Verlassen, vereinsamt, vergessen ...
Vierzehn Jahre ist Peppa mittlerweile alt, auch wenn man ihr das noch gar nicht so ansieht. Und von diesen 14 Jahren hat
Peppa nur die ersten Wochen ihres Lebens nicht in einem Tierheim verbracht. Sie kam als Welpe in eine der berüchtigten
italienischen Hundehöllen und durfte nie wieder gehen …
Warum Peppa dieses Schicksal erleiden musste, lässt sich leicht erklären. Angefangen hat es mit einem verantwortungslosen
Besitzer, der sie billig los werden wollte und einfach dort abgegeben hat. Und weiter ging es mit einer skrupellosen
Tierheimleiterin, für die nur Hunde zählten, die sich lebend in ihrem Hundeghetto befanden - denn für die
bekam sie vom Staat Geld. Kosten durften die Tiere dagegen natürlich nichts, denn das hätte den Gewinn minimiert.
Und verlassen durften sie ihr Gefängnis sowieso nie wieder, denn dann wären die Zahlungen vom Staat ganz ausgeblieben.
Diesem kranken System ist Peppa zum Opfer gefallen. Sie wurde dazu verdammt, ihr Leben in einem Umfeld zu verbringen, das man
seinen ärgsten Feinden nicht zumuten würde: ohne ausreichend Nahrung, ohne frisches und regelmäßiges Wasser,
ohne medizinische Versorgung, ohne Sonne oder Auslauf, ohne richtigen Kontakt zu anderen Hunden. Dafür auf einem
Untergrund, der nur aus ihren eigenen Exkrementen bestand, in einer Umgebung, in der der Stress, die Angst und der Frust der
Hunde die Athmosphäre vergiftete und vor allem lebenslang ohne menschliche Zuwendung oder gar Streicheleinheiten.
Erst als die Hundehölle 2007 konfisziert wurde, wendete sich für Peppa das Blatt und Anfang 2010 kam sie endlich in
ein Canile, in dem die Pfleger alles Menschenmögliche versuchen, um den Hunden das Leben erträglich zu machen. Aber
das gibt Peppa nicht die Jahre wieder, die man ihr gestohlen hat. Und nicht die Liebe, die ihre sensible Setterseele so
sehr gebraucht hätte.
Wie Peppa es geschafft hat, unter diesen Bedingungen nicht nur am Leben und vor allem gesund zu bleiben, sondern auch noch ihren
goldenen Charakter zu bewahren, wird für uns Menschen immer unverständlich bleiben. Aber Peppa ist das
Sanftmütigste, was man sich unter Hunden vorstellen kann. Sie hat ein leises, zurückhaltendes Auftreten, das immer mit
einer leichten Trauer einher geht, ist etwas scheu, ohne wirklich unterwürfig zu sein, drängt sich nie in den
Vordergrund, fordert nie ein und ist immer bescheiden. Dafür strahlt sie eine so rührende Dankbarkeit aus, wenn sich
eine seltene Hand zum Streicheln findet oder wenn man sich ein wenig Zeit für sie nimmt, dass es einen zu Tränen
rühren kann. Sie verträgt sich mit Zwei- und Vierbeinern gleichermaßen und gibt nie Anlass zu Ärger.
Eigentlich kann man gar nicht anders als Peppa bedingungslos zu lieben.
Und deshalb haben wir eine riesengroße Bitte: Trotz ihres Alters wünschen wir uns für Peppa, dass sie noch ein
Plätzchen findet, auf dem sie einmal in ihrem Leben erfahren darf, wie es ist, gewollt zu sein, sich sicher fühlen
zu dürfen, umsorgt zu werden und ohne Gegenleistung Liebe zu erhalten. Wir wünschen ihr so sehr, dass sie einmal
spüren kann, wie sich ein weicher Platz zum Schlafen anfühlt, eine warme Heizung im Winter, ein Leckerli, das auf der
Zunge zergeht. Dass sie erfahren darf, wie es ist, über eine grüne Wiese zu laufen, aus einem Tümpel zu saufen,
eine Hasenspur zu erschnuppern, sich im weichen, warmen Sand zu wälzen. Wir hoffen für sie, dass sie noch für eine -
vielleicht nur kurze - Zeit in ihrem Leben all das erfahren kann, was für andere Hunde ein Leben lang (zum Glück)
selbstverständlich ist.
Wenn Sie Ihr Herz für dieses wundervolle Hundemädchen entdeckt haben, dann warten Sie nicht lange, denn wir wissen
nicht, wieviel Zeit ihr noch bleibt. Und bitte: Erwarten sie nichts von ihr, denn sie hat in ihrem Leben nichts gesehen, erlebt
oder gelernt. Aber für das, was Sie investieren, werden Sie grenzenlos viel Liebe und Dankbarkeit zurück erhalten.
Peppa kampfkuschelt ab sofort in Dormagen und holt dort alles
nach, was sie bisher nicht erleben durfte.
Vermittelt am 19. Januar 2011