Wie alt der kleine Onkel ist, können wir nicht genau sagen. Sicher ist nur: Er ist sehr alt. Gefunden wurde er passenderweise
vor dem Friedhof von Martinsicuro. Wahrscheinlich ist er dort ausgesetzt worden und sprang dem Tod gerade noch einmal von der
Schippe, als er sich einfangen ließ.
Der Winzling ist gerade mal 16 cm groß. Fühlen tut er sich aber wie ein ganz
Großer ... zumindest, wenn eine der neu angereisten und noch nicht kastrierten Damen läufig wird

. Er versprüht dann
männliche Potenz für drei ausgewachsene Bulldoggen und verschließt gekonnt größenwahnsinnig die
Augen vor der Tatsache, dass die Mädels allein schon aus technischen Gründen für ihn unerreichbar sind. Und
auch davor, dass ihn die meisten anderen Rüden nur anpusten müssen, um ihn aus dem Weg zu räumen. Na ja, es
kommt ja schließlich vor allem auf die inneren Werte an!
Nebenbuhler straft er mit weltmännischer Verachtung. Allerdings hätte er auch schlechte Chancen, wenn er sich zur
Wehr setzen müsste. Neben seiner mangelnden Größe lassen nämlich auch seine Zähne niemanden mehr
vor Furcht erstarren: Außer schwarzen Stümpfen hat er in seinem winzigen Mäulchen nichts mehr zu bieten.
Das ist dazu auch noch komplett schief und verschoben, vermutlich wurde er allerdings schon so geboren.

Damit wären wir aber noch nicht am Ende seiner diversen Schönheitsfehler, der ihn so charmant unverwechselbar
machen. Er hat außerdem nur einen Hoden im Scrotum, der andere ist im Abdomen verblieben. Sein Herz ist dem Alter
entsprechend allerdings noch sehr gut. Dafür hört sich sein Bellen an wie der Protestschrei einer heiseren
Krähe. Und ob er noch weitere Krankheiten in sich birgt, die man auf den ersten Blick nicht erkennen kann, werden die
Bluttests ergeben.
Dieser kleine Mann ist so reichlich mit Strafen der Natur gesegnet, dass man ihn einfach gern haben muss. Und zu seiner
Ehrenrettung sei gesagt, dass er seine Menschen zärtlich liebt und ein Herzensbrecher ersten Ranges ist.
Wir wissen nicht, ob unser Kleiner Onkel noch eine Chance auf ein warmes Sofaplätzchen für seine letzten Tage
hat - verdient hat der Flohhüpfer es bestimmt. Aber dafür muss sich erst jemand mit einem sehr großen
Herzen finden, der ihn so liebt wie er ist: Mit allen seinen kleinen großen Fehlern.
Wir sind allerdings sicher, dass es Menschen gibt, die ihm mit dem einen oder anderen Patengeschenk seine alten Tage im
Canile noch etwas gemütlicher machen werden. Denn den Gedanken, ihn allein auf den kalten Holzbohlen einer Hundehütte
in einem Zwinger sterben zu lassen, kann eigentlich keiner von uns ertragen. Bitte helfen Sie dem Kleinen Onkel!

Der Kleine Onkel hat nach einem Kurzaufenthalt im Tierheim sehr schnell eine eigene
Familie gefunden und ist bereits dorthin übersiedelt.
Vermittelt am 26. November 2010