Vincent ist eine ganz arme, kleine Socke. Sein Leben hing an einem seidenen Faden und nur sein Wille zu
überleben hat ihn gerettet. Teresa hörte sein jämmerliches und schon sehr schwaches Miauen
aus einer Garage und mit Hilfe von mehreren Feuerwehrmännern und Drehleitern gelang es ihnen
gemeinsam, einen Zugang zu dem Gebäude zu bekommen. Sie mussten lange suchen, bis sie die völlig
ausgemergelte kleine Katze in einem Schacht fanden. Wie sie dort hingelangt war und was sie vorher erlebt
hat, werden wir wohl nie erfahren.
Unsere Tierärztin versuchte dann, dem Bündel Elend wieder Leben einzuhauchen und ihn von all
den blutigen Krusten zu befreien, die seinen Kopf bedeckten. Als sie vorsichtig das Blut am Ohr abwusch,
hatte sie es plötzlich in der Hand, es war abgetrennt und hing nur noch durch den Schorf fest.
Annähen war nicht mehr möglich, also wird der kleine Vincent in seinem weiteren Leben ohne
Stereokopfhörer auskommen müssen.
Damit scheint er aber auch gar keine Probleme zu haben. Denn seit er ausreichend zu Fressen hat, in Ruhe
schlafen kann, medizinisch versorgt wurde und in Streicheleinheiten badet, erholt er sich zunehmend und wird
immer mehr zu einem munteren kleinen Katzenbuben, der gern mit seinesgleichen tobt. Die Schrecken der
Vergangenheit merkt man ihm zwar noch ein wenig an, er ist halt etwas schüchtern und leichter zu
erschrecken, als seine Freunde. Aber die Chancen stehen gut, dass er seinen schlechten Start irgendwann
ganz hinter sich lassen und ein - zumindest annähernd - normales Leben leben kann.
Er braucht jetzt nur noch Menschen, die ein Herz für den kleinen Kerl haben und ihm helfen, seine
Erlebnisse endgültig zu vergessen. Vermittelt wird er nur in Katzengesellschaft oder zusammen mit
einem anderen Welpen. Die Möglichkeit zu Freigang sollte gewährleistet sein.
Ein besonderer Kater wird Vincent auf alle Fälle werden.
Vincent hat eine prima Familie gefunden und ist
seine neue Stelle dort am 6. November 2008 angetreten.