Banner

21. Dezember 2010

Fiorella

Am Nikolaustag 2010 wurde Fiorella das erste Mal gesichtet: Sie streunte entlang eines kleinen Flusses in Mittelitalien und kam offensichtich überhaupt nicht mit ihrem momentanen Leben klar. Die hübsche Hündin war völlig verstört und drückte sich ängstlich in eine Ecke, als man sie einfing.

Als sie am nächsten Tag im Canile ankam, wurde sie zu einem freundlichen Setterrüden mit ins Gehege gesperrt und es war sofort klar, dass Fiorella vermutlich noch nie in ihrem Leben mit anderen Hunden zu tun hatte. Sie ist komplett unsozialisiert (allerdings nicht im aggressiven sondern nur im ängstlichen Sinne), kann die Sprache ihrer Artgenossen kaum deuten und weicht ihnen aus, wo sie kann. Vielleicht ist ihr Verhalten auch 'nur' auf extrem schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden während der Zeit zurück zu führen, in der sie allein durch die Welt laufen musste. Aber wir vermuten eher, das Fiorella als Modehund von einer italienischen Familie angeschafft wurde, nur in der Wohnung und/oder auf dem Balkon gehalten wurde und nie Kontakt zu ihresgleichen hatte.

Fiorella Fiorella
Fiorella Fiorella

Nach einigen Tagen besserte sich ihr Verhalten 'ihrem' Rüden gegenüber deutlich, sie akzeptiert ihn in seiner mitfühlenden Art und kommt mittlerweile ganz gut mit ihm aus. Fremden Hunden gegenüber ist sie aber immer noch extrem reserviert. Sie wird in ihrer Nähe unruhig und bellt sie vorsichtshalber erstmal mächtig an, damit sie ihr nicht zu nahe kommen. Ansonsten benimmt sie sich aber kompett aggressionslos anderen Fellnasen gegenüber, sie möchte sie nur auf Abstand halten. Von Tag zu Tag wird dieses Verhalten in ganz kleinen Schritten besser und wir hoffen, dass es sich durch den Umgang mit den anderen freundlichen Hunden im Laufe der Zeit deutlich ändert.

Wie alle Border-Collie ist Fiorella ein ausgesprochenes Energiebündel, dessen Lauf- und Arbeitsdrang mit der rassetypischen Intelligenz gepaart ist. Sie leidet dadurch im Gehege extrem, neigt zu Hospitalismus und dreht sich in ihrem Unwohlsein und ihrer Unterforderung laufend vor den Zwingergittern um die eigene Achse. Sie kommt fast nie zur Ruhe und steht im Canile völlig unter Stress.

Sobald Menschen ins Spiel kommen, ändert sich ihr Benehmen komplett. Sie liebt alle Zweibeiner und hat mit ihnen offensichtlich auch keinerlei schlechte Erfahrungen gesammelt. Wenn eine ihrer Bezugspersonen das Gehege betritt, bestürmt sie diese in ihrer energiegeladenen Art, springt an ihr hoch und saugt sich förmlich an ihr fest, als wäre das die letzte Rettung, die Fiorella erhalten könnte. Sie liebt es, gestreichelt und beschmust zu werden und beantwortet jede Form von Beschäftigung, die man ihr zukommen lässt mit absoluter Begeisterung.

Schrecklich ist es, Fiorella danach wieder zu verlassen. Sie heult elend auf und bricht völlig in sich zusammen, als ob das Ende er Welt für sie gekommen wäre.

Fiorella muss dringend aus der Tierheimatmosphäre raus und in einen ruhigeren, aber unbedingt kompetenten Haushalt, der mit ihrem Verhalten umgehen und es in eine gute Richtung fördern kann. Wir suchen aktive Menschen für sie, die Spaß daran haben, mit Fiorella irgend einen Hundesport zu betreiben (denn ohne geistige und körperliche Auslastung wird die Hündin nie glücklich sein). Ihre Familie sollte viel und gern draußen sein, haufenweise Zeit für sie haben und lange Spaziergänge mit ihr machen. Kleine Kinder sind Fiorellas Elan nicht gewachsen, aber größere, verständige Kinder fände sie klasse. Ob sie mit Katzen umgehen kann, können wir nicht sagen. Vermutlich wird sie sie mit ihrer Wildheit aber eher verschrecken. Am liebsten hätte sie ihre Familie und deren Zuwendung sowieso für sich allein, aber Kontakt zu anderen Fellnasen sollte gewährleistet sein, damit sie die Möglichkeit hat, zu einem normalen Leben zurück zu finden.

Um zu verhindern, dass Fiorella im Tierheim völlig durchdreht, würden wir uns auch sehr über eine Pflegestelle für sie freuen. Vor ihrer Ausreise wird sie komplett geimpft, gechipt und kastriert.


Fiorella hat eine eigene Familie in Italien gefunden und konnte im Januar 2011 das Tierheim wieder verlassen.

zurueck