Zampo wurde am 12. Januar 2010 nachts über den Zaun des Caniles in eins der Gehege geworfen. Er hatte dabei gleich
zweimal richtig Glück: Zum einen, weil er sich keinerlei ernsthafte Verletzungen dabei zuzog (der Zaun ist immerhin
mehr als 2,5 m hoch). Zum anderen, weil er bei Bondo und Erba landete, zwei Schäferhunden, die aber beide ausgesprochen
gutmütig sind. Der kleine (na ja, zumindest junge) Kerl war vom ersten Augenblick an völlig verschüchtert
... und leider hat sich das bis heute nicht geändert. Was ihn so aus seinem seelischen Gleichgewicht gebracht hat,
wissen wir nicht. Er erstarrt zur Salzsäule, wenn man versucht, ihn anzufassen. Dabei ist er aber völlig
aggressionslos und lässt alle Behandlungen anstandslos über sich ergehen. Und wenn man in seine braunen Augen
schaut, weiß man, dass nichts Böses in ihm steckt.
Allein zu seiner Pflegerin hat er in der Zwischenzeit ein inniges Verhältnis aufgebaut und vertraut ihr. Sie kann
ihn anfassen und er lässt es sich gern gefallen. Alle anderen Menschen verunsichern ihn nach wie vor sehr.
Mit den anderen Hunden versteht Zampo sich dagegen bestens. Egal ob Hündin oder Rüde, beim Spiel mit seinen
Artgenossen taut er vollkommen auf und kann seine Reserviertheit hinter sich lassen. Dann tobt er ausgelassen, wie jeder
andere junge Hund auch und wirkt endlich glücklich.
Im Canile hat Zampo keinerlei Chance, seine Ängste abzubauen und hinter sich zu lassen. Deshalb wünschen wir uns
sehr, dass er Menschen findet, die ihre Zuversicht und Liebe in ihn investieren und ihm endlich eine Chance geben, seinem
selbstgebauten Kerker zu entfliehen. Er benötigt dringend geduldige Menschen, die ihm helfen, die Mauern zu durchbrechen,
die er um sich herum aufgebaut hat und die ihm einen Weg aus seiner momentanen Isolierung zeigen. Geeignet wäre dafür
ein ruhiger Haushalt mit einem geregelten Tagesablauf. Auch ein zweiter, souveräner Hund, an dem Zampo sich orientieren
könnte, kann ihm helfen, Vertrauen zu fassen.
Angsthund-Erfahrung wäre von Vorteil und auch mit dem Deprivationssyndrom sollten sich seine Zweibeiner schon mal
beschäftigt haben. Wichtiger aber noch wäre für Zampo, dass er endlich Menschen findet, die ihm
uneingeschränkte Liebe entgegenbringen. Die ihm die Zeit schenken, die er braucht, um ins normale Leben zurück
zu finden. Die nicht aufgegeben haben, an ein Happy End für ihn zu glauben. Er wird sich vermutlich nie zu einem
ausgesprochen mutigen Hund entwickeln. Aber wir sind uns sicher, dass er zu der Fröhlichkeit zurückfinden kann,
die eigentlich in ihm steckt und die irgendwann in seiner frühen Jungend verschüttet wurde.
Zampo ist ein wunderschöner Hund - wo sind die Menschen, die nicht nur seine äußeren Werte erkennen?
20. Dezember 2011
Genau zu Weihnachten bekam Zampo ein Geschenk von seiner Patin Marika, damit auch er ein klein wenig in Weihnachtsstimmung
kommen konnte. Allerdings war der bildhübsche, schüchterne Kerl nicht gleich angetan von unseren
Annäherungsversuchen.
Anfangs versteckte er sich im Gebäude und beäugte von dort aus etwas verstört das Auspacken des Pakets. Dann trieb
ihn aber doch die Neugier in die Nähe der gut riechenden Sachen. So richtig wollte er sich jedoch nicht trauen. Immer
wieder machte er den Ansatz, näher zu kommen, um zu erkunden, was es dort Leckeres gab. Letztendlich beschloss er dann doch,
dass die Zeit für ihn arbeiten würde und er nur lange genug warten musste, damit wir sein Gehege wieder verlassen
würden.
Recht hatte der kluge Kerl. Aber bevor wir gingen, packten wir all die leckeren Sachen aus und versteckten sie in den verschiedenen
Hundehütten seines Geheges und an anderen Stellen, so dass er etwas zu suchen hatte und sich noch lange mit den Leckereien
beschäftigen konnte.
Dass er von diesem Angebot rege Gebrauch gemacht hat, bezeugten die angenagten und verstreut in seinem Gehege herum liegenden
Knabbersachen, die wir am nächsten Morgen noch fanden. Auch wenn er uns dabei nicht zusehen ließ: Auf seine Art hatte
Zampo Spaß mit dem Paket. Und wer weiß: Vielleicht ist er ja beim nächsten schon mutiger?
Auch Zampo hatte endlich einmal richtig Glück in seinem Leben. Er durfte das Canile verlassen und lebt nun in Heidekrug
bei seiner eigenen Familie.
Alles Gute, liebenswerter Hundebub!