Es war ein einziger Blick aus dem Augenwinkel, der Sabine auf die kleine, graubraune Hündin aufmerksam werden ließ. Sie war
gerade dabei, Jack aus einer Hundehölle frei zu kaufen, um ihn nach Monte zu bringen, als ihr schon im Gehen etwas auffiel, das
sie hoch schauen ließ. In einem der Gehege sah sie dann die wehrlose Hündin, die ganz fürchterlich von den anderen gemobbt wurde.
Als sie genauer hinschaute, wurde ihr das Elend ganz bewusst: Humpelnd versucht eine kleine, völlig abgemagerte Segugia, an einen
Brocken Futter zu kommen, wurde aber von ihren Gehegegenossen immer und immer wieder weg gebissen. Die Kleine hatte keine Chance.
Und dass es ihr schon lange so ging, zeigte sich deutlich in ihrem völlig herunter gekommenen Aussehen. Abgemagert bis auf die
Knochen stand sie mit hängenden Ohren und ängstlichem Blick in der Ecke eines Geheges und traute sich keinen Schritt mehr vor oder
zurück. Spontan beschloss Sabine, die Hündin ebenfalls frei zu kaufen und mit nach Monte zu nehmen, um sie aus diesem Martyrium zu
befreien. So kam Cara im Juni 2013 nach Monte.
Bei ihrer Ankunft war sie komplett abgemagert und völlig verschreckt. Sie hatte jahrelang zwischen Hunden ausharren müssen, die sie
wegen ihrer Behinderung bei jeder Gelegenheit angegriffen haben, so dass sich Cara letztendlich nur noch im größten Hunger aus ihrer
Hundehütte heraus getraut hatte. Neben einer kompletten medizinischen Versorgung gehörten deshalb viel und gutes Futter sowie
haufenweise Ruhe für ihre verstörte Seele zu den wichtigsten Maßnahmen in den ersten Tagen.
Als es ihr etwas besser ging, musste Cara dann allerdings verschiedene Untersuchungen über sich ergehen lassen, um den Grund
für ihr verkrüppeltes Hinterbeinchen heraus zu finden. Erste Vermutungen, dass es sich um einen alten, schlecht verheilten Bruch
oder ein schon länger ausgekugeltes Gelenk handeln könne, bestätigten sich nicht. Caras Hinterbein ist tatsächlich von Geburt an
missgebildet. Der Knochen ist - im Röntgenbild deutlich sichtbar - in einem falschen Winkel gewachsen, die Hüftkugel liegt nicht im
Femor sondern außen vor dem übrigen Knochengerüst. Ein Spezialist der Veterinärmedizinischen Fakultät, dem Cara vorgestellt wurde,
überlegte, ob das Auseinanderschneiden des Knochens und das Einsetzen eines keilförmigen Knochenstücks möglich wäre, um Cara zu
helfen. Letztendlich entschied man sich aber gegen eine Operation, weil nicht sicher ist, ob das tatsächlich eine Verbesserung
für sie bringen würde. Aber da sie von Geburt an daran gewöhnt ist, das Hinterbein nur eingeschränkt benutzen zu können, kommt sie
mit der Missbildung gut klar.
Auch wenn Caras Zukunft damit weiterhin von ihrer Behinderung bestimmt sein wird, geht es ihr in ihrem neuen Domizil doch
von Tag zu Tag besser. Sie bewohnt gemeinsam mit Jack the Wuschel ein Gehege und die beiden verstehen sich gut. Endlich findet
sie bei ihrem Hundefreund die Zuwendung und Unterstützung, die ihre kleine Seele so nötig hat. Mit ihren Artgenossen ist Cara
generell verträglich, sie kommt eigentlich mit jedem gut aus. Allerdings muss man ein wenig darauf achten, dass die anderen
Hunde sie wegen ihrer Behinderung nicht ausgrenzen und mobben, sie hat es unter ihresgleichen nicht immer leicht.
Menschen liebt sie mittlerweile sehr, auch wenn sie immer noch ausgesprochen vorsichtig ist, so lange sie auf Fremde zugeht. Aber
sobald das Eis gebrochen ist, schmust sie furchtbar gern und genießt jede liebevolle Zuwendung, die sie bekommen kann. Ob sie ihre
Schüchternheit aber jemals ganz ablegen wird, bleibt fraglich. Allerdings macht ihr zurückhaltendes Wesen sie eher sympathisch, als
dass es stört.
Es wird Cara nicht leicht fallen, einen Menschen für sich zu gewinnen. Als Segugio Italiano sind ihre Vermittlungschancen sowieso
schon sehr gering und mit der Behinderung wird es für sie nicht leichter, ein Zuhause zu finden. Aber wir wissen, dass es unter
den Tierschützern großartige Menschen gibt, die sich auch solcher Hunde wie Cara annehmen und wir hoffen darauf, dass die
liebenswerte Hündin doch noch ein Zuhause findet, in dem sie so geliebt wird, wie sie es braucht.
Es sollten allerdings möglichst wenige Treppen in ihrem Heim vorhanden sein, perfekt wäre ein ebenerdiges Haus mit eigenem
Garten, in dem sie sich erst einmal in einem kleinen Umfeld an ein Leben in einer Familie gewöhnen kann. Ein liebevoller,
souveräner und menschenfreundlicher Hundefreund könnte ihr sehr helfen, allerdings darf er nicht zu stürmisch sein, um ihr keine
Angst zu machen. Am wichtigsten sind für Cara aber ein warmes und weiches Bettchen, immer ausreichend leckeres Futter und vor
allem Menschen, die viel Zeit zum Schmusen mitbringen. Und wenn sie dann richtig glücklich ist, kann sie so selig strahlen,
dass einem das Herz aufgeht vor Freude.
Cara |
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Rasse | Segugio Italiano |
Geboren | 2004 |
Größe | ca. 40 cm |
Kastriert | Ja. |
Krankheiten | Gechipt, geimpft, bei Ausreise auf Leishmaniose getestet. |
Behinderungen | Verkrüppeltes Hinterbein. |
Verträglich mit | Rüden, Hündinnen, Kindern. |
Auch für Cara sind neue, bessere Zeiten angebrochen. Sie darf endlich erleben, was es heißt,
geliebt und umsorgt zu werden.
Vermittelt im Dezember 2013