Ein Leben ohne Hoffnung
Als Lana im Jahr 2001 geboren wurde, war ihr Schicksal schon besiegelt. Ihre Mutter vegetierte in einer der italienischen
Hundehöllen vor sich hin, in die die Hunde zwar rein, aber nie wieder heraus kommen. Ihren Welpen war die Zukunft daher
von Anfang an in die Pfoten geschrieben. Sie sollten nichts kennen lernen als ein Leben eingepfercht auf engstem Raum und
unter hochgradigem Stress zwischen Artgenossen, die vor Angst, Frust und Einsamkeit vor Aggression bersten. Nichts als ein
Leben auf einem Untergrund, der nur aus ihren eigenen Exkrementen besteht, ohne medizinische Versorgung, ausreichend Wasser
oder Futter, ohne Sonne oder die Möglichkeit, sich auch nur ausreichend zu bewegen. Und vor allem ohne jede Zuwendung
oder Liebe.
Lana hat fast ihr gesamtes Leben in einem winzigen Verlies verbracht und ihre Seele zerbrach dabei. Sie wurde zu einem
völlig verschüchterten Hund und versuchte nichts, als zu überleben. Erst als ihre Hundehölle im Jahr 2007
konfisziert wurde, erschien ein Hoffnungsschimmer an Lanas Horizont. Und Anfang 2010 durfte sie endlich in ein Tierheim
umziehen, in dem es den Hunden - zumindest soweit das in so einer Umgebung machbar ist - gut geht.
Anfangs war Lana so überfordert von all dem Neuen, Ungewohnten, dass niemand an sie heran kam. Sie verließ nie ihr
Gehege (das ihr wahrscheinlich so geräumig erschien, wie anderen Hunden die ganze Welt) während die anderen Fellnasen
im Freilauf herumtobten. Vermutlich strahlte es die einzige Geborgenheit aus, die sie kannte. Erst die Freundschaft zu der
kleinen, pummeligen Nuvola (Wölkchen) brach das Eis und Lana fing an, ihrer Freundin vertrauensvoll zu folgen. Und nun
hatten auch die Menschen eine Chance bei der schüchternen Hündin: Sie ließ sich anfassen, fing an,
Streicheleinheiten zu genießen und wurde nach und nach zutraulicher und anhänglich.
Mittlerweile ist aus Lana ein aufgeweckte, vorsichtig neugierige Hündin geworden, die ihre frisch eroberte 'Freiheit' zwar
immer noch mit Zurückhaltung auskostet, aber doch ganz offensichtlich genießt. Selbst Fremden gegenüber ist
Lana nun aufgeschlossen genug, um sich langsam und sanft anzunähern. Von ihren Pflegern lässt sie sich schmusen und
kommt freudig und vertrauensvoll, denn sie weiß, dass das ein Leckerli bedeutet. Und wenn sie mal einen Anfall von echtem
Mut bekommt, dann flitzt sie mit lachendem Gesichtchen durch den Freilauf und strahlt eine Fröhlichkeit aus, die einen
Eindruck davon vermittelt, wer sie unter anderen Umständen hätte sein können.
Fast noch verwegener als im Canile läuft Lana nun auch an der Leine mit Nuvola mit, wenn sie zum Spazierengehen abgeholt
wird. Es sieht noch etwas hakelig aus und verunsichert sie mächtig, aber sie wird von Tag zu Tag mutiger und die Neugierde
steht ihr aufs Gesicht geschrieben, wenn sie mit langer Nase all die fremden Eindrücke verarbeitet, die da draußen in
der weiten Welt auf sie einstürmen.
Lana hatte keine Chance, irgendetwas von dem zu lernen oder zu erfahren, was für andere Hunde selbstverständlich ist.
Aber sie hat dafür gelernt, mit ihresgleichen blendend auszukommen. Egal ob Rüde oder Hündin, sie versteht sich
mit allen und benimmt sich immer vorbildlich im Rudel.
Wir wünschen Lana so sehr, dass sie die Chance bekommt, in einer Familie leben zu dürfen. Dass sie erfährt, wie
sich ein weiches Kissen zum Schlafen anfühlt, eine Heizung zum Wärmen, eine grüne Wiese, über die man mit dem
Wind um die Wette rennen kann, wie das Wasser in einem Bach schmeckt und eine aufregende Fährte im Wald riecht. Und dass sie
von einem Menschen, den sie nur für sich hat, die Bedeutung der Worte Liebe und Geborgenheit erfährt.
Und wir sind sicher: Mit viel Liebe und einem ausreichenden Vorrat an Leckerlis, wird man Lanas Herz im Sturm erobern und ihr
auch die große, weite Welt noch nahe bringen können. Die Basis dafür hat sie selbst schon geschaffen,
damit das Leben ohne Hoffnung doch noch ein Happy End erfährt.
April 2011:
Lana hat in Birgit Arahavelias eine Freundin in der Ferne gefunden.
Sie greift ihr finanziell unter die Arme und möchte sie zudem ab und zu mit einem Paket überraschen.
Herzlichen Dank, Birgit!
Lana konnte eine nette Familie in Jüchen für sich gewinnen.
Im Juli 2011 hat sie sich auf die Reise dorthin gemacht.