Die Hoffnung stirbt zuletzt
Ihr Name war Ulcera. Das bedeutet übersetzt soviel wie Geschwür oder Geschwulst. Und so traurig wie ihr Name ist
auch ihre Geschichte. Ulcera war seit 1999 in einer Hundehölle untergebracht, die so katastrophal war, dass sogar die
italienischen Behörden irgendwann reagieren mussten, das Heim schlossen und die Hunde konfiszierten. Die überlebenden
Tiere kamen in unser Tierheim. Bis zu dem Zeitpunkt lebte Ulcera im Keller des alten Bauernhofs, auf dessen Basis die
Hundehölle entstanden war. Dort gab es kein Licht, dafür umso mehr Feuchtigkeit und tausende von Ratten, deren Kot
zusammen mit den Hunde-Exkrementen zentimeterdick den Boden bedeckte.
Bestimmt war sie mal ein hübscher Hund, aber sie war dazu verurteilt, bei lebendigem Leib in dieser Hölle beerdigt zu
sein. Als Patricia, ihre Pflegerin, sie das erste Mal sah, konnte man nicht einmal ihre Augen erkennen. Alles war zugeklebt mit
Eiter und Krusten. Als man Ulcera dann medizinisch versorgte, wurde deutlich, dass ein Auge komplett mit einem Geschwulst
überzogen war. Aber es war zu spät, um noch irgend etwas für den Erhalt des Auges zu machen. Das brachte ihr aber
ihren Namen ein. Als ob das nicht genug wäre, wurde auch deutlich, dass die Arthrose die Hündin vollkommen verkrümmt
hatte. Alle ihre Gelenke sind schief und sie läuft mittlerweile fast gar nicht mehr. Schmerzmittel gehören zu ihren
täglichen Medikamentengaben, ebenso wie immer wieder kehrende Antibiotika, denn sie hat auch eine chronische
Ohrenentzündung, die sie nicht mehr los wird.
Ulcera ist eine unglaublich sanfte und demütige Hündin, die ihr Schicksal stumm erduldet. Sie liegt heute meist unter
ihrer Rotlichtlampe im Körbchen und genießt die Annehmlichkeiten, die sie vorher nie kennen gelernt hat. Der Winter ist
eine ziemliche Katastrophe für sie, denn sie kann trotz der Wärmequelle ihre alten, kranken Knochen kaum mehr warm
halten. Im Sommer geht es ihr dagegen etwas besser und man sieht, dass sie trotz allem noch etwas Freude am Leben hat, besonders
wenn sie gestreichelt wird.
Bisher hat sich niemand um das alte Mädchen gekümmert, aber sie hat es sogar noch ein klein wenig mehr als alle anderen
Hunde verdient, am Glück zu schnuppern, bevor es für sie zu spät ist. Um so mehr haben wir uns gefreut, als sie
eine Patin gefunden hat. Und weil Ulcera schon viel zu lange das Stigma der Vergangenheit in Form ihres Namens mit sich herum
getragen hat, haben wir ihr mit Hilfe ihrer Patin Nina Schmitt einen neuen Namen gesucht.
Pamuk heißt sie nun und das bedeutet so viel wie sanft oder weich. Möge der neue Name ein gutes Omen für
bessere Zeiten in ihrem Leben sein.
Die Chance, dass Pamuk noch ein eigenes Zuhause findet, ist mehr als gering - auch wenn wir die Hoffnung für unsere Hunde
nie aufgeben. Um so glücklicher macht es uns, dass es Menschen gibt, die sie finanziell und mit Geschenken unterstützen
und ihr das Leben auf die Entfernung ein klein wenig schöner, weicher, leckerer und bunter machen. Aber wer weiß,
vielleicht gibt es irgendwo ja auch noch eine ganz große Menschenseele, die Pamuk für ihre letzte Zeit ein warmes
Plätzchen und Liebe anbietet?
Nina Schmitt ist ihre erste Patin und hat ihr auch den Namen Pamuk ausgesucht.
Das freut uns sehr für die alte Hündin, vielen Dank!
Auch Pamuk hatte endlich einmal richtig Glück in ihrem Leben und hat eine liebe Familie gefunden, die sie bei sich aufnahm.
Sie lebt seit Januar 2012 in Nürnberg.