Warum der kleine Rino in grauer Vorzeit von seinen Besitzern abgeschoben wurde, ist unschwer zu erkennen: Ihm fehlt ein Gutteil
seines linken Vorderbeinchens. Der Stumpf ist alt verwachsen und unregelmäßig - vermutlich hat er seine Gliedmaßen
schon sehr jung bei einem Unfall mit einem Auto oder einem Mähdrescher verloren. Als er in die Hundehölle kam, in der er fast
sein ganzes Leben verbringen sollte, fehlte ihm das Beinchen auf alle Fälle schon.
Dass er unter den grausamen Bedingungen des Lagers überleben könnte, in dem schon weit größere und stärkere
Hunde ihr Leben lassen mussten, grenzt an ein Wunder. Und spricht für die Zähigkeit des kleinen Burschen. Als die
Hundehölle endlich behördlich konfisziert wurde und er zwischen all den größeren und teils sehr aggressiven
Tieren entdeckt wurde, retteten ihn die Tierschützer aus der Masse heraus und brachten ihn vorübergehend in einem
Privattierheim unter. Dort sollte er die nächsten Jahre leben - auch nicht wirklich gut, aber besser als vorher.
Erst im Jahr 2011 war es möglich, den kleinen Hundeherrn in das neu gebaute Canile zu überführen, in dem auch seine
alten Kumpel untergebracht worden waren. Aber nun ist es fast zu spät für Rino. Das Leben fängt an, aus ihm heraus
zu fließen.
Wie er früher mit seiner Dreibeinigkeit umgegangen ist, wissen wir nicht. Vielleicht hat er schon immer Schwierigkeiten mit dem
Laufen gehabt. Als er kam stolperte er manchmal und fiel hin. Da die meisten Hunde den Verlust eines Beins gut ausgleichen können,
fiel dieses Verhalten von vorn herein auf. Mittlerweile sind seine "Gleichgewichtsstörungen" aber so häufig
geworden, dass er kaum mehr ein paar Meter vorwärts humpeln kann, ohne zu fallen. Nach vorn beugen, um Nahrung aufzunehmen,
geht überhaupt nicht für ihn. Er purzelt dann immer wieder kopfüber in sein Futter oder ins Wasser und man muss
aufpassen, dass er dabei nicht ertrinkt. Seine Fress- und Trinknäpfe sind daher auf Höhe seiner Schulter angebracht, damit
er überhaupt gefahrlos Nahrung und Wasser zu sich nehmen kann. Er liegt deshalb sehr viel und versucht möglichst wenig zu
laufen.
Auch ansonsten ist es mit seiner Gesundheit nicht mehr weit her. Sein Herz ist sehr schwach, seine Augen haben stark nachgelassen und
er sieht nicht mehr gut. Am schlimmsten aber hat ihn der starke Wintereinbruch in Italien Anfang Februar getroffen. Er hat sich dabei
eine schwere Lungenentzündung eingefangen, die seinen kleinen Körper vor Fieber und Hustenkrämpfen schüttelt. Trotz
der verabreichten Antibiotika und seiner Umsiedlung ins geheizte Haupthaus bessert sich sein Zustand nicht. Rino müsste dringend in
ein warmes, ruhiges Zuhause, in dem er sich erholen und die letzte, vermutlich nicht mehr lange Zeit seines Lebens verbringen kann. Und
wir wünschen ihm so sehr, dass er nicht ohne diese Erfahrung von Liebe und Geborgenheit sterben muss - nicht einsam im
kältesten und härtesten Winter, den Mittelitalien je erlebt hat.
Der kleine Kerl stellt keine großen Ansprüche mehr. Er möchte viel Ruhe, wäre dabei aber gern in der Nähe
seiner Menschen. Hier und da eine Streicheleinheit macht den verhaltenen Schmuser glücklich, der seine Bedürfnisse nach
Nähe und Zärtlichkeit ja nie ausleben konnte. Hundefreunde braucht er nicht mehr, er ist froh, wenn ihn keiner belästigt
und er es sich gemütlich machen kann, ohne permanent über den Haufen gerannt zu werden (so wie jetzt im überfüllten
Bürogebäude). Aber generell kommt er mit allen Artgenossen aus, besonders, wenn sie ihn nicht beachten. Ohne ein eigenes
Grundstück am Haus wird es schwer werden, ihm gerecht zu werden, denn Spaziergänge kann Rino nicht mehr machen. Er bewegt sich
nur noch wenige Meter vorwärts, bevor er sich wieder hinlegt.
Der tapfere Hundebub hatte nichts vom Leben außer Leid, Angst und Frust. Vielleicht gibt es jemanden, der ihm für die letzte
Zeit seines Daseins zeigt, was es bedeutet, geliebt zu werden und in Geborgenheit und Wärme beschützt zu leben. So
beschützt, wie es sich für einen Hund seiner Größe lebenslang gehört hätte. Wir wissen nicht, ob uns
Rino nicht unter den Händen wegstirbt, bevor sich solch ein Mensch gefunden hat. Aber es ist der einzige Wunsch, den wir für
ihn noch haben können. Bitte helfen Sie uns dabei!
20. Februar
Rino ist jetzt in Italien auf einer privaten Pflegestelle untergebracht und wartet dort gemütlich darauf, in sein neues Zuhause
in die Schweiz reisen zu dürfen. Und wie man sehen kann, geht es ihm dort schon wesentlich besser

.
Der kleine Rino hat sich von seiner Pflegestelle aus auf die Reise in die Schweiz gemacht.
Dort ist er nun der Prinz in seinem neuen Zuhause und wird von seiner Familie auf Händen getragen.
Vermittelt im Februar 2012