Zusammen mit seinem Bruder Bobo wurde Bondi im Juli 2011 in unserem Tierheim eingeliefert. Woher die beiden kamen und was sie
erlebt haben mögen, wissen wir nicht. Aber beide waren in einem ziemlich katastrophalen Zustand. Zerzaust, verfilzt und
völlig verängstigt saßen sie vor uns und ließen sich kaum anfassen - zwei kleine, hilflose Häufchen Elend.
Sie wurden medizinisch versorgt, geschoren, gebadet und nach all diesen zusätzlichen Schrecken erst mal in ihr neues Gehege
entlassen, um zur Ruhe zu kommen.
Es dauerte eine Weile bis die beiden anfingen, sich von all dem Furchtbaren zu erholen, das sie in ihrem jungen Leben schon erfahren
hatten. Bondi tut sich mit Menschen auch nach wie vor etwas schwer. Anfangs hat er vor lauter Angst und Unsicherheit geschnappt und
gequietscht, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlte. Das hat sich mittlerweile gegeben und die ihm vertrauten Pfleger mag
er, von ihnen lässt er sich auch vorsichtig streicheln. Aber Bondis Vertrauen in dieses Leben ist noch sehr brüchig. Er
musste sich und seinen Bruder vermutlich eine ganze Weile durchschlagen und die Verantwortung, die er für beide Leben
übernommen hat und die er noch kaum tragen konnte, hat ihn gezeichnet. Bondi braucht dringend ein Zuhause, in dem er Ruhe finden
und seine Vergangenheit hinter sich lassen kann. Und in dem er die Liebe bekommt, die er so nötig hat.
Denn Bondi ist - hinter all seiner Unsicherheit und Abwehrbereitschaft - ein sanfter, verschmuster und sehr liebebedürftiger
kleiner Kerl, der sich ankuscheln und einfach nur vergessen möchte. Er möchte so gern irgendwo dazu gehören und
beschützt werden. In den wenigen unbelasteten Augenblicken, die wir bei ihm bisher erleben durften, zeigt er einen
fröhlichen, verspielten Charakter, der an einen Welpen erinnert. Deshalb vermuten wir auch, dass das von der
Gesundheitsbehörde geschätzte Alter zu hoch angesetzt ist und er wesentlich jünger ist als angegeben. Wenn er gerufen
wird und Leckerchen bekommt, freut er sich mittlerweile wie ein kleiner Schneekönig und kommt fröhlich schwanzwedelnd
hinter den Pflegern hergelaufen.
Mit anderen Hunden ist Bondi etwas zurückhaltend, aber ansonsten rundherum verträglich. Er ist nicht begeistert von zu
stürmischen, großen Hunden, die machen ihm ein wenig Angst und dann zeigt er auch schon mal vorsichtig seine kleinen
Zähnchen. Aber solange sie freundlich sind, spielt er gern mit ihnen. Auch in dieser Hinsicht braucht er allerdings Menschen,
die ihm Rückhalt geben, damit er sich sicher genug fühlt, das Zusammensein mit seinen Artgenossen rundherum zu genießen.
Bondi würde sich sehr über eine Familie freuen, die ihn in ihre Mitte aufnimmt, ihm haufenweise Liebe schenkt und ihm die
Sicherheit gibt, die er in seinem kleinen, jungen Leben noch nie genießen durfte. Er braucht anfangs viel Verständnis und
Geduld, um die Schrecken der Vergangenheit hinter sich zu lassen und all das nachzuholen, was er noch nicht lernen durfte. Aber mit
ein wenig Fingerspitzengefühl wird er irgendwann so fröhlich sein können, wie es sich für einen Hund seines
Alters gehört.
Kleinere Kinder sind für ihn eher ungeeignet, denn mit der Unruhe, die sie altersbedingt verbreiten, kann er derzeit noch nicht
umgehen. Ein ritualisierter Haushalt mit viel Gleichklang käme ihm eher entgegen, allerdings sollten seine Menschen trotzdem
aktiv genug sein, um ihm gerecht werden zu können, wenn er ins Leben zurück gefunden hat. Eine nette Hundefreundin würde
ihm die Eingewöhnung sehr erleichtern. Wenn seine Menschen allerdings genug Zeit für ihn haben, braucht er keinen Vierbeiner
an seiner Seite, um sich schnell wohl zu fühlen.
März 2012:
Nadine Hoffmann möchte den kleinen Kerl künftig mit Paketen überraschen.
Sie werden ihm sicher sehr helfen, seine Scheu vor den Menschen abzulegen.
Wir sagen vielen Dank!
Bondis Körbchen steht nun in Karlsruhe. Dort hat er eine liebe Familie gefunden, die er nach seinem Einzug auch in Windeseile um
seine kleine Pfote gewickelt hat.
Vermittelt im Dezember 2012