Er war gerade mal zwei Monate, als sie ihn an die Kette legten - ein fast noch winziger Hundewelpe mit einer Schlinge um
den Hals, die so eng war, dass sie anfing, sich in sein Fleisch zu fressen. Seinen Menschen war das egal, seine Schmerzen und
sein Weinen ignorierten sie vollständig. Sie ließen ihn einfach links liegen, niemand kümmerte sich um das
kleine Bündel Leid, niemand kam, um ihm zu helfen. Futter gab es so gut wie keins, Wasser? wieso braucht ein Hund Wasser?
Er kann doch aus Pfützen saufen! - Aber in Italien regnet es nur selten ...
Als Primo gefunden wurde, war er kaum noch als Hund zu erkennen. Sein Körper glich einer wandelnden Röntgenaufnahme,
er bestand nur noch aus mit Haut überspannten Knochen. Sein Haarkleid hatte mehr Ähnlichkeit mit einer abgenutzten
Scheuerbrüste, als mit Fell. So kam er ins Canile und anfangs war nicht klar, ob und wie er dieses Martyrium überstehen
würde.
Aber Primo ist ein Kerlchen voller Energie: er WILL leben - und zwar mit jeder Faser seines Daseins! Er wurde gepäppelt,
sein Gewicht nahm langsam zu, das Fell wurde glatter und mittlerweile sieht er schon fast wieder wie ein normaler Hundejunge aus.
Mit seiner körperlichen Kraft wuchs auch sein Aktionsdrang und es zeigte sich schnell, dass Primo ein Hund ist, der
ausgesprochen viel Bewegung und Beschäftigung braucht.
Der intelligente kleine Racker möchte mit dem Wind laufen, seinen Kopf anstrengen dürfen und alles für seinen
Menschen richtig machen. Spielen ist seine Leidenschaft, er kann den ganzen Tag mit Vier- oder Zweibeinern herumtollen, ohne
so richtig müde zu werden. Noch ist seine Muskulatur unterentwickelt, denn er hat im Canile viel zu wenig Möglichkeiten,
sich auszutoben. Aber von Tag zu Tag wird seine Kondition besser und sein Drang zu laufen größer. Und da er sich mit
allen Hunden bestens versteht, gibt es auch immer wieder neue Sparringspartner, die er so gern ausprobieren möchte.
Erst wenn Primo wirklich ausgetobt ist, hat er den Kopf für Schmusestunden frei. Eigentlich lässt er sich natürlich
immer gern streicheln, aber nach der ganzen Zeit an der Kette ist Rennen für ihn zur Zeit einfach viel wichtiger. Wenn er
allerdings müde wird, kuschelt er gern und ausgiebig mit seinen Menschen und ist dann auf einmal ganz schön verschmust.
Seine ersten Lektionen in Sachen Erziehung hat Primo auch schon genossen. Der Spaziergang an der Leine verlief bestens. Er hat
sofort begriffen, worum es ging und lief vom ersten Moment an perfekt mit.
Leider haben seine Pfleger viel zu wenig Zeit, um sich mit Primo zu beschäftigen und so sitzt der unternehmungslustige
Hundebub tagein tagaus im Zwinger und wartet darauf, das jemand kommt, der etwas Zeit für ihn übrig hat. Primo braucht
dringend Menschen, die seinen Körper und auch seinen hellen Kopf auslasten und so viel wie möglich mit ihm unternehmen.
Er ist ein ausgesprochener Mitmachhund, braucht aber noch haufenweise Erziehung, um zu einem nicht nur aktiven, sondern auch
angenehmen Gefährten zu werden. Aber Primo ist jung und hat noch viel Zeit, alles zu lernen.
Wo sind die fröhlichen, aktiven Menschen - gern eine Familie mit größeren Kindern - die diese Herausforderung auf
vier Pfoten annehmen und Primo zu dem ausgeglichenen und glücklichen Hund machen, der in ihm steckt?
Primo hat ein Zuhause in Italien gefunden.
Eine der Pflegerinnen im Tierheim hat ihr Herz
an den liebenswerten Wirbelwind verloren und er folgt ihr nun auf Schritt und Tritt.