Die kleine Peace ist ein reinrassiges Maremmano-Mädchen, das zusammen mit Bruder Perry in einem Flussbett an einen Strauch
gebunden und zurückgelassen wurde. Anscheinend hatten die Hirten, die sie los werden wollten, ganz sicher gehen wollen, dass
die beiden der Mutter und den Schafen nicht weiter würden folgen können. Denn dass die beiden weißen
Wollknäuel von einem Schäfer stammen, ist (nicht nur durch die vielen Schafköttel um sie herum) belegt.
Man sieht es allein schon daran, dass beiden jeweils ein Ohr abgeschnitten wurde. Das Kupieren der (unbetäubten) Ohren der Welpen
mit einer Schafschere wird von den Schäfern Italiens nach wie vor gnadenos durchgeführt. Dabei gibt es zwei Varianten:
Die Hirten der Abruzzen schneiden beide Ohrmuscheln ab, um bei einem Angriff von Wölfen und Bären zu vermeiden, dass die
Hunde Verletzungen mit großem Blutverlust erleiden werden. Das mag ein Grund sein, den man noch verstehen und nachvollziehen
kann.
Das Abschneiden nur eines Ohres hat einen anderen Hintergrund und beruht auf einem Aberglauben der Sardinischen Schäfer, die
mittlerweile auch oft Arbeit in den Abruzzen suchen, weil Sardinien stark von der Wirtschaftskrise gebeutelt wird. Diese Menschen
glauben nämlich, dass die Hunde den Kopf auf den Boden legen, um die Annäherung der Wölfe besser hören zu
können. Damit die Ohren dabei nicht im Weg sind, schneiden sie das ab, von dem sie glauben, dass der Hund die Seite zum
Hören bevorzugt. Peace und Perry sind also eindeutig Opfer sardinischer Schäfer und ihrer Bräuche geworden. Aber sie
tragen ihre Einohrigkeit mit Fassung und gleichen sie mit haufenweise Lebensfreude wieder aus.
Perry ist ein eher schüchterner Hundejunge, der noch ein wenig Zeit und viel Verständnis braucht, um ganz aus sich heraus
zu kommen. Er orientiert sich derzeit sehr an seiner fröhlichen Schwester und lernt von ihr, dass Menschen auch sehr angenehm
sein können. Von Tag zu Tag wird er zutraulicher, er ist auch nicht wirklich verängstigt sondern eher sehr zurückhaltend.
Mit anderen Hunden geht er ebenso problemlos um wie seine Schwester. Mit ihnen kann er fröhlich durch die Gegend toben, er ist
sehr gut sozialisiert und verträgt sich mit allen.
Peace ist von den beiden Geschwistern eindeutig die Extrovertiertere. Sie ist verspielt, liebt Menschen, geht gern auf sie zu und
hat keinerlei Berührungsängste. Mit ihrem etwas glatteren Fell und den großen Augen ähnelt sie mehr den
für den Verkauf gezüchteten Maremmanos, als den ursprünglicheren, die die Schafherden begleiten. Peace fehlt ein
Teil des rechten Ohres - leider ein Grund, warum sie kaum in die Schweiz vermittelt werden kann.
Die zu den Herdenschutzhunden zählenden Maremmanos bringen einen etwas anderen, sehr eigenständigen Charakter mit und
unterscheiden sich sehr von den Rassen, die schon seit langem für ein Dasein in einer Familie gezüchtet wurden. Bei einer
Vermittlung werden daher nur Menschen berücksichtigt, die bereits Erfahrung mit Herdenschutzhunden - vorzugsweise mit
Maremmanos - haben. Oder aber Menschen mit langjähriger Erfahrung in der Haltung anderer großer, eher schwieriger Rassen,
die sich zudem ausführlich mit der Charakterstruktur der Maremmanos beschäftigt haben. Ausschlaggebend ist aber eine
Persönlichkeit, deren natürlicher Autorität die Hunde sich anschließen können, ohne die Rudelführung
im Erwachsenenalter in Frage zu stellen.
Ein eigenes Haus mit großem Grundstück ist für uns absolute Voraussetzung für die Vermittlung eines
Maremmano-Welpen. Die Hunde müssen mit vollem Familienanschluss gehalten werden, sollten aber die Möglichkeit haben,
jederzeit frei zwischen drinnen und draußen wählen zu können. Eine Rundumbetreuung in den ersten 18 Monaten und
ausreichend Kontakt zu anderen Hunden setzen wir ebenfalls voraus. Für Perry sollte daneben noch viel Verständnis und ein
wenig Erfahrung mit eher ängstlichen Hunden vorhanden sein.
Peace und Perry sind gemeinsam nach Österreich eingewandert.
Dort gilt es nun ein großes Grundstück zu bewachen.
Vermittelt im Mai 2012