Lilla ... ein Traumsetter ... eine Hündin, die einen ganz klein und demütig werden lässt,
wenn man ihr begegnet. Denn sie besitzt so viel mehr Größe, als die Menschen, mit denen sie
bisher zu tun hatte!
Auf den ersten Blick sieht man ihr ihre Vergangenheit an: Aus der einen Augenhöhle starren einem nur
rote Fleischfetzen entgegen, das andere Auge blickt dagegen klar auf den Menschen - warum nur immer noch
voller Vertrauen? Dass sie das Auge durch äußere Einwirkung verloren hat, war von vorn herein
klar. Die Wahrheit über das Geschehene enthüllte dann das Röntgenbild: Lilla wurde mit
Schrot auf den Kopf geschossen. Dabei wurde das eine Auge komplett zerstört und einige der Schrotkugeln
blieben in ihrem Kopf stecken (die Reste des Auges und die Schrote werden noch operativ entfernt).
Eigentlich sollte man meinen, dass ein Hund, dem so etwas durch Menschenhand passierte, jedes Vertrauen in
Zweibeiner verlieren müsste, dass er traumatisiert und ängstlich durch die Gegend schleicht.
Aber nicht so Lilla. Immer noch blickt sie uns direkt ins Gesicht, immer noch ist weder Angst noch
Misstrauen in ihrem Auge - nur ein klein wenig nachdenklich wirkt sie. Die wunderschöne Hündin ist
verschmust und kuschelt für ihr Leben gern, settertypisch ist sie sanftmütig und sensibel,
liebevoll mit Menschen und ruhig, solange sie in deren Nähe ist. Streicheleinheiten sind ihr
Lebenselixier, ihr kluger Kopf ist hellwach und bereit für alles, was Freude bereitet.
Die Art ihrer Verletzung lässt vermuten, dass Lilla früher als Vollgebrauchsjagdhund gelebt hat.
Sie wird also nicht nur den für ihre Rasse typischen großen Bewegungsdrang haben, wenn sie im
Freien ist, sondern vermutlich dann auch nichts Schöneres kennen, als - die Nase immer am Boden - eine
Fährte zu verfolgen. Für diese Zaubermaus sind also echte Setterkenner mit großem Herzen
gefragt, die sowohl mit ihrem Wesen als auch mit ihrer 'Behinderung' umgehen können. Wenn ihre
Augenhöhle verheilt ist, wird Lilla ein ganz normales Leben führen können und entsprechend
artgerechte Beschäftigung brauchen um sowohl ihren hellen Geist als auch ihre flinken Beine
glücklich zu machen.
Lilla wird erst nach erfolgter Behandlung des Auges kastriert und medizinisch voll versorgt abgegeben.
Einen Katzentest führen wir bei Bedarf gern durch. Wer schenkt unserer Schönen eine Zukunft, die
sie die Vergangenheit vergessen lässt?
16. Februar 2009: Erster Bericht von Lillas Pflegestelle
Die einäugige Piratin
Hallo Bettina,
Lilla geht es super hier und sie genießt ihr neues Leben schon mit der Nase im Wind auf den
verschneiten Wiesen.
Sie ist ein richtiges Schmusemädchen und hat unsere ganze Familie sofort
um den Finger (oder auch um die Pfote) gewickelt.
18. Februar
Hallo Birgit,
inzwischen kann ich schon ein bisschen mehr über Lilla erzählen:
Im Haus verhält sie sich
ruhig, weicht einem aber nicht von der Seite. Von Zeit zu Zeit rennt sie gegen Tische oder Wände, was
wohl mit ihrer eingeschränkten Sehfähigkeit zu tun hat. Mit meinen beiden Hunden versteht sie
sich gut ... man ignoriert sich mehr, als dass man es Freundschaft nennen könnte. Vor anderen Hunden
hat sie Angst und zeigt sich sehr unterwürfig. Menschen begegnet sie dagegen uneingeschränkt
freundlich
und geht auf jeden zu.
Nachts ist sie sehr wachsam und schlägt laut an, wenn ihr etwas nicht ganz
geheuer ist. Aber ich glaube, dass auch das sich legen wird, sobald sie alle Geräusche hier kennt.
Sie lässt sich übrigens tadellos duschen, auch wenn es ihr nicht besonders zu gefallen
scheint.
Im Freien entwickelt sie starke Lauffreude und läuft und läuft und läuft ... Nase am Boden,
jede Fährte wird freudig aufgenommen. An der langen Schleppleine lässt sich erkennen, dass sie
sehr wohl auf Ruf angelaufen kommt (wenn sie gerade Lust dazu hat und wenn es gerade nichts Interessanteres
zu entdecken gilt). Ein zweistündiger Spaziergang ist für Lilla sozusagen nur die Aufwärmphase.
Vor Straßen bzw. vor Autos hat sie Angst, aber wir üben auch das fleißig.
Ansonsten liebt sie ihre Menschen und ist für jede Aufmerksamkeit dankbar. Streicheleinheiten
genießt sie sehr. Was man noch ein bisschen trainieren muß, sind ihre Tischmanieren, da wird
schon mal gestohlen, wenn niemand aufpasst. Aber man kann ihr einfach nie böse sein!
Stubenrein ist sie vom ersten Tag an gewesen. Aufgrund der Umstellung des Fressens kam es nur zweimal
zu kleinen Missgeschicken während der Nacht.
Ja, was soll ich noch schreiben - Lilla ist wirklich einer der liebenswertesten Hunde, die ich je
kennengelernt habe!
Liebe Grüße - Iris
Die liebenswerte Lilla hat Glück und darf in ihrer Pflegestelle in Südtirol
bleiben.
So muß sie sich nun nie mehr an ein neues Zuhause gewöhnen.
Die gesamte adopTiere-Mannschaft wünscht dem hübschen Settermädchen alles
Glück der Erde!
Vermittelt im Mai 2009