Selbstbewusster Wonneproppen
Fonzi kam zusammen mit Primo in unserem Canile an, es war am 1. Juni 2010. Wo hat dieses verfilzte, dreckverkrustete,
mitleiderregende Fellbündel wohl vorher all die Jahre gelebt? Die Ohren des kleinen Zwergpudelrüden waren voll
mit eitriger Substanz, die Krallen zentimeterlang und rund gebogen, sein Mäulchen zierten faulige Zähne und ein
Mundgeruch zum Davonlaufen. Und er litt unter einer furchtbaren Artrose an den Hüftgelenken. Deshalb wurde er vom
Amtstierarzt auf 10 Jahre geschätzt, aber vielleicht hätte man berücksichtigen müssen, dass er einfach
schlecht gehalten wurde - möglicherweise ist er jünger als das angegebene Alter.
Nach und nach versuchen wir, Fonzi wieder zu dem zu machen, was er sein könnte. Sein Fell ist entklettet und sauber,
seine Ohren werden täglich ein klein wenig besser, die Krallen sind gestutzt und auch die Zähne werden nach und nach
einer Überholung unterzogen. Allerdings lässt er mittlerweile keine der unangenehmen Ohrenbehandlung mehr ohne
Knurren und Murren über sich ergehen. Denn der kleine Fonzi hat einen durchaus selbstsicheren Charakter und weiß,
was er will ... und was nicht
.
Er ist kein Hund für "Schleifchen in den Haaren", sondern fordert seine Menschen und braucht
einen Rudelführer, der sich durch sein niedliches Äußeres nicht um den Finger wickeln lässt, sondern
ihm konsequent seine Grenzen zeigt. Sonst findet Fonzi, dass er selbst der Größte - und natürlich auch
Schönste - ist.
Bei uns im Canile stolziert der Dreikäsehoch selbstbewusst über das Gelände und kommt und geht, wann er
will. Tagsüber darf er mit unserer Rentnertruppe durchs Tierheim stromern und das nutzt er weidlich aus. Am liebsten
läuft er dabei den vierbeinigen Damen hinterher und versucht, sich bei ihnen beliebt zu machen. Verstehen tut er sich
aber mit allen Hunden - solange ihm keiner dumm kommt.
Wenn er müde wird, legt er sich unter die Autos und wartet ab, ob sich nicht eine Gelegenheit ergibt, mitzufahren.
Denn Autofahren findet er klasse. Überhaupt ist er für sein Leben gern dabei und macht alles mit. Dabei lässt
er sich zwar gern betüddeln, ist aber nicht unbedingt die klassische Schmusebacke, die gern auf dem Arm durch die
Gegend getragen werden möchte. Es mag allerdings auch sein, dass er noch nie genug Vertrauen zu einem Menschen aufbauen
konnte, um seine sensiblen Seiten ungeschützt nach außen kehren zu können.
Für Fonzi sind Pudelkenner und -liebhaber gefragt, die dem stolzen Hübschen eine schöne zweite Lebenshälfte
bescheren und viel mit ihm unternehmen. Sicherlich wird er auch bei guter Behandlung im Alter die eine oder andere
Einschränkung durch seine Arthrose haben, aber das ist für Fonzi kein Grund, sich zum alten Eisen zu rechnen.
Eigentlich sieht er sich eher als Sozius auf dem Beifahrersitz eines schicken Cabriolets!