22. Februar 2011
O'Hara
Dem Grauen ins Gesicht geschaut
O'Hara wurde uns am 20. Februar 2011 ins Canile geliefert - in einem so katastrophalen Zustand, wie wir es selten gesehen
haben. Sie muss auf brutalste Weise zusammengebissen worden sein, vielleicht zusätzlich schwer misshandelt.
Im Moment ist an eine Vermittlung noch nicht zu denken. Näher als auf 2 Meter Abstand lässt sie weder Mensch noch
Tier in ihre Nähe. Sie hat panische Angst vor allem - verständlicherweise. O'Hara bekommt jetzt vor allem
Zeit, viel Liebe und eine gute medizinische Versorgung. Anschließend wird sie seelisch und körperlich
aufgepäppelt, damit sie wieder auf die Füße kommt.
Sobald wir mehr über O'Hara wissen, melden wir uns mit neuen Infos wieder. Bis dahin wären wir glücklich
über Geldpaten, die die junge Hündin bei ihrem Heilungsprozess unterstützen und ihr zu einer Chance auf ein
neues Leben verhelfen.
16. März 2011
Ganz langsam geht es O'Hara besser - zumindest ihrem geschundenen Körper. Die Wunden heilen Stück für Stück
ab und das Fell fängt wieder an zu wachsen. Ihre Seele leidet allerdings immer noch sehr.
Wenn ein Mensch in ihre Nähe kommt, erstarrt O'Hara jetzt im wahrsten Sinne des Wortes zur Salzsäule. Nichts kann sie
dann von der Stelle bewegen und sie zuckt dabei noch nicht einmal mit ihren Wimpern. Man kann sich ihr bis auf sehr kurze
Distanz nähern und um sie herum gehen - sie läuft nicht mehr weg so wie in den ersten Tagen. Aber es kommt auch keine
Regung von ihr. Allerdings beobachtet sie einen genau aus den Augenwinkeln, ohne auch nur den Kopf zu drehen.
Fressen tut O'Hara nur, wenn niemand in der Nähe ist. Aber seit heute Morgen hat sie einen winzigen Fortschritt gemacht:
Als Patricia mit dem Futter in ihren Trakt kam, stand sie an der Gittertür des Geheges, beobachtete Patricia still und
wartete, bis sie ihr Fressen gereicht bekam. Bisher lag sie in dieser Zeit immer versteckt in ihrem Korb und war froh, wenn
sie niemand beachtete.
Und noch etwas Wichtiges ist in O'Haras Leben heute geschehen: Sie hat ihr erstes Patenpaket bekommen. Während Patricia
es für sie auspackte, saß sie wieder stocksteif da und beobachtete fast reglos, was da in ihrer Nähe geschah.
Man konnte merken, dass sie das Geschehen noch komplett überforderte. Aber ihr stummes Interesse war immerhin deutlich zu
erkennen und als Patricia sie verließ, machte sie sich vorsichtig über die Leckereien her, die in ihrem Gehege
geblieben waren.
Bisher hat noch niemand versucht, O'Hara anzufassen, um sie nicht zu überfordern, Aber der Tag ist nahe, wo sie auch
das lernen wird.
April 2011: O'Haras Schicksal hat viele Menschen berührt.
Sie wollen ihr mit Paketen, Geldspenden und
sogar der Finanzierung einer
Hundetrainerin zu einem neuen Leben ohne Angst und mit etwas Gefühl von Geborgenheit verhelfen.
Unser ganz herzlicher Dank geht an:
Ines Ress, Florian Rapp, Michaela Amann, Beate Cieciora-Lisius, Axel und Sylvia Kalleder,
Pamela Lambach,
Ines Brauer, Kerstin Franke, Beatrix Heinen, Petra Soldat, Jessica Meyer, Saskia, Sonja und Alissa Gravard, Rita Busch sowie
Karin Weber.
7. April:
O'Hara hat das Glück, von ihren Paten Sylvia und Axel Kalleder Trainerstunden bezahlt zu bekommen, die ihr helfen sollen,
unter professioneller Anleitung einen Weg zurück ins Leben zu finden. Sie wird trotzdem eine lange Durststrecke vor sich
haben, aber am Ende steht die Option auf eine eigene Familie. Und diese Chance wird die Hündin nutzen, da sind wir sicher.
Frederica, die Hundetrainerin, die sich schon Maos angenommen hat, war bereits einmal bei O'Hara und hat vorsichtig versucht,
die ersten Kontakte zu ihr zu knüpfen. Wir werden über die Fortschritte berichten.
Leider hat sich im Laufe der letzten Zeit gezeigt, dass durch die schweren Verletzungen auch die Sehkraft von O'Haras rechtem Auge
beeinträchtigt oder sogar ganz verloren ist - ganz sicher können wir erst sein, wenn die Tierärztin sie untersuchen
kann. Das hat aber Zeit, bis es O'Hara seelisch besser geht.
Geschenk von Kerstin Franke, 21. April 2011
Kurz vor Ostern konnten wir O'Hara zwei Geschenke mitbringen - eins davon von Kerstin Franke Es war sehr liebevoll
gepackt und enthielt auch ein weißes Stoffschaf.
O'Hara lag in ihrer Hundeschale, als wir herein kamen und versuchte, uns nicht anzusehen. Wir packten sehr vorsichtig das
Paket neben ihr aus und weil das Schaf tatsächlich - wenn auch nur sehr verhalten - ihr Interesse erregte, zeigten wir
es ihr zuerst. Zumindest löste sich ihre Starre etwas und sie schaute in die Richtung. Aber man merkte, dass ihr das
alles etwas ungeheuer war und sie eigentlich am liebsten wieder allein gewesen wäre.
Die dargebotenen Leckerlies schaute sie nur kurz an und dann wieder weg - jede Annäherung macht sie noch sehr unsicher
und man sieht ihr dabei an, dass sie sich eigentlich ein großes Loch wünscht, in dem sie verschwinden kann.
Wir ließen ihr von allem etwas zum Probieren in ihrem Gehege und zogen uns dann vorsichtig wieder zurück. Lange
konnten wir aus der Entfernung noch beobachten, dass sie sich nach wie vor nicht rührte. Aber irgendwann
später - vielleicht, als es endlich dunkel und ruhig im Canile war - muss sie sich dann doch getraut haben: Alles
Fressbare war am nächsten Morgen verschwunden. Und das Schaf lag auch nicht mehr da, wo wir es hatten liegen lassen
Trainerstunden - Erster Bericht 22. Mai 2011
Bei der ersten Begegnung hat sich O'Hara gegen das Gitter gestürzt ... ich versuche ihren Zwinger zu betreten, aber
vergeblich. Aus Angst zieht sie sich zurück, dann springt sie mich an ...
Nach zwei Wochen kann ich endlich in ihren Zwinger. O'Hara hat sich verändert, sie ist jetzt depressiv. Starr liegt sie in
ihrer Hundeschale, zeigt mir Beschwichtigungssignale und als ich eintrete, knurrt sie nicht und läuft nicht davon. Sie
schaut sich um, bleibt aber liegen. So geht es einige Male und sie nimmt auch die angebotenen Leckerbissen nicht an.
Beim dritten Mal frisst O'Hara in meiner Gegenwart ... ich nähere mich sehr langsam ... sie steht nicht auf ... ich
versuche die Hand noch mehr auszustrecken, sie knurrt leise ... sie will keinen Körperkontakt.
Meiner Meinung lebt O'Hara in einer depressiven Phase, aus der sie eher herauskommt, sobald sie adoptiert wird. Ihre
Aggressivität hat ihren Ursprung in der Angst ... aber sie kennt die "Hundesprache" und die Beschwichtigungssignale
und das bedeutet, dass sie sich mit anderen Hunden verständigen kann. Sicherlich wird sie einige Zeit brauchen, um sich
anfassen zu lassen und man darf das keinesfalls forcieren, sondern muss versuchen, sie mit Geduld zu erobern.
Es darf keine Rangordnungsauseinandersetzung mit anderen Hunden stattfinden, aber das Beispiel eines ruhigen, älteren
Hundes wäre sicherlich von Vorteil.
dott.ssa Federica Morici
Mai 2011: Ein Paket von E. Thurik und A. Grünzweig
O'Hara versucht sehr vorsichtig, Vertrauen zu ihrer Pflegerin aufzubauen. Dabei zeigt sie durch ihre Körperhaltung aber noch
immer äußerste Anspannung. Die Leckerlis verputzt sie dann aber schon mit einigem Appetit, wenn auch erst, nachdem
keiner mehr im Zwinger ist. Dafür hat sie am Gitter nach ihrer Pflegerin Ausschau gehalten, um noch ein paar mehr zu bekommen.
Im Paket war auch eine Karte dabei, die sie ihr vorgelesen hat.
O'Hara hatte endlich einmal richtig Glück in ihrem Leben.
Sie fand eine liebe Familie in Geldern, bei der sie am 19. Juni 2011 einziehen
durfte.