Bruno gehört zu den Hunden, die sehr wenig Chance auf Vermittlung haben: Er ist ein
Schäferhundmix mit einem guten Anteil einer nordischen Rasse, vermutlich Husky. Er ist
groß und dunkel, er ist Rüde und dazu auch noch ruhig: Er hat nie auf sich aufmerksam
gemacht.
Deshalb ist es kein Wunder, dass Bruno, der als junger Hund ins Canile kam, Jahr für Jahr dort
saß, ohne wieder raus zu kommen. Das Leben zog an ihm vorbei und er und seine Gefährtin Bruna,
die sein Schicksal teilte, hatten schon lange keine Hoffnung mehr, dass sich daran etwas ändern
würde.
Aber eines Tages fand Bruna eine eigene Familie und zog nach Deutschland. Bruno blieb allein. Er wurde
traurig und still und deprimiert. Keine andere Hündin konnte ihn aufmuntern. Langsam versank er in
sich selbst und wir fingen an zu fürchten, dass er sich aufgeben würde.
Aber Bruno hatte unendliches Glück. Eines Tages wurde Ines auf ihn im Internet aufmerksam und
bewarb sich um unseren Dicken (denn das war er nach seiner Kastration und nach Brunas Wegzug langsam
geworden). Zugegebenermaßen waren wir anfangs etwas skeptisch, denn allzu viel Hundeerfahrung
brachte weder Ines noch ihre Familie mit. Aber Bruno hatte sich in all den Jahren immer friedlich gezeigt
und Ines strahlte genug Durchsetzungsvermögen aus, um es mit seiner noch nicht vorhandenen Erziehung
aufzunehmen. Wie sich der Hund allerdings in einer Familie einleben würde, in der Kinder in der
absoluten Mehrzahl sind, wagte keiner von uns mit Gewissheit zu prognostizieren. Die gute Ausstrahlung
von Ines und ihrer Familie bei der Vorkontrolle gaben den Ausschlag dafür, dass wir es trotzdem
versuchen wollten.
Also trat Bruno Ostern 2008 eine fast 1800 km lange Reise Richtung Hamburg an, machte noch zwei Tage Rast
in Sternsruh, weil seine neue Familie im dicksten Umzugsstress war, feierte Wiedersehen mit seiner alten
Zwingernachbarin Zena, genoss seine ersten Spaziergänge in Wald und freier Natur und zog dann in
ein Häuschen am Rand von Hamburg, in dem sich noch die Kartons stapelten. Aber wir hatten uns nicht
getäuscht: Bruno benahm sich vorbildlich und vom ersten Augenblick an kamen er, Ines und der Rest
der Familie prima miteinander klar. Die erste Rückmeldung hörte sich so an:
Liebe Barbara,
nach 1 1/2 Wochen mit dem neuen Hund möchten wir kurz berichten:
Bruno kann alles und macht alles. Ohne Zwang oder laute Worte.
Er ignoriert Jogger und Fahrradfahrer, kann seit Donnerstag letzter Woche Treppen steigen (zur
Begeisterung der Kinder), kann mit zur Arbeit genommen werden und wartet dort, bis man fertig ist
(immerhin zwei Std.), ist von Anfang an stubenrein, freundlich zu den anderen Hunden und deren
Besitzern. Nur dass einige Halter mit ihren Hunden keinen Kontakt aufnehmen wollen, kann Bruno nicht
verstehen und jault dann rum.
Er hört gut auf Kommandos, wenn man vorher schnalzt und dann sagt, was man will.
Und wenn er merkt, er muss länger warten, legt er sich einfach hin.
Komm uns doch mal besuchen und guck' ihn Dir an - für uns ist er ein Traumhund, wir hätten
keinen besseren aussuchen können!
Viele liebe Grüße und bis zum nächsten Mal
Ines und Familie
Mittlerweile hat Bruno sich gut in seinem neuen Umfeld eingewöhnt und fühlt sich
pudel-schäfi-husky-wohl in Norddeutschland. Er benimmt sich immer noch vorbildlich gegenüber
anderen Hunden, geht mit Ines arbeiten und wartet nach wie vor brav, bis sie fertig ist. Er hat sich
ein gutes Maß an Kondition antrainiert, liebt Spaziergänge mit der Familie in immer neue
Gegenden und hat ausgeprägtes Interesse an seiner Umwelt entwickelt. Manchmal testet er jetzt sogar
schon an, was passiert, wenn er einen anderen Weg einschlägt als seine Menschen. Oft funktioniert
das prima und sie joggen hinter ihm her :-) Aber sobald sie in die entgegen gesetzte Richtung verschwinden,
sucht er sie sofort wieder, denn alleine war er lange genug, hat er beschlossen.
Seit kurzem hat Bruno eine Labbidame zur Gesellschaft bekommen. Sie ist zwar nur zur Pflege dort, aber ein
liebenswerter, fröhlicher Hund, der Bruno immer mehr aus der Reserve lockt und versucht, ihm die
Vorzüge des Stöckchen-Apportierens beizubringen. Diese Welt hat sich Bruno bisher noch nicht
erschlossen, aber wir sind sicher, dass er auch diese Hürde noch nehmen wird ;-)
Bruno, du hast eine tolle Familie gefunden, wir sind glücklich, dass wir dich dorthin geben durften
und wir hoffen, dass ihr alle noch sehr lange viel Freude miteinander habt!
Vermittelt am 24. März 2008