Elend und Leid der Strassenhunde von Istanbul - verantwortlicher Politiker soll gehen! |
02. Jan. 2007 |
Seit Juni 2004 ist in der Türkei ein Tierschutzgesetz in Kraft, wonach Kastration und Wiederfreilassung
als die einzig zugestandene Methode gilt, um das Problem der Streunerhunde zu lösen.
Die Teilgemeinden sind verpflichtet ein anständiges Tierheim zu erhalten,
in dem sich die kastrierten Hunde erholen können.
Die Tiere müssen registriert und in ihre ursprüngliche Umgebung zurück gebracht werden.
An sich ein guter Ansatz, den die dortigen Tierschutzorganisationen,
allen voran der
EHDKD - Evsiz Hayvanlari ve Dogayi Koruma Dernegi (TSV für obdachlose
Tiere und Umweltschutz)
auch unterstützt haben. Der EHDKD war seit 1999 ehrenamtlich in dem der Stadtverwaltung Istanbul
gehörenden Tierheim Sariyer im Stadtteil Sariyer-Kocatas tätig und hat erheblich dazu beigetragen,
das unendliche Leid der dortigen Hunde zu mildern.
Mehr über die Geschichte des Vereins und seine Arbeit kann man
hier nachlesen.
Zur Durchführung des Gesetzes wurde eine Ausschreibung gemacht, um die Kastrationen einer
professionellen Firma zu überlassen. Für Istanbul bekam ein Betrieb den Zuschlag, der
mit der Herstellung von Pestiziden beschäftigt ist, Biosav.
Biosav wiederum vergab den Auftrag an ein Subunternehmen, bestehend aus 2 Leuten, mit Namen
Anadolu Ilac Gida Ltd Sti. Als Folge davon musste die EHDKD ihren Stützpunkt im Tierheim
Sariyer räumen, ihre Arbeit war dort nicht mehr erwünscht.
Das Tierheim selbst wurde geschlossen und nach Hasdal verlegt.
Die Adoptionen nach Deutschland mussten eingestellt werden.
Hier ein Auszug aus einem Bericht der Tierschützerin Lale Halimoglu vom EHDKD,
die für ihre engagierte Arbeit in Istanbul in Deutschland bekannt ist:
"Die Situation ist erbärmlich. Viele Hunde sterben und kranke Hunde werden einfach wieder zurück
auf die Straße gesetzt. Es sind Fälle bekannt, wo eine Mutterhündin für eine Kastration
gefangen wurde, bei der die Geburt bereits im Gange war. Die Hündin wurde aus dem Auto in einen Verschlag
geworfen und Mutter und Welpen sind allesamt tot.
(Wenn Sie auf das Photo klicken, sehen Sie die Bilder der Hündin)
Ein Hund mit einem Leistenbruch wurde kastriert und wieder zurück gesetzt; dasselbe gilt für einen Hund
mit gebrochener Hüfte. Weiter gibt es keine gute Registrierung darüber, wo die Hunde eingefangen wurden.
Also werden sie einfach irgendwohin zurück gesetzt, was für Kämpfe untereinander sorgt.
Die hygienischen Umstände in den Tierheimen, in denen kastriert wird, sind schlecht. Das Fangen der Hunde
gleicht Tiermisshandlungen und der Transport finden in Autos ohne Ventilation statt. Die Temperaturen im Laderaum
variieren von 38 bis 50° C.
Einer der Tierärzte vom FHDD, der die Ärzte von Anadolu Illac schulte im Sterilisieren von Hunden,
erzählte von Misshandlungen durch das Personal von Anadolu. Seine Beschwerden bei der Leitung von Anadolu
Illac wurden nicht mal in Behandlung genommen. Daraufhin hat er seinen Arbeitgeber gebeten, ihn wieder
zurückzurufen. Er wollte nicht länger Zeuge sein, wie Hunde systematisch misshandelt wurden.
Ein anderer Tierarzt vom EDHKD wurde von Andolu Illac weggeschickt. Er war im Umgang mit den Tieren zu feinfühlig...
Sogar einige Mitarbeiter der Gemeinde verurteilen die Methoden und haben einen offiziellen Rapport zusammengestellt,
in dem u.a. steht, dass die Hunde in den Sterilisationszentren kein Futter bekommen und dass viele Hunde während
der OP sterben."
Die Maßnahme "neuter and release" (kastrieren und aussetzen) ist eine unbestritten gute
Möglichkeit, den Hundebestand einer Gegend gleichbleibend und stabil zu erhalten, allerdings nur,
wenn sie korrekt ausgeführt wird:
"Dazu gehört, dass die Tiere wieder in ihr ursprüngliches Territorium zurückgesetzt werden.
Ansonsten werden die "frei" gewordenen Plätze durch neue Hunde eingenommen und alles ist zwecklos.
Genauso wie das Töten von (sterilisierten) Hunden nur dafür sorgt, dass das Gebiet durch neue Hunde
besetzt wird. Hunde, die in ein neues Gebiet ausgesetzt werden, verursachen Raufereien und stören das
Gleichgewicht in den vorhandenen Rudeln. Außerdem muss das Sterilisieren von Hunden Hand in Hand gehen mit
Aufklärung der Bevölkerung. Den Menschen muss gesagt werden, dass sie keine Angst vor den Hunden haben
müssen, dass Hunde mit einem Kennzeichen am Ohr geimpft sind und dass die Gemeinde an einer Lösung des
Straßenhundeproblems arbeitet mittels Sterilisation und Zurücksetzen."
Nach Monaten voller sinnloser Besprechungen haben EDHKD und SHYKD beschlossen, die Stadt Istanbul wegen
Missbrauch öffentlicher Mittel sowie das Töten sterilisierter Hunde zu verklagen, da sie keinen
anderen als den juristischen Weg mehr sehen, den unerträglichen Zuständen ein Ende zu bereiten.
Verantwortlich für all das Leid der Hunde ist der Leiter des Veterinäramtes in Istanbul, Arif Eker.
EHDKD und SHYKD fordern den Rücktritt des Politikers und einen Ersatz durch eine fähige Person.
Detaillierte Informationen findet man auf der
Homepage des EHDKD, ebenso wie einen
Link für eine
deutschsprachige Übersetzung der Site.
Hier gibt es auch eine Möglichkeit, einen Kommentar zu hinterlegen, der übersetzt und an die
zuständigen Stellen weitergeleitet wird. Und die Emailadresse des Herrn Arif Eker ist hinterlegt, so dass man
seinem Unmut persönlich Luft machen kann.
Bitte helfen Sie den Istanbuler Hunden, indem Sie nicht länger schweigen, sondern
Ihren Kommentar
abgeben
und somit zeigen, dass die türkischen Verhältnisse in Deutschland registriert werden! Die Türkei
will ein Mitglied der EU werden, die Verhandlungen laufen seit Jahren. Solange dort solche Missstände
herrschen, sollten wir alle Möglichkeiten nutzen, das zu verhindern.