Eigentlich ist Aramis für seine Rasse etwas zu klein geblieben. Denn der Segugio Italiano in der relativ seltenen
langfelligen Ausprägung 'a pelo forte' bringt eigentlich einige Zentimeter mehr bei den Rüden mit sich. Trotzdem
zweifeln wir nicht daran, dass er reinrassig ist. Vermutlich sind die katastrophalen Umstände, unter denen er gelebt haben
muss, verbunden mit Futtermangel in der Welpenzeit an seinem Minderwuchs schuld. Die Umstände unter denen er gefunden
wurde, deuten darauf hin.
Denn als er bei uns ankam, war der kleine Kerl spindeldürr, die Knochen stachen ihm überall durch das schüttere
Fell und er sah einfach erbärmlich aus. Büschelweise waren ihm die Haare ausgerissen (worden), er litt sehr unter
Räudemilben und war dazu auch noch stark verängstigt. Da die Anzeichen auch auf Leishmaniose hindeuteten, wurde ein Test
auf Mittelmeerkrankheiten gemacht, der einen Leishmaniosetiter von 1:320 ergab. Natürlich wurde sofort eine Milteforankur
mit ihm begonnen und mittlerweile geht es ihm schon wesentlich besser.
Sein Fell ist nachgewachsen und glänzt mittlerweile wieder, nur um die Augen herum sieht Aramis noch ein klein wenig nackt
aus. Aber auch das wird von Tag zu Tag besser und sich wieder ganz geben. Der Jungspund hat einen unglaublichen Appetit entwickelt
und frisst für zwei Hunde - wir freuen uns darüber sehr, denn Nachholbedarf hat er ja mehr als genug!
Seine anfängliche Ängstlichkeit ist einer rührenden Anhänglichkeit gewichen. Er liebt seine Pfleger über
alles und hat sich zu einem echten Kampfschmuser entwickelt. Vermutlich erfährt er zum ersten Mal, was es bedeutet, Liebe
von Menschen zu bekommen. Er klammert sich geradezu an jeden, der ihm Zeit, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit entgegen bringt und
ist traurig, wenn er wieder allein gelassen wird. Fast noch mehr als an den Menschen hängt er aber an seiner Hundefreundin
Rebecca, seine Hingabe zu ihr ist herzzerreißend. Überhaupt versteht er sich mit allen anderen Hunden gut und spielt
gern mit ihnen.
Viel mehr als seine Fell-Freundin bräuchte Aramis aber eine eigene Familie. Für ihn wären Menschen ideal, die
sehr aktiv sind und viel mit ihm unternehmen. Gleichzeitig müssen sie gern mit ihrem Hund kuscheln und dem sanften Schmuser
sehr viel körperliche Zuwendung geben. Denn als Segugio ist Aramis draußen ausgesprochen lauffreudig und kann
stundenlange Spaziergänge machen, ohne müde zu werden. Im Haus wird er aber sanft und sensibel sein und sich eher
ruhig verhalten. Eine Ecke im Sofa und viele streichelnde Hände würden ihn mehr als glücklich machen.
Wieviel Jagdtrieb er mitbringt, können wir nicht beurteilen. Aber der Segugio ist menschenbezogen und intelligent und
wesentlich leichtführiger, als man es von den deutschen Jagdhundrassen gewöhnt ist. Einen zweiten fröhlichen Hund
im Haushalt fände er sicherlich klasse, vorausgesetzt dass genügend Zeit seiner Menschen für ihn dabei übrig
bleibt. Und auch verständige Kinder würden sein Leben sehr bereichern.
Vor seiner Leishmanioseerkrankung braucht man keine Angst zu haben. Wir sind guter Hoffnung, dass sie so weit auskuriert werden
kann, dass er anschließend für den Rest seines Lebens beschwerdefrei leben kann. Allerdings muss man wissen, dass die
Erreger - ähnlich wie bei einer Borreliose - nie mehr den Körper ihres Wirts verlassen. Wir informieren sie in einem
persönlichen Gespräch gern ausführlich über die Konsequenzen, die diese Krankheit mit sich bringt.
Aramis ist ein ausgesprochen liebenswerter Junghund mit viel Potential zu einem exzellenten Familienmitglied. Wer den Mut hat,
ihm eine Chance zu geben, wird das nicht bereuen.
April 2012: Von Aramis gibt es neue Bilder:
Januar 2013
Aramis wartet leider immer noch auf seine Familie. Dafür hat er aber eine liebe Patin, die ihm hilft, die Zeit
ein bisschen zu verkürzen:
Doris Kirrbach-Busl.
Auch Aramis konnte das Tierheim endlich hinter sich lassen. Der Hundebub hat sich frohgemut auf die Reise nach Deutschland zu seiner
eigenen Familie gemacht.
Vermittelt im Juli 2013