Geschenk vom 18.05.2008

Dass Bestia den Winter überstanden hat, hat uns alle gewundert. Schon im letzten Jahr war sie schlagartig so alt geworden, dass wir alle jederzeit mit ihrem Ende gerechnet hatten. Sie kann sich kaum mehr auf den Beinen halten, ist mager wie ein Gerippe und trotz guter medizinischer Betreuung und viel liebevoller Pflege ist einfach klar, dass Bestias Zeit fast abgelaufen ist. Aber Totgesagte leben länger, heißt es, und Bestia ist das beste Beispiel dafür.

Nun kam mal wieder eins der seltenen aber heiß begehrten Patengeschenke für sie an - ein besonders liebevoll gepacktes von Britta - und auch wenn sie es kaum mehr auf ihre altersschwachen Füße schafft, ist doch schnell klar, dass sie weiß, worum es geht und die Situation durchaus genießt. Ein kurzer Blick auf den Empfänger und Bestia schaute uns an: „Wer packt es mir aus?” war die Frage in ihren Augen.
Als wir den Deckel abnahmen legte sie bedeutungsschwanger die Pfote auf das Päckchen als wolle sie sagen: Das ist meins!

Und dann ging das Geschnupper los. Spannend roch ja allerhand in dem Paket, aber die alte Dame hat immer noch eine gute Nase und identifizierte innerhalb kürzester Zeit einen Parmaschinkenknochen (wenn einer drin ist, ist er fast immer der Renner der Pakete) und das trotz der dicken Plastikverpackung. „Lecker” schleckte sie mit der Zunge über die Lefzen und die Augen leuchteten glücklich. Das Auspacken ging ihr dann gar nicht schnell genug und kaum war der Knochen ausgetütet, hatte Bestia ihn im Maul.

   Zaungäste ...



Der Rest des Nachmittags war gelaufen, denn auch wenn das alte Mädchen so aussieht, als müsse sie jeden Augenblick das Zeitliche segnen: Ihre Zähne sind immer noch einwandfrei und hatten großen Spaß daran, dem Knochen gewaltig zuzusetzen. Und der Spaß war umso größer, je neidischer die Zaungäste ihr dabei zuschauten.
Was für ein schöner Tag in ihrem Leben!

Ihr letztes Patengeschenk hat Bestia leider nicht mehr erreicht. In den vergangenen Wochen war sie immer schwächer geworden, zum Schluss konnte sie nicht mehr aufstehen und als sie anfing, das Futter zu verweigern, war klar, dass ihre Stunde gekommen war.
Zwei Tage bevor ihr neues Patengeschenk von Britta eintraf, mussten wir unsere Tierärztin bitten, sie einzuschläfern.

Sie war jung ins Tierheim gekommen, aber sie war groß und schwarz. Sie hat das Canile nie mehr verlassen, fast zwei Jahrzehnte lang war sie in Canalba. Aber Bestia hatte immer einen Platz im Herzen aller Pflegerinnen, sie lebte mit im großen Rudel, immer in der Nähe der Menschen und jeder mochte sie wegen ihrer ruhigen, lieben Art.

Bestia starb am 04. Juni 2008 ganz sanft zwischen den Menschen, die sie geliebt haben.