Ein bitter kalter Morgen im Februar 2010 ... auf den Wassereimern der Hunde hatte sich über Nacht 2 cm Eis gebildet, die
kurzfelligen Hunde kuschelten sich eng aneinander und blieben lieber in den Hütten, als am frühen Morgen schon heraus
zu kommen und wie sonst üblich Karin zu begrüßen, die die erste im Hundeheim ist. Zu kalt für einen
italienischen Hund - zu nass und zu kalt für alles an diesem Morgen.

An der Leine
Aber Karin hatte an diesem Morgen auch gar keine Zeit für die übliche Begrüßungsrunde. Denn als sie sich mit
dem Auto dem Canile näherte, sah sie sofort die dunkelbraune, verängstigte Jagdhündin, die an einem dünnen
Strick an den Zaun des Caniles gebunden war. An einer Stelle, an der wenige Zentimeter weiter die Autos auf der Landstraße
entlang rasen. Bei jedem Auto ging die Hündin erschreckt in die Knie und flüchtete, bis der Strick sie wieder zurückriss.
Und noch etwas sah Karin auf den ersten Blick: Die Hündin war hochschwanger. Das war wohl auch der Grund für die herzlose
Art, auf die sie entsorgt wurde ...

losgerissen!
Das Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite parken, aus dem Wagen springen und das Handy zücken, um ein
Beweisphoto für die Behörden zu machen, bevor sie versuchen würde, sich der Braunen vorsichtig zu nähern,
war eins. Aber das Bild war noch nicht ganz im Kasten, als ein großer LKW mit ungeheurer Geschwindigkeit ganz nah an der
verängstigten Hündin vorbeifuhr. Sie rannte wieder in die Leine - und die riss! Karin versuchte noch, sich ihr zu
nähern, um sie wieder einzufangen, bevor sie vom nächsten Auto überfahren werden konnte, aber die Angst vor dem Menschen
war zu groß und das Hundemädel rannte so schnell davon, wie es konnte.
Habseligkeiten eines Hundes
Erstmal blieb nichts mehr übrig, als die Anbindestelle zu inspizieren und nach Hinweisen auf den Besitzer zu suchen. Den Spuren
nach zu urteilen hatte das arme Tier die ganze Nacht direkt neben der vielbefahrenen Landstraße ausharren müssen - in
eisiger Kälte. Eine Decke hatte der treusorgende Besitzer ihr dagelassen. Auch eine Kinderjacke und Handschuhe. Hätte sie
die etwa anziehen sollen? Und - in einem Beutel - zwei Leinen. Ein wohlhabender Hund also. Genützt hat ihr das nichts,
sie wurde trotzdem einfach weggeworfen - nachts, bei eisiger Kälte, hochschwanger … wie feige!
Nach einiger Zeit zeigte sich die Schokobraune wieder in der Nähe des Caniles. In weiten Kreisen pendelte sie sich im Laufe
des Tages auf die Umgebung ein. Irgendwann, nach einigen Stunden, hatte sich der kleine Rüde des Obsthändlers zu ihr
gesellt, der ein Stück weiter oben an der Landstraße eine Verkaufsbude hat. Ein Überlebenskünstler, der
Kleine, der schon lange die Gegend unsicher macht. Bleibt zu hoffen, dass er ihr zeigt, wie sie dem fast sicheren Tod auf der
Landstraße vor dem Hundeheim entgehen kann.
Die Canalba-Frauen haben als Sofortmaßnahme eine Hundehütte auf das gegenüberliegende Feld geschafft und am Rand
weit ab von der Straße aufgebaut. Mit schönen warmen Decken drin und vollen Näpfen mit Futter und Wasser davor.
Mit Glück nimmt die Deutsch-Kurzhaar-Hündin diesen Unterschlupf und die Futterstelle an. Dann besteht die Chance, sie
einzufangen, bevor ein Auto sie erwischt - sie und die noch ungeborenen Welpen. Wir werden weiter berichten.
3. Februar 2009kein Happy End
Es hatte sich so gut angelassen. Die Schokobraune hatte in der Nacht die Hundehütte angenommen und das Futter gefressen.
Als Karin morgens kam, konnte sie sich vorsichtig an die Hündin herantasten und sie mit den Fingerspitzen berühren.
Mehr ließ sie nicht zu, an Einfangen war noch nicht zu denken. Aber es war ein so vielversprechender Anfang und alle
waren guten Mutes, dass sie sie in ein oder zwei Tagen ins Canile würden bringen können.
Lange hat die Freude nicht gedauert. Gegen Mittag überquerte die Kurzhaarhündin wieder die Landstraße und wurde
dabei von einem Auto erfasst. Während die Canalba-Frauen hilflos zusehen mussten, wurde das Tier weit durch die Luft geschleudert
und blieb am Straßenrand liegen. Karin rannte los, holte ihr Auto, lud den schwer verletzten Hund hinein und fuhr zu unserer
Tierärztin. Aber für ihren hochträchtigen Körper war der Aufprall zu heftig gewesen - das hübsche
Mädchen verendete noch auf dem Weg.
Wir kannten sie nicht, wir wussten nichts von ihr. Aber das mildert nicht unsere Trauer und das Entsetzen über das Ende
dieses Hundes. Ein sinnloser Tod mehr ... leider kein Einzelfall. Sie war nur eine von vielen, die diesen Weg gehen mussten,
weil ein verantwortungsloser Besitzer sich einer 'Sache' entledigen wollte, die ihm lästig geworden war.
Leb wohl, du Schöne! Vergessen werden wir dich nicht …