Banner

Mai 2009

Pirata

Pirata Pirata wurde im Oktober 2006 durch die Gemeindepolizei ins Canile eingeliefert, ein bildhübscher, mit seinen 63 cm auch imposanter und erst ca. 2 Jahre alter Maremmanorüde, der durchaus wusste, was er wollte - und was nicht. Auf den ersten Blick konnte man sehen, dass er ein trübes Auge hatte, ein Merkmal, an dem man ihn jederzeit erkennen konnte. Das war aber gar nicht nötig, um seine Herkunft nachzuweisen, denn er hatte auch einen Chip - dazu auch noch einen, bei dem der Besitzer registriert war. Der Herr - eine lokal bekannte Persönlichkeit - leugnete allerdings vehement, dass der Hund ihm gehört hatte. Nach einiger Zeit wurde Pirata von offizieller Stelle zum Kastrieren abgeholt. Als er wieder kam, ließ sich der Chip nicht mehr finden und er bekam einen neuen. So einfach geht das.

Pirata Im Canile gewöhnte sich Pirata nicht gern ein, er litt ganz offensichtlich - wenn auch nur leise - unter seiner 'Abschiebung'. Um ihm das Leben ein wenig erträglicher zu machen, brachte Charlotte ihm während der ganzen Zeit, die er im Canile verbrachte, jeden Morgen eine Tupperdose voll Cornflakes in Milch von zuhause mit - etwas, was Pirata liebte. Und er liebte Charlotte dafür.

Freundlich war er eigentlich zu jedem und obwohl er nie wirklich auffällig geworden ist, war trotzdem klar, dass er seine Meinung notfalls nachdrücklich durchsetzen würde, wenn es drauf ankäme - und das nicht nur gegen andere Fellnasen. Er war halt ein ausgewachsener Maremmanorüde mit einem gesunden Selbstbewusstsein. Und er hatte bis dahin allein auf einem Grundstück gelebt - nicht die beste Voraussetzung um die Überzeugungen eines Herdenschutzhundes anpassungsfähig an die seines Menschenrudels zu machen. Obwohl er im normalen Umgang lieb und schmusig war, sanken seine Vermittlungschancen damit gegen null. Und so gab es denn auch fast niemanden, der sich für ihn interessierte.


Pirata Pirata lebte ein stilles Leben im Canile - und ein einsames. Er kam nur selten mit anderen Hunden zusammen, weil niemand das Risiko einschätzen konnte, ob das gut gehen würde. Er machte aber auch keine Anstalten, sich den anderen zu nähern, nicht einmal an Hündinnen war er sonderlich interessiert. Er wartete jeden Morgen voll Spannung auf Charlotte, nur um sich dann mit Inbrunst auf seine Cornflakes zu stürzen. Danach legte er sich in eine Ecke und beobachtete still das Treiben um sich herum. Zumindest war er immer in einem der Gehege vorn am Büro untergebracht, wo das Leben tobt und er genug zu schauen hatte.


Pirata
Aber irgendwann hat Pirata wohl einfach aufgegeben. Er wurde stiller und ruhiger und als ihn Isotta eines Tages angriff, hatten wir alle Mühe, ihn vor der kleineren und schwächeren Hündin zu schützen - Pirata hatte den Spaß am Leben verloren.
Dann bekam er Ende April ohne erkennbaren Anlass die erste Magendrehung - ein immer präsenter Fluch, der besonders über den großen Tierheimhunden lauert. Er wurde sofort in die Tierarztpraxis geschafft und konnte gerettet werden. Aber es dauerte nur acht Tage, bis sein Magen sich das zweite Mal drehte. Diesmal konnte ihm niemand mehr helfen. Anfang Mai 2009 musste Pirata eingeschläfert werden - gerade mal fünf Jahre alt.

Wir konnten trotz aller Mühe nicht mehr für dich tun, Pirata, es tut uns so leid. Wir können nur hoffen, dass die verantwortungslosen Menschen, die dir das angetan haben, irgendwann begreifen ... irgendwann verstehen ... irgendwann sehen lernen. Und sich dann schämen.

Leb wohl, weißer Riese!



Pirata

Pirata und Charlotte Cornflakes
Cornflakes von Charlotte

Pirata
OP nach der Magendrehung

Pirata Pirata Pirata

zurueck