Vier Monate war Bruna alt, als sie mit dem Leben abschließen musste. Denn in diesem Alter war sie ihre alten Besitzern über
und wurde in eines der italienischen Tierheime gebracht, das später traurige Berühmtheit unter der Bezeichnung
"Hundehölle" bekommen sollte. Wenn man einmal in einer dieser tier- und menschenverachtenden Institutionen gewesen ist,
fragt man sich, wie ein Hund dort überhaupt überleben kann.
Die Tiere hausen dort unter den unwürdigsten Bedingungen, gestresst und verängstigt, den Aggressionen der stärkeren Hunde
und der genervten Menschen schutzlos ausgeliefert, meist eng an eng gedrängt in den zu kleinen Gehegen. Sie waten in ihrem eigenen
Kot, kämpfen mit den Ratten um das wenige Futter, zittern in der Winterkälte und vergehen im heißen italienischen Sommer
ohne Schatten und ohne ausreichend frisches Wasser.
Unter diesen Bedingungen musste Bruna aufwachsen und überleben. Nach dem Eintrag ihrer Einlieferung in den Anstaltsbüchern
verliert sich ihre Spur zwischen all den Unglücklichen, die dort lebendig begraben wurden. Erst als die Hundehölle im Jahr
2007 konfisziert wurde, fanden wir sie wieder. Sie lebte zusammengepfercht mit einem Rüden und zwei Hündinnen in einem
winzigen Gehege am Rande einer Wassergrube. Zu diesem Zeitpunkt war sie sehr misstrauisch, ließ sich kaum anfassen und war froh,
wenn sie niemand beachtete. Es sollte noch drei lange Jahre dauern, bis die Hunde in unser Canile übersiedeln konnten, bis sie
endlich wieder anfangen konnten, zu leben.
Seitdem hat sich Bruna sehr verändert. Sie ist sichtlich aufgetaut und sucht heute vertrauensvoll die Nähe der Menschen. Wann
immer sie kann fragt sie vorsichtig nach Streicheleinheiten und ist glücklich, wenn sich jemand die Zeit nimmt und mit ihr schmust.
Dabei ist sie immer sehr sanft und überaus zärtlich mit "ihrem" Menschen. Sie liebt die gemeinsamen Spaziergänge,
aber weniger wegen der Abwechslung als vielmehr wegen der Nähe zu den Pflegern und der Zeit, die diese sich dann für die
Hunde nehmen.
Mit ihren Artgenossen ist Bruna wie die meisten ihrer Leidensgenossen komplett verträglich. Ihren Hundepartner, mit dem sie das
Gehege teilt, behandelt sie mit zärtlicher Fürsorge. Obwohl ranghöher als er, lässt sie ihm freiwillig den Vortritt
am Futternapf und schläft gern eng an ihn gekuschelt in einer großen Hundeschale.
Bruna gehört zu den vielen Hunden in unserem Canile, die ein fast lebenslanges Leiden bewundernswert überstanden haben und
trotzdem in der Lage waren, sich einen wundervollen Charakter zu bewahren. Wie viel besser würde es uns Menschen gehen, wenn wir
genauso veranlagt wären. Und weil Bruna noch so viel zu geben hat, wünschen wir uns nichts mehr, als dass sie ein Plätzchen
bei liebevollen Menschen findet, die ihr zeigen, was es heißt, in Geborgenheit und Wärme zu leben und immer ausreichend
Streicheleinheiten zu bekommen. Die ihr zum ersten Mal in all den Jahren ermöglichen, auf einem weichen Kissen zu schlafen, ein
anderes Futter als die ewig gleichen, trockenen Kroketten zu fressen, grünes Gras und weichen Waldboden unter den Füßen
zu spüren und in einem Bach zu baden. Die mit ihr gemeinsam eine Welt entdecken, die Bruna bisher komplett verschlossen geblieben
ist. Und die sie so lieben, wie sie ist. Bruna wird diese Liebe endlos erwidern, da sind wir sicher.
Bruna |
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Rasse | English Setter-Mix |
Geboren | März 2002 |
Größe | ca. 65 cm |
Kastriert | Ja. |
Krankheiten | Leicht übergewichtig. Gechipt, geimpft, bei Ausreise auf
Mittelmeerkrankheiten getestet. |
Behinderungen | Keine. |
Verträglich mit | Rüden, Hündinnen, Kindern. Katzen kennt sie nicht. |
Bruna hat Domizil in Lüneburg bezogen.
Wir wünschen dem sanften Hundemächen alles Gute!
Vermittelt im September 2012