pflegestelle, vor der wir immer mit Respekt den Hut ziehen. Denn diese Pflegefamilien nehmen alte und/oder
kranke Hunde in ihrer letzten Zeit auf und geben ihnen ein (meist erstes) Zuhause mit viel Liebe, Fürsorge
und Geborgenheit, um sie ihre letzte Zeit glücklich erleben zu lassen. Die Aufgabe ist nicht leicht und
erfordert neben einem sehr großen Herzen auch noch gesunden Menschenverstand, Pflegekenntnisse und geriatrisches
Wissen. Denn ein alter Hund unterscheidet sich in der Regel kaum von einem alten Menschen. Er kann dement sein,
ist oft krank und hat meistens stark abgebaut. Aber umso dankbarer sind diese Tiere meist für die Liebe, die
ihnen entgegen gebracht wird.
Rechte und Pflichten bei der Pflege
In jedem Fall trägt man viel Verantwortung, denn man holt ja Hund genau dort ab, wo er in seinem bisherigen
Leben steht. Man sozialisiert ihn, man gewöhnt ihn an Haus und Leine sowie an neues Futter. Man checkt und
überwacht seine Gesundheit und berichtet nach einer kleinen Eingewöhnungszeit an den Verein (Text und Fotos!),
sodass wir den Hund mit einer exakten Beschreibung in den Portalen vorstellen können.
Unsere Vermittler suchen also intensiv nach einer geeigneten Endstelle für den Hund. Auch die Pflegestelle
kann nach Absprache gern aktiv bei der Suche nach dem Traumplatz mitarbeiten.
Das Tier ist über den Verein versichert und er bleibt weiterhin Eigentum des Vereins. Auch die medizinischen
Kosten werden vom Verein abgedeckt. Die Pflegestelle trägt dafür die Futterkosten, ggf. Steuern, sowie
eventuelle Unterbringungskosten im Urlaub o.ä. Alle Punkte sind in einem verbindlichen Pflegevertrag geregelt.
Wie lang ist der Hund in der Pflegestelle?
Das ist ganz unterschiedlich. Von zwei Wochen bis mehrere Jahre oder endlos … alles möglich. Manch eine 4
Fellnase findet schnell im Umfeld der Pflegefamilie Interessenten, oder wird, da er nun in den Portalen
bei der Umkreissuche schneller entdeckt wird, im Handumdrehen vermittelt. Manch einer hat so schwere
Baustellen, dass er erst einmal Zeit braucht, um überhaupt vermittelbar zu werden. Wenn überhaupt! Manches,
aber ganz sicher nicht alles lässt sich bei der Auswahl bereits erkennen.
Ganz sicher aber ist, dass wir keinen bei seiner verantwortlichen Aufgabe alleine lassen, sowohl was
fachkundige Ratschläge anbelangt, was Tierarztkosten betrifft, und auch bei der Überlegung einer dauerhaften
Unterbringung in besonderen Fällen.
So können wir nur jedem zuraten, der sich mit dem Gedanken trägt… Jaaa, es ist eine große Aufgabe, aber sie
gibt einem so viel zurück, dass man sein Leben lang "seine" Pflegis im Herzen trägt.