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5. März 2012

Marte

Als Marte im September 2011 in unser Tierheim kam, hätte man genauso denken können. dass er gar nicht mehr lebte. Der kleine Kerl war starr vor Angst und lag in den ersten zwei Monaten wie zu einem Eiszapfen gefroren ausschließlich in der Ecke seines Geheges. Das Einzige, was daran erinnerte, dass er noch lebte, waren seine vor Furcht weit aufgerissenen Augen, die hektisch jede Bewegung verfolgten, die ein Mensch in seiner Nähe machte. Was dem Hundebuben vor seiner Ankunft im Canile zugestoßen war, werden wir nie erfahren, aber es kann nicht viel Gutes dabei gewesen sein.

Nun sind einige Monate vergangen, er hatte die Chance, zu begreifen, dass es auch nette Zweibeiner gibt - und Marte (der nach dem Wochentag Martedi = Dienstag benannt wurde, an dem man ihn fand) hat die Gelegenheit am Schopf gepackt und sich seinen Pflegern anvertraut. Heute erinnert nur noch wenig an das starre Fellknäuel, das bei uns eingeliefert wurde. Wenn jemand in seine Nähe kommt, den er kennt, wird er zum Spitzensportler, hüpft wie ein Gummiball quietschend vor Freude auf und ab und genießt die Aufmerksamkeit, die er dadurch bekommen kann. Er hat immer noch ein wenig Bedenken, sich anfassen zu lassen, aber wenn er sich endlich traut, liebt er es, gestreichelt zu werden.

Eine Meisterschaft hat er aber darin entwickelt, blitzschnell von hinten zu kommen, einem mit einem winzigen, feuchten Küsschen zu versorgen und dann ganz schnell wieder zu verschwinden, nur um mit lachendem und erwartungsvollem Gesichtchen in einiger Entfernung auf die - hoffentlich liebevolle - Reaktion der Menschen zu warten, die er auf diese Weise geehrt hat. Er ist einfach nur rührend anzusehen, in seinen Bemühungen um eine Annäherung an seine "verehrten" Menschen.

Ganz hat Marte seine Vergangenheit aber noch längst nicht vergessen, das merkt man schon. Es ist zum Beispiel noch nicht daran zu denken, ihn an die Leine zu nehmen - sofort erstarrt er wieder zu dem Häufchen Unglück, das er mal gewesen ist. Seine Furcht sitzt tief und wird noch lange Zeit brauchen, um endgültig zu vergehen. Aber er ist auf einem sehr guten Weg und bereit, alles hinter sich zu lassen.

Mit anderen Hunden versteht Marte sich rundherum, er mag sie und spielt gern mit ihnen. Ob er jemals Erfahrung mit Katzen oder Kindern sammeln konnte, wissen wir nicht, aber wir können uns Marte sehr gut in einer liebevollen Familie mit viel Einfühlungsvermögen vorstellen, die ihm die Zeit lässt, sein Gestern zu vergessen und sich voll Freude auf das Morgen zu stürzen. Wer es schafft, diesen liebenswerten, kleinen Clown endgültig aus seiner Reserve zu locken, wird einen fröhlichen Spaßbringer in der Familie haben, den er nie mehr missen möchte.

Marte ist vom Veterinäramt mit dem Geburtsdatum 01.01.2010 eingetragen worden, aber wir sind sicher, dass er um einiges jünger ist und erst im Herbst des Jahres 2010 geboren wurde. Vermutlich gehört zu seinen Ahnen auch ein Collie, obwohl er wesentlich kleiner ist als andere Vertreter dieser Rasse.

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Marte wird mutiger! - Bericht von der Pflegestelle

Marte macht sich wirklich toll. Heute war ich eine Stunde mit ihm auf dem Hof, damit er sich ein bisschen Autos, Nachbarn und Spaziergänger aus sicherer Entfernung angucken kann, da ist er nach einiger Zeit mitten auf der Einfahrt auf die Seite gekippt und eingeschlafen.

Genauso gestern im Garten, der linke Nachbar beim Rasen Mähen, rechter Nachbar beim Holz Hacken und Klein-Marte in der Mitte auf der Seite im Tiefschlaf!

Marte Heute Morgen hat er uns bis halb 11 schlafen lassen. Ich war zwar wach und hab ihn immer mal beobachtet, wie er kurz guckt, ob alle da sind und sich gemütlich nochmal rumdreht, seufzt und weiterschläft.

Beim Spazierengehen ist er wirklich toll, es ist selten, dass er mal ein bisschen zieht. Er versteht schnell, was man von ihm will, läuft auf den Wegen außer zum 'Schiettern', da verkrümelt er sich. Ein paar Meter lass ich die Schleppleine schon mal los und übe Rückruf, das klappt schon ganz gut. 'Sitz' hat er gestern gelernt, innerhalb von 5 Minuten und kann es heute auch noch!

Das mit der Stubenreinheit klappt allerdings noch nicht ganz. Ich weiß noch nicht so genau, ob er dann muss oder markieren will oder unsicher ist. Die Unruhe lässt aber nach, er liegt schon viel auf seinem Platz und ich denke, auch das wird sich bald geben. Gestern Abend wollten wir noch Fernsehen, da ist er ganz allein ins Schlafzimmer zu Ally gegangen und hat sich auf seinen Platz gelegt zum Schlafen

Sonst ist er ein kleiner Schatz, wenn ich ihn rufe, kommt er wie ein Verrückter angeflogen und überfällt mich. Ich glaube, man könnte mit ihm bestimmt im hobbymäßigen Rahmen Agility oder z.B. Dogdancing machen, so schnell, wie er lernt.

Ach ja, und Marte liebt es, gebürstet zu werden. Er sieht danach zwar immer noch aus wie ein explodiertes Sofakissen, aber das Bürsten selber findet er toll. Wenn ich mich auf den Boden setzte, stellt er die Pfötchen auf meine Schultern und lässt sich unterm Bauch bürsten

Alles in allem ist er ein toller Hund, wirklich lieb, nett und clever. Nächste Woche fangen wir an, ein bisschen an seiner Erziehung zu arbeiten und hoffen, dass sich bis dahin auch die "Pipi-Problematik" beruhigt hat.

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30. Mai 2012 ... und nochmal ein paar Neuigkeiten vom kleinen Mann:

Montag habe ich mich getraut, Marte zu duschen. Unser Verhältnis ist inzwischen sehr vertraut, so dass ich bestenfalls mit kurzem Schmollen rechnete. - Duschen selber war zwar eher doof, aber nach der halbstündigen Wälzorgie im Garten kam er fröhlich wieder zu mir und ließ sich dann auch noch (zähneknirschend) kämmen. Leider hab ich festgestellt, dass das Bürsten nicht viel bringt, also eher oberflächlich bleibt. Mit dem Unterwollkamm von Ally kommen nämlich plötzlich dicke Flocken aus ihm raus, das ziepst manchmal ein bisschen - findet Marte dann auch eher doof...


Dafür sieht er jetzt sooo schön aus und das Fell ist weich wie Seide, unglaublich!!

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Gestern habe ich meinen Balkon dampfgestrahlt, da hat er erst die Flucht ergriffen, nach ein paar Minuten aber aus 2m Entfernung genau beobachtet, was ich da treibe. Er ist sowieso schon viel cooler geworden, was ihm wirklich noch Angst macht sind Männer, sehr laute Geräusche und große, laute Fahrzeuge (Trecker z.B.).

Bei uns auf dem Bauernhof wimmelt es ja immer von Kindern, Bobbycars etc. Die beobachtet er aus sicherer Entfernung, aber immer recht interessiert, nicht ängstlich. Wir verkürzen seinen Sicherheitsabstand immer mehr...

Marte ist sehr, sehr wachsam, und schimpft auch schon mal wild rum, wenn er Leute in "seinem" Wald erspäht oder sich beim Spazierengehen auf seiner Hausstrecke Hunde nähern. Daran müssen wir dringend arbeiten!

Liebe Grüße,
Inga und Marte

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Marte hat seine Pflegestelle verlassen und ist zu seiner eigenen Familie nach Cremlingen gezogen.
Dort wurde er bereits von Zucchero, der auch aus Italien stammt und den Sie auch in unseren HappyEnds finden, erwartet.


Vermittelt im Juli 2012

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