Anfang 2005 erhielt Charlotte einen Anruf aus einem Telekomgeschäft in Tortoreto: An der Straße würde ein Hund liegen
und sich nicht mehr weg bewegen. Die Besitzerin des Geschäftes hatte schon das Veterinäramt angerufen und war auch auf der
Gemeindepolizei vorstellig geworden, aber da Samstag war, fühlte sich niemand zuständig.
Charlotte fuhr also hin und fand den armen Kerl, mehr auf als an der Straße liegend. Er war in einem erbarmungswürdigen
Zustand und einfach vor Erschöpfung zusammen gebrochen, wo er gestanden hatte. Nun konnte er keinen Meter mehr weiter. Auf dem
Körper befand sich fast kein Haar, überall hatte er Wunden, seine Ohren waren total vereitert.
Nachdem Talebano, wie wir ihn nannten, ins Canile gebracht worden war, stellte sich heraus, dass er so ziemlich jede Mittelmeerkrankheit
mitbekommen hatte, die es in der Gegend überhaupt gab. Er wurde behandelt, kurierte aus, was sich auskurieren ließ und bekam
Medikamente für die chronischen Erkrankungen. Dank Teresas Extraportionen verbesserte sich sein ausgemergelter Zustand zusehends,
sein Fell wuchs nach und er wurde wieder zu einem stattlichen Rüden. Zurück blieb bei ihm aber zeitlebens ein tiefes
Misstrauen Menschen gegenüber. Er ließ sich ungern anfassen, was die Behandlung seiner chronisch vereiterten Ohren immer
schwierig machte und sie dadurch nie richtig ausheilen ließ.
Mit Hunden verstand Tale sich dagegen gut. Wen auch immer man zu ihm in den Zwinger steckte, duldete er anstandslos. Mit manchem
Hund verband ihn sogar eine richtige Freundschaft. Aber unter den Menschen fand der arme Kerl nie einen richtigen Freund.
Bei diesen beiden frühen Bildern sieht man noch, wie sein Fell erst ganz langsam nachzuwachsen begann:
In den letzten Wochen hatte Tale sehr abgebaut und wurde immer weniger. Als er nicht mehr aufstehen wollte, konnten wir nichts mehr
für ihn tun, als ihn den Weg über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen.
Leb wohl, Tale und viel Freude mit deinen Freunden, die hinterm Regenbogen auf dich warten!
Tale musste im November 2009 eingeschläfert werden.