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Leo

Leo II

Leo kam nach Canalba, als er ein gutes Jahr alt war. Ungefähr 1999 muss das gewesen sein. Eigentlich lebte er als freier Hund in Colonnella (Adria), ein überaus freundlicher Kerl, der sich sein Futter selbst suchte und niemandem zur Last fiel. Das wäre wohl auch immer so weiter gegangen, wenn Leo nicht eines Tages seine Liebe zur Religion entdeckt und sich entschlossen hätte, zum Katholizismus zu konvertieren. Von diesem Augenblick an war er regelmäßig in der Kirche des Ortes zu finden, wo er sich zwischen die Menschen mischte und den Messen lauschte.
Man sollte meinen, dass dieser Umstand in einem durch und durch katholischen Land, das auch noch den Sitz des Papstes beherbergt, eher auf Billigung stößt als auf Ablehnung. In einem Land, das einen Franz von Assisi hervorbrachte, der zu den Vögeln predigte und seine Christmette in den Stall verlegte, damit das Vieh sie mit anhören konnte. Aber weit gefehlt! Stimmen wurden laut, die Leos Anwesenheit im Gotteshaus zunehmend kritisch hinterfragten. Und nach nicht allzu langer Zeit wurde er für seine Leidenschaft verdammt: Ein Hund hat in einer italienischen Kirche nun mal nichts zu suchen! Der Ehrlichkeit halber muss man hinzufügen, dass Leos Niedergang als freier Hund wohl auch in der Tatsache begründet lag, dass seine neu entdeckte Religiosität ein klein wenig vorgetäuscht war und ihre Ursache mehr in den leckeren Inhalten der Handtaschen älterer Kirchenbesucherinnen hatte als in echter Gläubigkeit. Das Ende seiner klerikalen Phase kam somit abrupt in Form einer Inhaftierung und Abschiebung ins Kittchen - sprich Canile. Und damit endete auch sein Dasein als freies Geschöpf Gottes.

Leo II Leo II

So derbe von der Menschheit enttäuscht, wandte sich Leo postwendend aber ohne Trauer den mehr weltlichen Dingen zu - vornehmlich dem Fressen. Dieser Leidenschaft frönte er den Rest seiner Tage, was seinem Gemüt gut - seiner Figur dagegen eher schlecht bekam. Aber egal, irgend einen Sinn muss das Leben haben.

Leo und Klyn Zeit seines Daseins in Canalba war Leo ein liebenswerter, sanfter Bär - etwas behäbig und von ungeheurer Gemütsruhe. Er genoss es, in der Sonne zu liegen und sich braten zu lassen. Mit niemandem hatte er Streit - wer keine Freunde fand, war bei Leo an der richtigen Adresse. Er gehörte zum Inventar von Canalba. Sein Leben spielte sich im großen Rudel ab, meist in der Futterküche, ohne große Höhen und Tiefen. Ein sanft bestreicheltes Geplätscher endlos gleicher Tage. Aber immer mit reichlich Futter - das liebte er. Und auch er wurde geliebt.

Klyn In letzter Zeit hatte er manchmal epileptische Anfälle, die behandelt wurden - wir hätten gewarnt sein sollen. Aber wer denkt schon bei einem grade mal 9-jährigen und ansonsten gesunden Hund an den Tod?

Am 06. Mai 2008 lag Leo morgens leblos zwischen seinen Freunden. Er starb sanft, sein Herz war einfach stehen geblieben.
Klyn, sein letzter und jetzt sehr einsamer Weggefährte, vermisst ihn maßlos.
Wir auch.

Leo II


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