Schüchtern, sensibel - und wunderschön
Warum so ein wunderhübscher Welpe wie Albina keine Chance auf eine eigene Familie bekommen hat, ist unbegreiflich. Sie
war gerade zwei Monate alt, als sie in die Hundehölle eingeliefert wurde, in der sie fast ihr ganzes bisheriges Leben
verbringen musste. Mit Hunderten anderer Hunde lebte sie unter katastrophalen Bedingungen zwischen Dreck, Unrat, Ratten
und Flöhen auf engstem Raum zusammengepfercht. Ohne ausreichend Nahrung, ohne medizinische Versorgung, ohne Liebe
oder Kontakt zu Menschen, denen ihr Schicksal nicht egal ist.
Schon ein robuster Hund hat es schwer, unter solchen Bedingungen normal zu bleiben. Für einen Hund wie Albinia war es
ein unendliches Martyrium. Die schneeweiße Hündin ist nicht nur bildschön, sondern hat auch einen ausgesprochen
sanftmütigen, schüchternen und unterwürfigen Charakter. Sie ist eine typische Vertreterin ihrer Rasse, bei der
sich Sensibilität mit Intelligenz und großer Menschenbezogenheit paart. Vorausgesetzt, sie finden Menschen, die ihnen
mit Liebe begegnen.
Albinas sensible Seele hat nicht lange durchgehalten: Sie wurde schnell zu einem völlig verängstigten Hund, der die
Jahre verkrochen in einer Hütte verbrachte, allein in einem winzigen Zwinger, ganz hinten am Ende einer unendlichen Reihe
von schrottigen Gehegen.
Besonders gelitten hat sie unter den Parasiten. Als sie bei der Konfiszierung des Tierheims gefunden wurde, war sie komplett
nackt, ein Bild des Jammers mit krebsroter, zerbissener Haut, auf der sich Läuse, Flöhe und Milben tummelten. Nach
einem Jahr und vielen Medikamenten wächst das Fell jetzt langsam nach, aber auf dem Schwanz wollen sich immer noch keine
Haare einstellen und auch das übrige Fell wird noch einige Zeit brauchen, bis es so lang und schön sein wird, wie
es gehört. Da sie mit der kaputten Haut sehr empfindlich reagiert, bekommt sie derzeit nur Fischtrockenfutter von Hills,
auf alles andere reagiert sie noch mit Hautreizungen.
Albina hat weder Leishmaniose noch eine andere Mittelmeerkrankheit, sie ist auf alles negativ getestet. Ihr Aussehen verdankt
sie ausschließlich einer unvorstellbaren Verwahrlosung und Mißachtung durch die Menschen, die sie hätten
behüten sollen.
Außerdem hat sie sich durch die katastrophale Unterbringung der vergangenen Jahre vermutlich eine leichte Arthrose
eingefangen. Die Tierheimärztin will sie vor dem Winter noch röntgen - aber eigentlich hoffen wir, dass sie bis
dahin ein Zuhause gefunden hat!
Heute wohnt Albina im neuen Tierheim mit einem Rüden und einer Hündin zusammen und versucht mühsam, ihre
Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie ist absolut friedfertig und aggressionslos sowohl Menschen als auch anderen Hunden
gegenüber. Aber sie spielt auch nicht mit ihren Artgenossen sondern sitzt nur stumm in einer Ecke und bewegt sich langsam
und bedächtig, wenn es mal sein muss. Zu Menschen sucht sie keinerlei Kontakt, lässt aber alles geduldig über
sich ergehen, was man mit ihr macht. Es ist fast so, als hätte sie sich innerlich verkrochen, um das Leben nicht mehr an
sich heran kommen lassen zu müssen.
Aber wir sind sicher, dass diese charakterlich so liebenswerte Hündin doch noch eine Chance auf ein eigenes Zuhause hat.
Sie braucht auf alle Fälle eine ruhige Umgebung mit einem geregelten Tagesablauf. Und Menschen, die ihr mit besonders
viel Liebe, Einfühlungsvermögen und Ruhe helfen, einen Weg ins Leben zurück zu finden. Ob Albina jemals
wieder ein ganz normaler Hund sein wird, ist nicht sicher. Vermutlich wird sie sich sehr an einen einzelnen Menschen binden
und anderen Zweibeinern sowie fremden Situationen gegenüber eher schüchtern bleiben. Aber sie wird sich wieder
freuen können und sie wird ihren Menschen lieben lernen. Sie hätte es so sehr verdient!
Auch die sanfte Albina hatte endlich einmal Glück in ihrem Leben, denn eine
liebe Familie aus Deutschland hat sich in sie verliebt.
Am 1. Oktober 2010 konnte Albina das Tierheim verlassen und ist nach
Neuhof übersiedelt.