Siesta - ihr Name war Programm. Man traf sie fast immer liegend an, meistens auf einem der großen grünen M
üllcontainer, die überall im Tierheim auf der Seite liegend als Hundehütten dienen. Siesta liebte es, in
der Sonne zu braten, sich dabei gemütlich schmusen zu lassen und dem ganzen Trubel gelassen hinterher zu blicken. Den
Platz auf einem der Müllcontainer tauschte sie eigentlich nur bei Regen gegen einen im Innern eines Containers (gut, dass
es an der Adria nicht so oft regnet) und – zu Fütterungszeiten – mit dem großen Tisch in der Futterküche.
Siesta war eine absolut liebe, sanfte Hündin, die nichts mehr genoss als streichelnde Hände und freundliche
Zuwendung. Sie besaß eine innere Größe und ausgeprägte Souveränität, die man spürte,
sobald man sich mit ihr beschäftigte. Eigentlich ein Traumhund, der spielend hätte ein Zuhause finden können.
Sie sollte auch nach Deutschland kommen, in eine Pflegestelle, damit die Menschen sie kennen- und lieben lernen konnten.
Aber Siesta wollte das Tierheim nicht verlassen. Was sie früher erlebt hat, dass sie sich so vehement dagegen wehrte,
wissen wir nicht. Aber sobald sie das große Tor durchschreiten sollte, schmiss sie sich schreiend auf den Boden und
ließ sich weiterziehen – dahin war es mit ihrer Ruhe und Souveränität. Die Pflegestelle, die auf sie wartete,
sollte sie nie kennenlernen, wir haben es aufgegeben, Siesta aus Canalba herausholen zu wollen. Dazu mochten wir sie alle
zu gern und hatten zuviel Respekt vor ihrer strikten Ablehnung der Welt vor den Gittern.
Sie ist nicht alt geworden, unser ruhendes Mädchen. Vielleicht sieben Jahre, so alt war sie geschätzt. Der Krebs
hat sie von innen aufgefressen, zum Schluss war ein riesiger Tumor in ihrem Innern, der sie nicht mal mehr in kleinen Portionen
fressen ließ.
Und wie viele Hunde vor ihr, wusste Siesta, wann ihre Stunde gekommen war. In der Nacht nach dem Abend, an dem wir beschlossen,
sie am nächsten Tag einschläfern zu lassen, ist sie von allein gegangen.
Jetzt ruht sie, da sind wir sicher, in der Sonne auf einem grünen Hügel irgendwo da oben im Hundehimmel und schaut
zufrieden auf uns herab. Und dort wird sie auch liegen und warten, wenn wir uns wiedersehen.
Siesta starb im November 2007