Geduldig, still - vergessen
Wie so viele unserer Hunde hat Argo die ersten Jahre seines Lebens in einer Hundehölle verbracht. Er war
noch ein Junghund, als er
eingeliefert wurde. Und allein schon die Tatsache, dass er groß und überwiegend schwarz war, reichte
aus, ihn unvermittelbar
zu machen. Da aus der Hundehölle aber sowieso kein Hund je wieder herauskam, war es auch fast egal, wie
er aussah - er war dazu
verdammt, dem Egoismus und der Geldgier eines Menschen geopfert zu werden.
Obwohl Argo zu den größten Hunden in der Hundehölle gehörte, lernte er sehr schnell, sich
so klein wie möglich
zu machen. Nur so fiel er nicht auf, nur so eckte er nicht an und nur so konnte er überleben. Das begriff
er schnell. Und geduckt
wie ein kleiner Schoßhund lebte er versteckt und im Hintergrund - viele Jahre lang. So überstand
er die Aggressionen der
anderen Hunde und des Personals, überlebte Hunger und Durst, Hitze im Sommer und nassen Schneefall im Winter.
Er gehörte zu einer Gruppe von sechs Hunden, die viele Jahre dort gemeinsam verbrachten. Außer ihm
waren noch drei Rüden
und zwei Hündinnen in diesem Rudel vorhanden, das in einem kleinen Gehege unterhalb einer Scheune
untergebracht war, inmitten von
100 anderen Zwingern, in denen die Hunde lauthals ihren Frust, ihre Angst und ihre Qual in die Welt hinaus
bellten. Nie durften sie
frei laufen, nie bekamen sie menschliche Zuwendung, so selten wie möglich Futter und Wasser. Argo ist
der letzte Überlebende
dieser Gruppe, die im Jahr 2010 durch eine Konfiszierung aus der Hundehölle frei und ins Canile nach
Monte kam. Alle anderen starben
im Verlauf der letzten Jahre im Tierheim, die Freiheit hat keiner von ihnen mehr kennengelernt.
Dass der große, sanfte Rüde all diese Jahre überstanden hat, ohne seinen guten Charakter zu
verlieren, grenzt schon fast
an ein Wunder. Allerdings hat dieses Leben ihn geprägt: Er ist bis heute eher scheu zurückhaltend
und braucht ein wenig, bis
er Vertrauen fasst. Abwartend bleibt er anfangs auf seinem Beobachtungsposten im Hintergrund - still und
geduldig - und wartet, bis er
sicher sein kann, dass ihm nichts Böses droht. Er ist aber kein wirklicher Angsthund, sondern hat nur
gelernt, dass es besser ist,
die Dinge erst mal abzuwarten, bevor er sich ins Rampenlicht traut. Und er hat nie eine einzige aggressive
Geste in seinem Leben gezeigt,
der liebenswerte Hundegentleman ist durch und durch gut.
Gesundheitlich geht es Argo leider nicht mehr sehr gut. Durch die schlechten Haltungsbedingungen in der
Hundehölle hat er schwere
Arthrose in verschiedenen Gelenken. Insbesondere sein linkes vorderes Bein und das Schulterblatt sind dadurch
stark in Mitleidenschaft
gezogen. Er hat dadurch zeitweilig starke Schmerzen und das Aufstehen und Gehen fällt ihm dann schwer.
Im Herbst 2012 wurde ihm
ein Milztumor entfernt, dessen Wachstum lange Zeit niemand bemerkt hatte, so dass er schon erhebliche
Ausmaße hatte, als man ihn
operierte. Seitdem sind seine Leberwerte nicht mehr sehr gut und das schmälert oft sein Allgemeinbefinden.
Trotz allem hat der liebenswerte Rüde in letzter Zeit eine Leidenschaft für sich entdeckt, die
ihm viel Freude bereitet und die
wir ihm daher noch ermöglichen wollen, so oft es geht: Er liebt es nämlich, Patenpakete
auszupacken. Dann kommt er sogar
richtig aus sich heraus, wird aufgekratzt und fröhlich und staunt wie ein kleines Kind über
all die schönen Dinge, die
er vorher noch nie gesehen und gekostet hat. Er lässt sich streicheln und knuddeln, verliert alle
Scheu und genießt diese
Aufmerksamkeit sichtlich, die so selten in seinem Leben ist.
Argos Chancen, noch ein Zuhause zu finden, sind nur noch winzig und seine Zeit ist knapp geworden. Es
wäre zwar für ihn die
Erfüllung, im Warmen leben zu dürfen und für die letzte Zeit seines Daseins Liebe und
Geborgenheit zu erfahren. Aber
solange das Schicksal es nicht so gut mit ihm meint, wäre es schön, wenn er Paten finden könnte,
die ihm zumindest hin
und wieder mit einem Päckchen zeigen, dass diese Welt ihn nicht ganz vergessen hat und noch die eine
oder andere schöne
Kleinigkeit für ihn bereit hält. Leckeres Nassfutter, eine warme Decke, ein paar Leckerlies -
Argo ist nicht anspruchsvoll.
Aber soooo dankbar!
26. Februar 2013
Neues von Argo
Argo geht es zur Zeit nicht so gut. Er hat Probleme mit der Verdauung und kämpft trotz Spezialfutter
immer wieder mit
Durchfällen. Außerdem hat er aufgrund seiner Beschwerden nur wenig Appetit, so dass er
zusätzlich auch noch abnimmt.
Dazu kommt, dass ihm bei diesem Wetter seine Arthrose zu schaffen macht und ihm immer wieder sichtbar
Schmerzen verursacht. Der
kalte Betonboden der Gehege trägt nicht unbedingt dazu bei, seine Situation zu verbessern.
Es wird dringend Zeit, dass es Sommer wird und die Sonne seine alten Knochen wärmen kann. Oder dass er
ein Zuhause im Warmen
findet und wieder Lebensmut fassen kann. Das wäre für ihn zu schön, um wahr zu sein.
Argo |
|
Rasse | Mix |
Geboren | 2000 |
Größe | ca. 70 cm |
Kastriert | Nein, kann bei Bedarf kastriert werden. |
Krankheiten | Schwere Arthrose in der rechten Schulter,
schlechte Leberwerte, operierter
Milztumor, altersbedingte Beschwerden. Gechipt, geimpft, bei Ausreise auf Leishmaniose getestet |
Behinderungen | Keine. |
Verträglich mit | Hündinnen, Rüden. Kinder und Katzen nicht bekannt. |
Argo konnte ein warmes Plätzchen in Halberstadt ergattern, um dort seinen Altersruhesitz zu genießen.
Vermittelt im März 2013