Wenn man alle Höhen und Tiefen italienischer Hundehaltung in einem einzigen Schicksal zusammengefasst sehen will, dann muss
man Zannas Leben betrachten. Ihr Dasein begann so schrecklich, wie man es sich nur vorstellen kann: Von ihrer ersten Besitzerin wurde
sie im Welpenalter an einen Baum gekettet und mehr oder weniger sich selbst überlassen. Ohne Schutz vor Sonne, Wind, Regen
oder Schnee ("Ein Hund fühlt ja nichts!") lebte sie dort einsam vor sich hin. Schon damals kümmerte sich Charlotte
und die Frauen vom Tierheim um die Hündin, ebenso wie Carla, eine tierliebe, ältere Frau. Die Hündin bekam halbwegs
regelmäßig Futter und eine Hundehütte von ihren 'Freundinnen' hingestellt, um ihr das Schicksal etwas zu erleichtern.
Da Zannas Besitzerin die Miete nicht bezahlte, musste sie das Haus räumen, in dem sie anfangs wohnte und zog mitsamt der Hündin
nach Tortoreto. Auch dort wurde Zanna wieder an einen Baum gekettet und blieb ohne Schutz zurück. Da sie nicht kastriert war, kam
es wie es kommen musste: Die Rüden der Umgebung deckten sie munter (wehren konnte sie sich an der Kette ja kaum) und sie bekam
sechs Welpen. Carla ergriff die Initiative und stellte ein altes Auto neben den Baum, das Zanna und ihrer kleinen Familie fortan als
notdürftiges Zuhause diente. Aber der Baum und das Auto standen nahe einer großen Straße und die Welpen kullerten
zwischen dem laufenden Verkehr herum - permanent der Gefahr ausgesetzt, überfahren zu werden.
Gerade als Charlotte Beppino den Auftrag gegeben hatte, ein Gehege für die sieben Hunde zu bauen, wurde die Gesundheitsbehörde
auf den desolaten Zustand aufmerksam, die Pfotenfamilie wurde konfisziert und ins Canile Sanitario gebracht. Carla ging dann fast
täglich dorthin, kümmerte sich um die Hündin und nahm die Welpen in ihre Obhut um ihnen das Schicksal des Tierheims zu
ersparen. Beppino zimmerte ein neues Gehege in der Nähe eines aufgegebenen Hauses und unter Carlas Obhut fand Zanna mitsamt ihren
Kindern dort ein vorübergehendes Zuhause. Fünf der Welpen wurden vermittelt, die wuschelige Hündin
Barbi blieb bei
ihrer Mutter. Carla suchte in der Zwischenzeit ein Haus mit Garten, in dem sie Hunde halten durfte und als der Umzug perfekt war, nahm
sie Zanna und Barbi ganz zu sich.
Alles sah nach einem glücklichen Ende in Carlas tierliebem Heim aus und Zanna lebte dort glücklich mit Barbie, zwei weiteren
Hunden und einigen Katzen. Bis - ja bis das Schicksal wieder zuschlug und bei Zannas Frauchen im Jahr 2009 ein Gehirntumor diagnostiziert
wurde. Als sie zum Sterben in eine Klinik gebracht werden musste, blieb für die Hunde der alleinstehenden Frau kein anderer Weg
als nach Canalba.
Wir haben Carla in ihrer letzten Zeit auf die Hand versprochen, dass wir für ihre vier Hunde wieder ein Zuhause finden werden, in
dem sie glücklich für den Rest ihrer Tage leben können. Zanna wartet noch darauf, dass wir unser Versprechen erfüllen.
Und die Hündin bringt wirklich alle Voraussetzungen mit, um eine Familie richtig glücklich zu machen: Sie ist bestens
sozialisiert und absolut verträglich mit allen Rüden und Hündinnen. Kinder findet Zanna einfach nur klasse,
überhaupt liebt sie Menschen und die von ihnen kommenden Streicheleinheiten - dafür tut sie alles. Da sie in einem Haus
gelebt hat, ist sie an ein geregeltes Familienleben, die Leine und das Autofahren gewöhnt.
Sie ist für ihr Alter sehr fit und noch zu allen Schandtaten bereit. Natürlich zwickt hier und da schon ein klein wenig die
Arthrose in ihren Knochen. Und da Zanna sich in der unseligen Zeit am Baum angewöhnt hat, mit Steinen zu spielen, sind ihre
Zähne eine mittelschwere Katastrophe und sehen aus wie die eines 20jährigen Hundes. Aber seit wir den Stein im Canile gegen
einen gebissfreundlichen Gummiball ausgetauscht haben, wird es wenigstens nicht mehr schlimmer. Sie ist ein Sonnenschein, spielt immer
noch für ihr Leben gern und möchte am liebsten alles mit ihren Menschen zusammen machen. Aber sie kann auch mal alleine
bleiben. Und zu allem Überfluss ist sie mit ihrem stockhaarigen Fell auch noch bildschön.
Das einzige, was ihr zu ihrem Glück fehlt, sind Menschen, die sie wieder lieben wie früher ihr Frauchen und ihr einen warmen,
kuscheligen Platz in ihrem Haus mit vielen Streicheleinheiten anbieten. Wer gibt Zanna das Zuhause, das sie verdient hat?
Auch eine ältere Schäferhunddame kann noch Glück haben!
Zanna ist am 10. April 2010 in ihr neues Leben, zu einer lieben Familie nach Sternenfels-Diefenbach,
gereist.
Wir freuen uns ganz besonders für diese freundliche Hündin, die schon so viel hinter
sich hat!