Rosalies Schicksal ist ganz einfach zu beschreiben: Alt - blind - entsorgt. Ja, Rosalie ist fast blind,
sie sieht aber noch hell und dunkel und vermutlich auch noch ein bisschen mehr und kommt auch wirklich
super mit dieser Behinderung zurecht. Allerdings nicht gut genug, um heimatlos und im wahrsten Sinne
des Wortes mutterseelenallein durch die Straßen zu irren. Genau dies tat sie jedoch, vermutlich auf
der Suche nach ihrem ursprünglichen Zuhause, und wir fragen uns, ob tatsächlich jemand so ein
hilfloses Wesen ausgesetzt hat oder ob sie einfach so abhanden gekommen ist. Aber warum vermisst sie
dann niemand? Warum sucht sie keiner? Ist es überhaupt schon jemandem aufgefallen, dass dieser kleine
alte Hund, der sonst immer da war, plötzlich weg ist? Macht sich denn niemand Sorgen?
Glücklicherweise wurde Rosalie von einer italienischen Tierschützerin aufgegriffen und in unser
Tierheim gebracht. Dort verbrachte sie nun die letzten Wochen, in denen sie die Welt nicht mehr verstand.
Ein kleines bisschen ist das Glück jedoch zu ihr zurückgekehrt, denn Rosalie konnte Anfang
Dezember in eine Pflegestelle nach Braunschweig übersiedeln. Hier genießt sie nun den Luxus eines
geregelten Tagesablaufs und fällt nach den täglichen Spaziergängen, die offensichtlich
absolutes Neuland für sie sind, in einen seeligen Tiefschlaf in ihrem eigenen, weichen Körbchen an
der Heizung!
Rosalie ist wirklich pflegeleicht und sucht ein ruhiges, ebenerdiges Zuhause mit kleinem Garten. Wenn
man ihren Rhythmus beachtet, ist sie stubenrein und schläft auch nachts 10 Stunden am Stück durch.
Sie ist sehr aufgeweckt und nimmt aufmerksam am Leben teil. Marathon läuft sie eher keinen mehr, aber
30-45 min kann man durchaus noch mit ihr spazieren gehen. Und da Bewegung hungrig macht, legt sie auch den
Appetit einer 10köpfigen Raupe an den Tag :)
Zurzeit lebt Rosalie mit einer weiteren Hündin zusammen und nach anfänglichen Schwierigkeiten
hat sie sich mit ihr arrangiert. Sie ist durch die vielen Umstellungen der letzten Zeit sehr verunsichert
und meint seitdem, dass Angriff die beste Verteidigung sei, wenn ihr etwas nicht geheuer ist. Kein Wunder,
wenn man winzig klein ist und kaum mehr gucken kann. Im Canile kam sie aber prächtig mit allen Hunden
aus, also bleibt zu hoffen, dass sich ihr Verhalten anderen Fellnasen gegenüber wieder ändert, wenn
sie sich im neuen Zuhause eingelebt hat. Einer Vermittlung zu einer zweiten Hündin sollte im Moment aber
eine Kennenlernphase voran gehen. Ruhige Rüden dürften jedoch kein Problem sein. Katzen mag sie
allerdings definitiv nicht.
Altersbedingt bekommt Rosalie eine halbe Herztablette pro Tag, ansonsten lebt sie aber munter ohne
Medikamente und es geht ihr bestens dabei.
2. Januar 2009
Rosalie scheint die Pflegestelle gut zu tun. Andrea dachte erst, sie müsste ihr Schneeschuhe unterschnallen,
aber nach kurzem Sitzstreik pflügte Rosalie sich dann doch todesmutig durch den Schnee :))