Amos langes Leben im Tierheim
5. April 2010: Amos' im neuen Zuhause
Am 19. Februar war es für Amos endlich soweit: er hatte seine langersehnte
Fahrkarte nach Deutschland und trat die weite Reise in eine neue Heimat an.
Da sein neues Herrchen ihn noch nicht gleich übernehmen konnte, durfte er sich
in einer Pflegestelle aklimatisieren und langsam an all die neuen Eindrücke
gewöhnen, die nach den langen, eintönigen Jahren im Canile auf ihn einprasseln
würden.
Die Fahrt hatte der tapfere, kleine Herr sehr gut überstanden und mutig -
und durchaus mit einer eigenen Meinung zu all den Neuerungen in seinem Leben -
stellte er sich der Aufgabe, zu einem deutschen Familienhund zu werden.
Er gewöhnte sich schnell an die neue Umgebung, verstand sich auf Anhieb
prima mit den vorhanden Hunden und Katzen und entdeckte in Windeseile die
diversen angenehmen Schlafplätze, die mit weichen Decken und Kissen
ausgepolstert auf ihn warteten. Sein Lieblingsplatz wurde aber schon am
ersten Tag der Platz unter dem Küchentisch, mitten im Zentrum des Geschehens,
der mit dem weichen, weißen Kuscheltuch bestückt wurde, das er in seinem
letzten Patenpaket bekommen hatte. Hier konnte er still alles verfolgen, war
immer bestens informiert und hatte auf seine sanfte Art alles im Griff.
Binnen weniger Tage entpuppte er sich als Kampfschmuser ersten Ranges,
fing an, seine Streicheleinheiten einzufordern und begrüßte alle Menschen,
die er erkannte,
fröhlich schwanzwedelnd.
Obwohl ihm das Fressen aufgrund seiner Tumore nicht mehr leicht fällt und
er mit Durchfällen zu kämpfen hat, nahm er ganz langsam wieder zu, sein
anfangs torkeliger Gang wurde wieder sicherer, die ersten Freudensprünge
brachten alle in seiner Umgebung zum Lachen und von Tag zu Tag kam ein wenig
mehr Leben zu ihm zurück.
Binnen kürzester Zeit hatte er eine Oldie-Fangemeinde um sich gesammelt, lernte
Schnee, Wald, Wiesen, grünende Felder und das Meer kennen, Spaziergänge bei
Wind und Wetter, ruhige Sonnenstunden auf der Veranda, Gerichte, von denen
sein Gaumen nie zu träumen wagte, 1000 Gerüche, die es zu erforschen galt.
Sein neues Herrchen kam ihn in dieser Zeit an jedem Wochenende besuchen und
brachte ihm den so heiß geliebten Kuchen mit, der immer seinen Weg in
Amos Magen findet … auch wenn sonst schon gar nichts mehr geht.
Langsam schlossen die beiden miteinander Freundschaft und am 05. April war
es soweit: Amos fuhr mit in sein neues Heim in Hamburg.
Jetzt bleibt uns nur, zu hoffen, dass er dieses neue Leben noch so lange
wie möglich genießen kann.
Viel, viel Spaß, kleiner Mann! Du bist ein wundervoller Hund und wir
freuen uns schon jetzt, wieder von dir zu hören.
17. April 2010: Gruss von Amos
Hallo Barbara,
ich wollte mich schon längst einmal gemeldet haben, aber Job und
der neue Mitbewohner im Haus halten einen ganz schön auf Trab ;-).
Er macht sich aber ziemlich gut, dafür, dass er eigentlich so gut wie
nichts kannte. Sogar mit dem Autofahren findet er sich inzwischen
von Mal zu Mal besser ab.
Leider klappt es mit dem alleine in der Wohnung bleiben gar nicht.
Nach kurzer Zeit des Suchens fängt er gnadenlos an zu bellen.
Im Auto ist es ein wenig besser.
Durchfall hat er leider auch immer noch, mal kaum noch, mal
richtig wässrig. Nächste Woche ist dann auch der erste
Tierarztbesuch angesagt, dannach melde ich mich nochmal.
Gleich geht es nochmal raus, obwohl lange Spaziergänge nicht so
seine Sache zu sein scheinen. Man muss Ihn ein wenig zu seinem
Glück zwingen, aber dann schnüffelt er auch ausgiebig, versteht sich
gut mit anderen Hunden und lässt sich gern von jedem streicheln.
Viele Grüsse und bis bald,
Stephan

27. April 2010
Hallo Barbara,
zu später Stunde nochmal ein kurzer Bericht von Amos...
Ich denke, so langsam gewöhnen wir uns aneinander und alles spielt sich
mit der Zeit ein. Gassi gehen klappt inzwischen ziemlich gut. Er hat
sich gemerkt, wie sehr es mich doch freut, wenn er draussen sein Geschäft
verrichtet!
Dafür nimmt er auch gerne den Weg über die anfangs lästigen Stufen auf
sich. Das Treppensteigen beherrscht er inzwischen ganz klasse.
Auch mit dem Autofahren hat er sich abgefunden. Da er nicht alleine
bleiben mag, muss er ja auch meist mitkommen. Da konnten wir viel üben.
Inzwischen liegt er hinten auf der Rückbank während der Fahrt.
Bei Kunden verhält er sich ganz brav, liegt auf seinem Bett und schläft
die meiste Zeit.
Nur darf ich nicht ausser Sichtweite gehen. Zur Toilette
kann ich mich
meist nur während seiner Tiefschlafphasen schleichen...
Fressen tut er einigermassen, nach
wie vor etwas mäkelig, aber es geht mit genügend Variation an
Leckereien.
Teilweise kommt es mir vor, als hätte er Probleme mit seiner Atmung,
vermutlich durch den Tumor. Ansonsten siehts bei Amos aber ganz gut aus,
sein Herz hört sich gut an und im Ultraschall war auch nichts
Schlimmes zu sehen.
Viele Grüsse,
Stephan
Neuigkeiten vom 13. August 2010
Hallo Silvia,
Amos geht es soweit sehr gut. Gesundheitlich ist er stabil und er
hat keine akuten Beschwerden.
Er frisst für seine Verhältnisse inzwischen wieder sehr gut
und bekommt fast nur noch richtiges Hundefutter ;-).Er
ist zwar immer noch eher ein dünner Hering, aber das
ist er ja auch von Natur aus. Und so richtig viel zu fressen ist
er wahrscheinlich nach all den Jahren Tierheim auch
nicht gewohnt. Aber er ist längst nicht mehr so dürr
wie am Anfang.
Zwischendurch hat ihm die Hitze ziemlich zu schaffen gemacht, aber
wem auch nicht! ;-)
Und er ist ja nun auch ein richtig alter Hundemann...
Autofahren mag er inzwischen richtig gern, steigt von alleine ein
und legt sich hinten hin. Es ist natürlich immer
noch aufregend für ihn, wenn es irgendwo hin geht, wo er
noch nicht war, aber auch dann ist er eher interessiert und
gewöhnt sich auch schnell an eine neue Situation.
Zu Kunden oder Freunden kommt er fast immer mit und verhält
sich dort wirklich vorbildlich!
Alleine bleiben klappt auch ganz gut, obwohl ich das über lange Zeit
noch nicht so richtig ausprobiert habe. Aber 1 bis 1,5 Stunden sind kein
Problem, kein Bellen und kein Kratzen an der Tür mehr...
So langsam fühlt er sich hier zuhause und merkt,
dass man immer wieder kommt.
Also alles in Ordnung!
Viele Grüße,
Amos und Stephan
16. Oktober 2010: Leb wohl, Amos!
Hallo Barbara, hallo Silvia,
leider melde ich mich heute mit der traurigen Nachricht:
Amos musste gestern eingeschläfert werden.
Nachdem er viele schöne Wochen ohne große Beschwerden hatte,
noch einmal aufgeblüht war und sich so toll eingelebt hatte, hat
sein Tumor am Hals einen gewaltigen Wachstumsschub erlebt.
Innerhalb von knapp zwei Wochen hat er so stark abgebaut, dass
gegen Ende auch kein Medikament mehr half...
Er hat sich nicht quälen müssen, war nicht allein und hat bis zum
Schluss alles Schöne genossen.
Traurige Grüße,
Stephan
Lieber Stephan,
danke von ganzem Herzen!
Danke für die Zeit, die Du Amos geschenkt
hast und danke auch dafür, dass er
durch Dich noch kennenlernen durfte, wie es ist, in einer eigenen Familie
zu leben.
Eine Erfahrung, die so viele der von uns betreuten Hunde nie machen konnten.
Das Team von adopTiere
Vielleicht bedeutet Liebe auch
lernen,
jemanden gehen zu lassen,
wissen, wann es Abschied nehmen heißt.
Nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Weg stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben.
Verfasser unbekannt