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3. Januar 2013

Bruma

Bruma



Nun konnte, nach so vielen Jahren, auch Bruma noch den Schritt vom Schatten in den lichten Sonnenschein tun.
Sie hat ihr erstes eigenen Zuhause in Gärtringen gefunden, wo sie ihren Lebensabend umsorgt und geliebt genießen darf.



31. Dezember 2012: Bruma ist angekommen

Hallo Frau Bouvain,

gestern Abend war es endlich soweit: ein friedlich schlafender Engel wurde aus dem Transportfahrzeug gelockt. Auch die Fahrt nach Hause war angenehm, Bruma schlief friedlich auf der Rückfläche meines Autos.
Zuhause ist sie dann aufgewacht, überall rummarschiert, alles beschnüffelt, gehechelt, geschnüffelt, überall durchgetappt – wie es halt so ist als großer Hund das erste Mal in einem Wohnhaus.

Zwei meiner Katzen haben bei ihrem Anblick gleich das Weite gesucht, die andere, zuletzt gekommene blieb ganz freundlich da und wollte auf sie zugehen – aber Bruma ging ihr dermaßen rasend hinterher und bellte wie ein Hofhund! Bei meiner nächsten das gleiche Theater. Sie jagt sie durch das ganze Untergeschoss.
Bei der kleinen Pinkelrunde hat sie brav alle Sächelchen erledigt und sie läuft draußen schneller als ich – allerdings ist sie angenehm an der langen Leine. Da kenne ich Schlimmeres.
Abends, wenn sie liegt wirkt sie unbeholfen und wackelig beim Aufstehen und den ersten Schritten – ich nehme an, ihr Laufgestell ist nicht mehr das Allerneueste.

Heute Nacht haben wir alle sehr gut geschlafen, Bruma war ruhig bis halb 8, wir gingen eine kleine Runde, alles schön erledigt, wir kamen heim, ich bot ihr ein feines, lauwarmes Fresschen an – sie mag es nicht. Vielleicht ist es noch die Nachwirkung vom Reisestress oder sie ist einfach anderes Fressen gewöhnt.

Wir haben heute Tag 1. Wünschen Sie mir Glück und Geduld, auch den Katzen und dem kleinen Raubtier!

Herzliche Grüße

Marina S.-N.


Neuigkeiten vom 6. März 2013

Hallo Frau Bouvain,

es ist höchste Zeit, dass ich mich mal wieder melde, wie es mir so geht.

Das Allerwichtigste zuerst: ich hab die Haare schön :-)!
Nachdem ich mich eingewöhnt hatte, hat mich das Fraule zum Hundesalon chauffiert: ich ganz lang geflachst hinten drin im Auto, sie öffnet den Schlag, legt die Treppe an und ich steige aus dem Wagen.
Der junge Mann, der mich bearbeitet hat, ist auch ein neuer Herzensfreund von mir. Er arbeitet nicht mit Galgen, sondern mit Freundlichkeit und guten Worten, außerdem ist er sehr nett anzusehen. Zwar sind meine Augen mit einem grauen Schleier überzogen, aber so viel seh ich schon noch ;-).
Erst hat er mir so viel Unterwolle herausgefilzt, dass auf dem Boden mehr als genug Fell lag, um noch eine zweite Bruma zu stricken. Dann trug er mich – schnapp – auf seinen starken Armen zur Badewanne und ich nahm eine wunderbare Schaumdusche ohne zu meckern. Es ist, als sei mein altes Leben mit der braunen Brühe in den Abfluss gegluckert. Ich stand wie eine Eiche. Spezial Orangenshampoo. Dann kam das Trockenfönen bei 3000 Watt. Im Nu war ich trocken und eigentlich wollte ich nie wieder gehen. Zumal mein Fraule stets an meiner Seite war mit einer Tüte Leckerli. Hach, frau sollte jeden Tag zuerst zum Friseur.
Ich bin jetzt so schön und wohlduftend, das Fell wie auftoupiert, schwarz glänzend, das Weiße nicht vergilbt, sondern reinweiß und ich bin seit diesem Bad mindestens 10 cm gewachsen, so schön habe ich mich aufgerichtet. Ich habe auch einen tänzelnden Gang bekommen.

Hundefreunde und Verehrer hab ich grad genug noch in meinem biblischen Alter. Nur habe ich irgendwie vergessen, was die von mir wollen könnten. Deshalb bleibe ich sehr angenehm entspannt, selbst wenn unkastrierte große Rüden um mich herumtanzen in ihrem jugendlichen Überschwang. Wenn es lästig wird, setze ich mich neben mein Fraule und tue, wie wenn ich gar nicht da wäre.
Deshalb geht sie auch so gern mit mir spazieren: ich bin kein Wadelbeißer, Kämpfer oder Beller.

Ansonsten geht es mir sehr gut. Ich werde immer jünger, sagt mein Fraule. Die Verpflegung ist 1 A und ein schönes, großes, weiches Liegeplätzchen habe ich auch. Von da aus überblicke ich den Garten. Das Wetter war recht frisch, seit ich in Deutschland bin, aber vom Schnee habe ich mich keinesfalls einschüchtern lassen, sondern ihn genossen, so sehr es mir möglich war, manchmal mit richtigen Hüpfern.
Der schlimme Durchfall, den ich anfangs hatte, ist durch das gute Futter und die Eingewöhnung ausgeheilt, da bin ich sehr froh und mein Fraule erst! Trotzdem war ich stets sauber und stubenrein.

Ach ja, mein einziges Laster, das Katzenjagen: heute habe ich wieder ein ganz dickes Lob bekommen, weil mir die Katzen in die Nähe kommen dürfen, ich spüre sie, rieche sie, sehe ihre Bewegungen und ich belle nicht und knurre nicht und führe mich nicht mehr auf wie im Affenstall. Neulich saß eine auf dem Schoß vom Fraule auf der Couch in meinem Wohnzimmer und ich bin hingegangen und habe sie beschnuppert. Nur beschnuppert, sonst nichts. Es ist die wagemutigste Schildpattkätzin, aber immerhin! Fraule ist vor Freude fast geplatzt. Die andere Schildpattin kommt schon zur Terrassentür herein, wenn ich nur 2 Meter davor stehe und schleicht sich hinter den Möbel an der Wand lang bis sie zur Tür kommt. Das erlaube ich ihr großzügig. Die Katzenbande wird langsam neugierig und es ist ihnen vielleicht fad, immer so da droben im Dachgeschoss. Dann kommen sie und gucken durch die Tür, was ich so mache, ob ich wohl schlafe oder endlich gestorben bin. Mir ist auch manchmal langweilig ohne meine Tierheimfreunde im Wohnzimmer, wahrscheinlich ist mir irgendwann mal eine Katze ganz genehm zur Gesellschaft. Die könnte ich angucken und sie mich...und wenn es uns dann immer noch langweilig ist, holen wir die anderen drei dazu!
Fraule sagt, da hat sich sehr viel Gutes getan. Und ich soll ein ganz, ganz großes Dankeschön ausrichten an Bettina Specht von adopTiere, die sich so kundig, nett und hilfreich mit meinem Fraule unterhalten hat. Das habe ich hinterher gleich bemerkt, sie war dann viel ruhiger und zuversichtlicher. Manchmal brauchen die Menschen ein paar gute Worte – so sind sie halt.

Es gibt im Fotoapparat bereits kleine Bilder von mir, denen fehlt nur noch das Kabel zum Computer. Wenn sie das findet, schickt sie sie, sagt gerade mein Fraule.

Nun viele liebe Grüße von der Bruma in ihrer neuen Heimat

Last but not least geht ein dickes Dankeschön für all die Vermittlungsarbeit und guten Rat vom Fraule von Bruma an Kerstin Bouvain!


3. November 2013: Abschied von Bruma

Hallo Frau Bouvain,

long time no talk - aber wenn man davon ausgeht, dass die Infos fließen, wenn es Schwierigkeiten gibt, dann ist es ja gut, wenn mal eine Weile Ruhe herrscht.
Ich wollte Ihnen im Sommer schon schreiben und erzählen, wie resolut meine Bruma an der Leine marschiert und wie gut es ihr doch geht. Wir hatten einen schönen, heißen Sommer miteinander.

Nun ist der Herbst ins Land gezogen und mit ihm hat sich ihr Geschwür am Gesäuge stetig vergrößert.
Der Tierarzt hat sie sich kurz darauf angesehen und die Prognose gestellt, dass entweder das Geschwür sehr schnell explodieren kann oder dass sich Metastasen in der Lunge bilden. Sie hatte immer wieder so komisch gekeucht. Er meinte auch, es wäre wohl besser, sie in ihrem Alter nicht mehr zu operieren. Das Röntgenbild zeigte, dass die Lunge auch schon belastet war.
Dabei stellten wir zusätzlich fest, dass Bruma viele Schrotkugeln im Körper hatte. Das arme Wurm hat aber auch schon allerhand mitgemacht und dabei ist sie so ein lieber Hund gewesen.

Am letzten Donnerstag bin ich schweren Herzens mit ihr zum Tierarzt, um sie einschläfern zu lassen und er meinte auch, jetzt sei es an der Zeit. Ihr Geschwür war inzwischen riesig geworden. Unsere Runden wurden immer kleiner und langsamer, so wie sie halt noch konnte. Am letzten Tag wollte sie gar nicht mehr laufen, nicht mehr essen und hatte Durchfall, die paar Treppen bei Tierarzt kam sie allein nicht mehr hoch. Der Tierarzt hat ihr dann eine Beruhigungsspritze gegeben und nach einer Weile die "richtige". Ich war die ganze Zeit bei ihr und habe sie gestreichelt.
Es ist eigenartig zuhause, ich denke immer noch, ich müßte über sie drübersteigen - sie lag immer quer oder längs vor meinen Füßen als lebendige Stolperfalle. Sie hat ja immer höllisch aufgepasst, dass ich nicht "abhaue" und ist mir immer gleich nachmarschiert.

Die gute Brume war mir so ein idealer Hund. Lief an der Leine, als hätte sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan und gelernt, hat nicht gebellt, saß nie auf dem Sofa - das kannte sie halt nicht. War immer friedlich mit anderen Hunden, Kindern, Jedermann und ich konnte sogar direkt neben ihrem Watschelohr staubsaugen ohne eine Reaktion. Bescheiden, freundlich, ruhig, lieb. Und ab dem späten Frühjahr war sie im vollkommenen Frieden mit den Katzen. Kein Bellen und Knurren mehr, die kleine Rumänin durfte sogar aus ihrem Napf fressen zuletzt. Die blieb auch nachts bei ihr unten. Allerdings hat sie keine Reaktion auf das Kätzle gezeigt - es war geduldet. Vielleicht wusste sie einfach nciht, was man mit einem Kätzchen so spielt.

Viele liebe Grüße aus dem Schwabenland
von einer traurigen Marina S-N.

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