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5. Mai 2012

Agadir

In Würde altern ?

Agadir Es war im Jahr 2008, mitten im heißen Sommer, als Agadir vor dem Bürgermeisteramt einer kleinen italienischen Gemeinde ausgesetzt wurde. Ein reinrassiger Neufundländerrüde, abgeschoben in einem Land, dass für solch einen Hund mit seinem heißen Klima sowieso schon schwer erträglich ist. Abgemagert, verfilzt und schwitzend wurde er eingefangen und in ein kleines Privattierheim gebracht, das die Hunde nur aufnimmt, um mit dem Leid der lebenslang dort begrabenen Kreaturen Geld zu verdienen. Dort wurde Agadir in ein kleines Gehege gepfercht und einfach vergessen ...

Agadir Wenn er nicht das Glück gehabt hätte, dass die für ihn zuständige Gemeinde die Verträge mit seinem alten Tierheim gekündigt und ihre Hunde zu uns gebracht hätte, wäre er dort wohl elend gestorben, ohne jemals wieder so etwas wie Zuwendung oder eine streichelnde Hand gespürt zu haben. Aber im Mai 2011 kam Agadir bei uns an: ein verfilztes Knochengestell, körperlich, seelisch und gesundheitlich komplett am Ende, ein Häufchen Elend, in dem nicht mehr viel Leben steckte. Er war mehr tot als lebendig und wir hatten erwartet, dass er uns zwischen den Fingern wegsterben würde, ohne dass wir noch viel für ihn hätten tun können.

Aber er erholte sich ganz langsam, genoss den ersten Sommer bei uns mit viel liebevoller Behandlung, gutem Futter, einem halbwegs weichen Schlafplatz und kompetenter medizinischer Unterstützung. Langsam aber sicher fing er sich wieder. Etwas mühsam rappelte er sich dann durch die kaltnassen Monate des Winters und wieder dachten wir, er würde es nicht schaffen. Aber seitdem im Frühjahr die Sonne seine alten Knochen wärmt, blüht er zusehends auf und fängt mittlerweile ganz leise an, von innen zu strahlen und ein wenig von dem zu zeigen, was in ihm steckt.

Denn Agadir ist ein sehr sanfter, mit allen verträglicher und immer ruhiger Neufundländerrüde mit einer großen Seele. Er hat einen so milden Gesichtsausdruck, dass er immer ein wenig an einen weisen alten Mann erinnert, der gelernt hat, dass Schweigen besser als Reden ist. Er liebt sanfte Streicheleinheiten, gutes Fressen, den Sonnenschein, der im Frühjahr seine morschen Knochen wärmt und die ruhige Nähe zu den Menschen, die er liebt.

Agadirs Gesundheitszustand ist seinem biblischen Alter entsprechend nicht mehr sehr gut. Er hat leichte Probleme mit seinem Herzen, die aber nicht kritisch sind. Eine böse Arthrose steckt in seinen Knochen und quält ihn besonders an kalten und nassen Tagen. Dann kann er sich kaum mehr bewegen und hat große Schwierigkeiten, sich vom feuchtkalten Betonboden zu erheben, der im Tierheim leider allgegenwärtig ist. Und seine Ohren spielen ihm böse Streiche und ärgern ihn mit ständigen Entzündungen.

Ob Agadir noch die Chance bekommt, die Liebe und Fürsorge eines eigenen Zuhauses zu genießen, ob er noch jemals in den Genuss kommen wird, auf weichen Kissen zu schlafen, streichelnde Hände auf seinem Körper zu spüren und leckeres Nassfutter zu fressen, dass sein Maul nicht durch Härte quält ... ob er die Chance bekommt, die letzte kurze Zeit seines Lebens in Würde zu verbringen ... all das wissen wir nicht.

Aber wir hoffen, dass Sie Agadir trotzdem nicht im Stich lassen. Vielleicht haben Sie ein Herz für ihn und helfen ihm als Pate, sein Leben ein wenig schöner und liebevoller zu gestalten, auch wenn er es in einem Tierheim verbringen muss. Und ganz vielleicht, gibt es auch irgendwo noch eine große Seele - so groß wie die Agadirs - die ihn zu sich holt und ihm das gibt, was er schon lange aufgegeben hat, zu erhoffen: Liebe, Würde und Frieden.


"vorher"
Agadir Agadir

"nachher"
Agadir Agadir Agadir


Eine Freundin in der Ferne hat Agadir schon gefunden: Petra Radetzky greift ihm finanziell unter die Pfoten und auf ein gelegentliches Paket von ihr darf er sich auch freuen!



Agadir hat auf seine alten Tage endlich einmal so richtig Glück gehabt.
Er hat die Aufmerksamkeit einer lieben Familie in Neuburg an der Donau gewonnen, die sich sofort in den tapsigen Bären verliebt haben.


Vermittelt im Juni 2012

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