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Gregor




In Memoriam

Gregor Gregor hat es nicht geschafft. Nachdem er sich einige Zeit gut entwickelt hatte und wir alle voller Hoffnung für ihn waren, stellten sich plötzlich massive epileptische Anfälle ein, die an Intensität und Häufigkeit stetig zunahmen. Da es uns nicht gelang, Gregor durch Medikamente so einzustellen, dass er weiterhin ein lebenswertes Dasein führen konnte, blieb uns angesichts der Qualen, die er litt, letztendlich keine Wahl - wir mussten ihn schweren Herzens einschläfern lassen.

Leb wohl du schöner, sanfter Hundejunge. Freu dich an den grünen Wiesen hinter dem Regenbogen über die du jetzt laufen kannst und an den bunten Farben, die dein Auge endlich wieder erreichen. Und wenn du wieder auf die Welt kommst, dann sieh genau hin, wem du dich anvertraust, damit dein nächstes Leben schöner wird. Vergessen werden wir dich nie.

Gregor starb im Juli 2011


Wie Gregor ins Canile kam

Gregors Geschichte wundert einen nicht, wenn man die Einstellung der Italiener zu ihren Gebrauchshunden kennt. Diese Tiere haben nämlich genau den Wert, den sie mit ihrer 'Profession' einbringen. Ein Jagdhund, der nicht jagt, ist nichts wert - nicht mal dann, wenn er als Welpe weit über 1000,- EUR gekostet hat. Und wer nichts wert ist, bekommt auch nichts zu fressen. Ein fast verhungerter Jagdhund, der dazu auch noch Tierarztkosten verursacht, ist nicht nur nichts wert, er kann von Glück reden, wenn er nicht auf der Stelle erschlagen wird.

Gregor Gregor hatte dieses Glück. Sein Besitzer gab ihm zwar so wenig zu fressen, dass von ihm nichts als das Skelett mit darüber gespannter Haut übrig war ("Ein Jagdhund jagt besser, wenn er Hunger hat!!!"). Und er sperrte ihn in einen dunklen Verschlag, in dem die Ratten ihm die Ohren anfraßen. Aber als er krank war, wurde er wenigstens zu unserer Tierärztin gebracht, um zu sehen, ob man auf billigem Weg nicht doch noch etwas an der ehemaligen "Investition" retten konnte.

Es war nichts zu retten an dem, was von Gregor zu diesem Zeitpunkt übrig war. Gregor hatte Hirnhautentzündung - eine Erkrankung, bei der sich bei Hunden das Gehirn im fortgeschrittenen Stadium oft auflöst, so dass nichts als Flüssigkeit zurück bleibt, wenn sie endlich sterben. Gregor wurde unserer Simona nach dieser Diagnose mit den Worten überlassen, sie solle sehen, dass sie ihn aus dem Weg schafft.

Gregor Simona hat es nicht über das Herz gebracht, ihn einzuschläfern, obwohl kaum eine Chance bestand. Sie hat dem Elend, das von einem einstmals wunderschönen Hund übrig war, die Chance gegeben, selbst zu entscheiden, ob es sterben will. Und Gregor hatte sich entschieden: Er wollte leben!

Lange lag er zwischen Leben und Tod am Tropf, nur sehr langsam mühte er sich von der Schwelle des Todes hin zum Leben. Aber nach und nach kam er wieder zu sich und nach und nach wurde auch klar, dass die Schäden, die die Erkrankung in seinem Gehirn angerichtet hatten, es nicht unmöglich machten, ihn weiter leben zu lassen. Es bestand Hoffnung, dass er ein halbwegs würdiges Leben würde führen können und so wurde er bestmöglich versorgt und gepäppelt, um ihm auf die Füße zu helfen.

Gregor Seitdem kämpfte Gregor sich in das Leben zurück, Pfote vor Pfote, langsam aber beharrlich. Und seine Erfolge waren immens. Zwar hat ihn die Erkrankung fast sein gesamtes Augenlicht gekostet, so dass er vermutlich nicht mehr sehen konnte, als Licht und Schatten. Aber seine neurologischen Ausfälle wurden von Tag zu Tag weniger und zwischenzeitlich bewegte er sich wieder so flüssig und problemlos, dass man ihm seine schwere Erkrankung kaum mehr anmerkte.

Sein Muskelschwund nach zwei Monaten Liegezeit in einer Tierklinik war allerdings beträchtlich und auch seine "Wespentaille" erinnerte sehr an die schweren Zeiten, die er schon durchlebt hatte. An beidem wurde intensiv gearbeitet. Klar war aber auch damals schon, dass Gregor nie mehr das werden könnte, was er mal war - oder besser: was er bei guter Pflege hätte sein können. Aber er würde wieder Freude an seinem Dasein haben und mit den Nachwirkungen seiner Odyssee leben können, wenn auch eingeschränkt.

Gregor war ein sensibler und absolut liebenswerter Rüde, der viel zu geben hatte. Er hatte einen wundervoll sanften Charakter, war liebevoll schmusig und sehr anhänglich, sobald er Vertrauen gefasst hatte. Mit anderen Hunden verstand er sich rundherum, allerdings musste man ihn ein wenig vor zu wilden Zeitgenossen schützen, da er ihnen mit seiner mangelnden Körper- und Sehkraft nicht gewachsen war. Aber seine Lauffreudigkeit kam zunehmend zurück, auch wenn er kein Hochleistungssportler wie früher mehr werden konnte.

Wir hatten die Hoffnung, Menschen zu finden, die an dieser unglaublich geschundenen Hundeseele ein klein wenig von dem wieder gutmachen wollten, was andere Menschen (wenn man sie überhaupt so bezeichnen kann) ihm angetan haben. Ein ruhiger Haushalt, der ihm ein gewisses Maß an Gleichklang und Routine bieten könnte, wäre optimal für ihn, denn zu hektisch sollte es in seinem Zuhause nicht zugehen. Ein gelassener Hundefreund würde ihm dafür sehr helfen, sich in diesem neuen Leben zurecht zu finden. Das Glück, das Gregor bei jeder kleinsten Zuwendung ausstrahlte, die er bekommen konnte, könnte entschädigen dafür, keinen 'Mitmachhund' zu haben. Gregor war kein Hund, der in ein Tierheim gehört - schon gar nicht lebenslang. Doch musste er dort nun bleiben.

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