So ganz genau weiß keiner mehr, wie lange Nerona schon im Canile war, lange Jahre auf alle
Fälle. Sie war noch jung, als sie kam, aber sie war erwachsen und sie war schwarz - Keine Chance,
das Tierheim jemals wieder zu verlassen. Dabei wäre Nerona ein prima Familienhund gewesen,
liebevoll, freundlich zu jedem, einfach und anspruchslos im Umgang. Aber sie hat nie die Gelegenheit
bekommen, ihre Qualitäten zu beweisen. Statt dessen hat sie ihr Leben zwischen den Zäunen Canalbas
verbracht.
Allerdings lebte sie im großen Rudel und hatte somit immer Gesellschaft, die Nähe der Pflegerinnen
und Abwechslung. Und Nerona gehörte zu den Hunden, die einen Job im Canile hatten: Nerona war unsere
Krankenschwester. Na ja, vielleicht doch eher ein Drache von Stationsschwester, denn sie leitete ihre
Krankenstation mit eisernem Regiment. Aber die Hündin hatte ein unfehlbares Gespür für
Krankheiten und Tiere, die ihre Hilfe brauchten. Sie erschnüffelte die Stellen im Körper ihrer
Artgenossen, die im Argen lagen, suchte die Nähe von Hunden, die Hilfe brauchten und kümmerte sich
um die kleinen Welpen, denen die Mutter fehlte. Sie war dadurch viel im Büro (das gleichzeitig als
Krankenstation fungiert) und im Eingangsbereich, um die Neuankömmlinge in Empfang zu nehmen und – im
wahrsten Sinne des Wortes - zu untersuchen.