Hallo, ich bin's, bello Italo!
Nachdem mir zu Ohren gekommen ist, dass sich schon mehrere Leute nach meinem Verbleib erkundigt haben, nachdem ich
aus Canalba abgereist bin und ich diesen ganzen tristen Tierheimalltag hinter mir gelassen habe, werde ich euch kurz
von mir berichten.
14. Februar 2008: Italo (Jesse) meldet sich wieder zu Wort!
Hi ihr da draußen,
da es hier schon wieder Nachfragen hagelt (wusste gar nicht, dass ich sooo beliebt bin!), mal wieder ein Bericht, wie es mir
ergeht die ganze Zeit.
Seit einigen Wochen habe ich ja nun meine berufliche Tätigkeit hier mit Birgit im Büro aufgenommen. Ich kann euch
sagen, es ist recht aufregend hier, teils sogar beängstigend. Hier ist viel mehr los, als bei uns daheim. So viele fremde
Leute (die mir immer noch Angst machen), Autos, seltsame ratternde lange Ungetüme, die manchmal pfeifen - ich glaube,
ihr nennt sie Züge -, aber auch viele interessante Gerüche. Hier rund ums Gebäude sind recht viele Hunde unterwegs
und dementsprechend habe ich immer ziemlich was an Zeitung zu lesen, besonders wenn wir nach dem Wochenende wieder hier her kommen.
Inzwischen habe ich daheim auch mein Revier abgesteckt und ein Eindringling kommt mir nicht mehr unbemerkt aufs Grundstück
und schon gar nicht ins Haus. Da achte ich sehr genau drauf und mache dann auch lautstark drauf aufmerksam, da da was nicht stimmen
könnte! Und unser Garten ist einfach herrlich zum sich austoben und kreuz und quer durchflitzen. Teils kommt am Ende der Zaun
ein bisschen gar schnell auf mich zu und ich hab dann Mühe, noch rechtzeitig zum STEEEHen zu kommen...
Und langsam finde ich auch Gefallen an den Spaziergängen, besonders wenn wir, so wie letzten Freitag, mit der Hundegruppe
unserer Hundeschule einen Ausflug machen. Freitag waren wir gemeinsam an einem See und sind außenrum marschiert. Dabei haben
wir viele andere Hunde und Menschen getroffen, ich habe skeptisch das an den Rand plätschernde Wasser begutachtet, wir waren
in einem Café und sind dabei in der Sonne auf der Terrasse gesessen - kurz, es war tierisch aufregend und vieles für
mich neu. Dabei bin ich wacker mitmarschiert und immer wieder voller Freude losgehoppelt, wenn's irgendwo was mit der Nase zu
erkunden gab. Und wenn die Schleppleine nicht ausgereicht hat, ist Frauchen eben mitgehoppelt, um mich nicht einzubremsen :-)
Nur auf den letzten paar Metern bin ich müde geworden und war froh, dann im Auto zu sitzen und beim Heimfahren
erst mal eine Runde zu schlafen. Daheim konnte mich im Garten aber schon wieder nichts mehr bremsen.
Dabei werden meine Muskeln langsam immer besser, meine Bewegungen sind nicht mehr so staksig, sondern werden fließender
und geschmeidiger. Keine Frage - humpeln werde ich mein ganzes Leben, aber ich bin es ja auch nicht anders gewöhnt und komme
eigentlich ganz gut zurecht damit. Aber nur immer kleine Runden drehen und dabei auch noch immer langsam machen - neee, das ist
auch nicht meine Welt! Da bin ich abends dann noch so putzmunter, so unternehmungslustig (böse Zungen behaupten: einfach
unausgelastet), dass ich die halbe Nacht Terz mache ;-) .
Ich werde versuchen, die Abstände zwischen den Berichten nicht so groß werden zu lassen, aber es gibt ja noch so viel
anderes Wichtiges hier für mich!
Bis bald, euer Italo - übrigens: Zu mir sagen hier jetzt immer alle "Jesse", gefällt mir auch recht gut!
Und zu diesem Bericht von mir noch eine kurze Ergänzung:
Jesse macht sich ganz prima bei uns! Er ist immer gut aufgelegt, sehr munter und einfach ein richtiger Sonnenschein! Im Grunde
ist er ein ganz unkomplizierter, fröhlicher Geselle, der immer noch sehr viel lernen muss. Im Vordergrund steht momentan
noch seine Angst (oder auch einfach sein Nicht-gewohnt-sein) vor fremden Menschen und vor dem Allein-gelassen-werden. Bei beidem
braucht er vor allen Dingen noch viel Zeit, Geduld und gutes Zureden - das packen wir schon. Ansonsten ist er wirklich ein
Traum - wo bekommt man schon einen Hund ohne jegliche schlechten Angewohnheiten, der ständig seine gute Laune verbreitet,
gerne im Auto mitfährt und im Büro absolut ruhig ist (wenn er nicht gerade aus Unsicherheit einen meiner Kollegen
anknurrt...)?
Und wir stellen mehr und mehr fest, daß die Mini-Runden, auf die wir uns bis jetzt beschränkt haben, nicht mehr ausreichen.
Meiner Meinung nach ist Jesse auch nicht geholfen damit, ihn immer nur zu bremsen. Da er auch nach längeren
Spaziergängen (keine Mammutwanderungen!) immer noch voll mit allen Vieren auftritt und nicht stärker humpelt oder
sich schont, werde wir ihm den Gefallen tun und ihn mehr beschäftigen (auch geistig natürlich). Er will hier und
jetzt etwas erleben, zumindest einen Teil davon, was er in den letzten Jahren versäumt hat, nachholen und sollte er
später einmal Schwierigkeiten mit seinem Hinkebeinchen bekommen, werden wir ihn unterstützen.
Er soll bei uns einfach Hund sein dürfen, ich glaube, dass ist das Beste, was wir für ihn tun können.
Liebe Grüße,
Birgit
Neues vom 6. Mai 2008
Hi ihr,
ich bins mal wieder - euer Jesse :-) !
Es ist schon wieder so viel Zeit vergangen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll...
Birgit war ja vor einiger Zeit im Urlaub und ich bin währenddessen bei Sebastian eingezogen. Ich war selber überrascht,
wie gut es mir dort gefallen hat und wieviel Spaß wir beide miteinander hatten! Nun gut, ganz zu Anfang hat sich das ganze
erst mal einspielen müssen, ich war 1 - 2 Nächte etwas unruhig, aber da mir schon Birgit und später auch Sebastian
versichert hat, dass das ganze nur für einige Tage wäre, hab ich mir gedacht, ich mach das Beste draus. Ich hab viel gesehen
und einiges gelernt in der Zeit ;-) . Wir waren jeden Tag woanders beim Spazierengehen, an der Isar, im Münchner Westpark, im
Sendlinger Wald undundund...
Und am Anfang, als mich Sebastian noch nicht ableinen konnte, sind wir immer miteinander gejoggt, damit ich auch meinen Auslauf
bekomme ;-) - das hat mir so richtig Freude gemacht! Und Fangspiele haben wir gemacht und noch ganz vieles mehr!
Na, nun ist Birgit aber wieder da und ich bin genauso gerne wieder zu Hause eingezogen!
Jetzt, wo endlich das Wetter auch schöner wird, sind wir viel draußen. Wir machen z.B. im Garten Versteckspiele. Dabei
wird teils mein Futter versteckt, teils kleine Leckereien. Und ich warte dann immer schon ganz uuuungeduldig im Wintergarten an der
Türe, weil ich inzwischen schon weiß, was gleich kommt. Suuuchen!!! Mit Feuereifer fege ich durch die Wiese! Aber natürlich
kommt dabei unser täglicher großer Abendspaziergang nicht zu kurz - ich hab euch von gestern ein paar Bilder angefügt.
Es gibt immer reichlich "Zeitung" zu lesen dabei, und wenn Birgit - während ich eifrig damit beschäftigt bin - mal
ein Stück weiter geht, sehe ich aber dann auch ganz schnell zu, dass ich den Anschluss nicht verliere!
In der Hundeschule sind wir auch jede Woche, da sind wir auf einem großen Gelände mit altem Baumbestand und haben allerlei
spannende Abenteuer zu bestehen: Zuvorderst einmal natürlich der höfliche Umgang mit allen anderen Hunden - dabei bin
ich ganz groß! Ulrike, unsere Trainerin sagt immer, ich sei ein wahrer Therapiehund. Wenn Birgit und mich mal ein anderer
Hund anbellt, schauen wir beide immer ganz angestrengt in eine andere Richtung, irgendwann beruhigt sich der andere dann wieder.
Das finden alle Leute immer ganz toll und sagen auch immer, dass ich die Calming Signals sooo perfekt beherrsche.
Dann gibt es dort auf dem Platz noch allerlei Geräte: Wippen, Brücken, Reifen u.ä., da gehen wir dann drüber,
manches wackelt dabei, springen rein usw.
Ansonsten ist mir am wichtigsten, dass ich immer und überall dabei bin. Weil alleine bleiben, das ist eines der wenigen Dinge,
die ich überhaupt nicht mag. Dann laufe ich im Haus ganz hektisch vor und zurück, hechle ständig, versuche, überall
rauszuschauen - wobei es dann schon mal vorkommt, dass ich eine Fensterbank so umdekoriere, inklusive Vorhang "aufziehen",
dass ich darauf Platz habe, um zu sehen, ob Birgit endlich wieder heim kommt. Dabei muss stelle ich auch mal einige Blumentöpfe um...
Das meine ich aber nicht böse und möchte auch nicht unartig sein, ich will nur nicht alleine bleiben :-( .
Und deshalb bin im eben im Moment immer und überall dabei: im Restaurant, bei der Arbeit auf Besprechungen (da sind ein paar
Männer dabei, die haben Krawatten an und schauen dann manchmal etwas seltsam, das stört uns aber nicht weiter ;-)), einfach
überall gibts uns nur im Doppelpack :-) . Wobei Birgit aber auch immer sagt, dass ich mich dabei ganz vorbildlich benehme, denn ich
lege mich unter den Tisch und schlafe dort, bis sie wieder aufsteht und wir uns auf den Weg machen.
Und meine zweite "Baustelle" sind immer noch fremde Menschen, wobei das schon besser geworden ist. Zumindest kommen wir jetzt
überall durch und können z.B. einen Fahrstuhl auch betreten, wenn schon jemand drin steht ;-) . Naja, wir arbeiten einfach
noch dran!
So, das wars dann erst mal wieder, bis zum nächsten Mal,
seid alle ganz lieb gegrüßt von mir,
Euer Jesse
02. März 2009: Ein Winterspaziergang mit Italo (Jesse)
1. Juni 2009
Lieber Jesse!
Heute wirst du 6 Jahre alt und ich wünsche dir von Herzen alles Gute!
1½ Jahre bist du nun schon bei mir.
1½ Jahre, in denen wir versucht haben, 4½ verlorene Jahre wettzumachen,
in denen du so viel Versäumtes aufgeholt hast.
1½ Jahre, in denen wir gemeinsam die Welt erobert haben.
1½ Jahre, in denen dein Vertrauen mehr und mehr gewachsen ist,
in denen du gelernt hast, was es heißt, das Leben zu genießen,
in denen du gelernt hast, was das Leben noch alles zu bieten hat für dich.
1½ Jahre, in denen du mir so viel gegeben hast.
1½ Jahre, in denen du in jeder Minute für mich da warst.
Das Leben wäre ohne dich nicht mehr dasselbe.
Übrigens: habe ich dir heute schon gesagt, wie lieb ich dich habe,
kleiner liebenswerter Kobold?
Deine Birgit