Auch Jessica darf noch einmal das Glück erleben, geliebt zu werden und sich geborgen zu fühlen.
Die sanfte Hundedame hat ein Zuhause in Bielefeld gefunden und bereichert dort den Alltag wie ein
warmer Sonnenstrahl. Wir wünschen ihr, dass sie die Erinnerung an das
Tierheim ganz schnell hinter sich lassen kann
und nur noch nach vorne schaut.
Erster Bericht vom 4. November 2013
Guten Abend Frau Fausten,
ein bisschen wollte ich "sammeln", um Jessica, die jetzt
Lilly heißt, zu beschreiben.
Das Umsteigen in meine Transportbox (Nylon) gestaltete sich so, dass, bevor wir noch die nächste
Hauptstraße erreicht hatten, der "Notausgang" eingerichtet war. Die Box ist hin. Also
befestigten wir die Leine am Haltegriff und ab Tempo 100 km//h legte sie sich auf die Decke und schlief.
Zuhause angekommen, war die Treppe, deren Sinn ihr höchst suspekt war, das erste Problem.
In der Wohnung angekommen, erkundete Lilly vorsichtig Zimmer für Zimmer und war recht gelassen. Das erste
Futter war auch schnell vertilgt.
Nach kurzer Zeit hat sie auch das Hundebett als ihres erkannt und sich dort (direkt an der Heizung) abgelegt.
Der erste Gassigang durch unseren Stadtwald war absolut klasse - das Training hat sich gelohnt. Sie geht immer
hinter mir - nach einer 3/4 Stunde gab es auch Augenblicke, in denen Sie schon mal vor mir lief, aber sofort
zurückgeblickt hat und wieder auf meine Höhe zurückfiel. Ich denke, sie war
völlig überwältigt vom Spaziergang,
aber hat es wirklich gut bewältigt. Immer wieder hat sie sich umgeschaut, vielleicht um Orientierung zu haben,
ist aber immer wieder sofort nachgekommen. Natürlich haben wir auch Hunde auf unserem Spaziergang getroffen,
der Kontakt war absolut unproblematisch. Selbst als ein halbstarker Labrador im Affentempo auf sie zugestürmt
kam, blieb sie souverän und hatte auch ein bisschen Spaß daran.
Die Treppe hinab ist ein echtes Problem. Hier brauche ich eventuell ein paar Tipps. Das erste Mal hat sie
2 Absätze geschafft, danach war sie selber geschafft. Die weiteren Male habe ich sie herunter getragen -
unter leisem Protest ihrerseits.. Das wird noch ein Stück Arbeit. Treppe rauf geht schon ganz gut.
Sie ist absolut ruhig in der Wohnung und liegt bereits verläßlich in ihrem Hundebett.
Nach der ersten Nacht habe ich das Schlimmste befürchtet - aber alles war trocken und haufenfrei.
Sie hatte zweifelsfrei Hunger und hat das Frühstück "inhaliert". Ich barfe zur Zeit - das gefällt
ihr gut.
Auf dem ersten Gassigang des neuen Tages hat sie endlich einen Haufen abgesetzt und sich entleert. Der Gang
durch den Wald war vorsichtig und es war zu spüren, dass sie vieles noch nicht gesehen hatte. Wir haben
eine Abkürzung genommen quer durch den Wald auf einem kleinen Trampelpfad und immer, wenn es dunkler wurde,
hat sie erst kurz angehalten, ist aber dann nachgekommen.
Sie hat bereits klar erkannt, wer hier im Hause "die Mütze" auf hat - wenn ich zu nahe an ihrem
Liegeplatz vorbei komme, steht sie oft auf und geht zur Seite, um wahrscheinlich mir diesen Platz zu
überlassen.
Wenn ich sie streichle oder bürste, merke ich, dass sie das nicht wirklich geniessen kann und die
Rangordnung im Kopf hat. Wenn es ihr zu lange dauert, geht sie auch weg aus der Situation. Auch hier wird sie
noch lernen und letzlich auch geniessen können.
Am Samstag musste sie ihre erste Stunde allein bleiben, weil ich unbedingt noch einkaufen musste und sie nicht
im Auto lassen wollte. Meine Nachbarin war jedoch zwischendurch mal oben. Sie hat aber nicht gebellt, nichts
angestellt und einfach nur gewartet oder geschlafen.
Es wird sicher noch länger dauern, ihr Vertrauen endgültig zu gewinnen und ihr Sicherheit zu geben. Aber
nachdem ich bereits ihre Lieblingsleckerlisorte bereit habe, wird sich dies auch noch ändern.
Ich habe Lilly ein neues Geschirr gekauft, eines, wo die Schnalle des Bauchgurtes weiter oben am Körper und
abgepolstert durch das Rückenteil ist. Bei den anderen rutschte die tiefer liegende Schnalle immer gegen
das Beingelenk.
Natürlich habe ich auch Klettschilder dazu gekauft: je nach Situation steht dort entweder UNIKAT oder
POWER GIRL. Ich hoffe, das färbt ab.
Eine schöne Woche - ich berichte weiter...
Gruß von
Inge K. und Lilly
6. November 2013: Schon 5 Tage daheim
Hallo Frau Fausten,
und weiter geht's mit den Nachrichten über Lilly.
Leider hatte ich gestern die Kamera nicht bereit: sie lag im Hundebett, die Heizung war an. Auf dem Rücken
liegend, 3 Beine in der Luft hat sie selig geschlafen.
Treppe runter geht jetzt - ich habe sie vorsichtig am Geschirr Stufe für Stufe hinunterbegleitet mit
leichtem Ziehen, aber immer in Sicherheit. Am nächsten Tag ging das plötzlich von ganz alleine! Beim
Hinaufgehen ist sie mit feuchten Pfoten auf der untersten Stufe ausgerutscht - also wieder alles auf Anfang,
Stufe für Stufe neben mir - jetzt geht das auch wieder gut.
Der Sinn des Spazierengehens wird ihr auch langsam deutlich - sie entleert sich gern im Grünen, den Stuhlgang
hat sie noch nicht richtig unter Kontrolle. Ich habe jetzt auf Anraten der Tierärztin das Barfen eingestellt und
gebe Nassfutter. Die Zähne sind in einem schlechten Zustand, sie kaut auch nicht richtig auf den Backenzähnen.
Sie hat sicher Schmerzen. Der Zahnstein wird in Kürze entfernt und dann wird sich zeigen, was noch zu retten ist.
Sie ist nach wie vor sehr ruhig in der Wohnung und liegt gern auf dem Teppich. Langsam nimmt sie von sich auch
Kontakt mit mir auf, folgt mir in die anderen Räume oder legt sich vor die Küche und beobachtet mich.
Sie kann auch die Situation des Streichelns jetzt länger "ertragen" und findet es schon schön.
Im Flur trafen wir neulich beide Nachbarinnen, die sich demnächst auch tagsüber um Lilly kümmern - sie hat
sich von allen ausgiebig streicheln lassen und ist auch neugierig in die Wohnungen gegangen. Bei Katharina
bin ich etwas länger geblieben und sie hat sich auf dem Teppich neben meiner Nachbarin niedergelassen. Die
beiden werden es schnell schaffen, ein Verhältnis aufzubauen.
Den Verkehr, der sich bei uns zwar in Grenzen hält, aber doch vorhanden ist, schafft sie ganz gut, nur Autos,
die von hinten kommen, veranlassen sie immer zum Stehen bleiben.
Auch neue Leute in der Wohnung (Nachbarinnen) stören sie nicht, kein Territorialverhalten. Glücklicherweise
habe ich einen vorübergehenden Untermieter, so wird sie schnell daran gewöhnt, dass meine Wohnung etwas
belebter ist.
Lilly wird ein prima Kumpel werden, davon bin ich überzeugt.
Viele Grüße von
Inge K. und Lilly
Neuigkeiten vom 14. November 2013
Hallo Frau Fausten,
hier mal wieder ein paar Neuigkeiten.
Ganz, ganz langsam kommt Lilly zur Ruhe. Es fällt ihr aber schwer, wirklich zu glauben, was gerade
passiert.
Ein sicherer Hafen ist inzwischen ihr Hundebett, Popo an der Heizung und alles im Blick.
Ich denke, ich kann behaupten, dass sie jetzt stubenrein ist, allerdings meldet sie sich nicht von
sich aus, macht aber auch nichts in der Wohnung. Wenn wir dann draußen sind, dann wird "gemacht".
Hier hatte ich die größten Befürchtungen, die sich nicht eingestellt haben.
Mir gegenüber ist sie immer noch sehr respektvoll - wenn ich zu nah am Hundenapf stehe, ist sie unsicher,
ob sie wirklich fressen darf. Wenn ich zu lange an ihrem Hundebett stehe, steht sie nach kurzer Zeit auf
und geht weg.
Wenn ich jedoch länger nicht im Wohnzimmer bin, kommt sie auch schon mal nachschauen, ob noch jemand
da ist. Ein gutes Zeichen.
Da muss noch viel Vertrauen - und Selbstvertrauen - aufgebaut werden.
Die Zähne waren unsere erste große "Baustelle". Der Zahnstein hat ganze Arbeit geleistet - von
den Backenzähnen sah man nur noch gelbe Spitzen, alles richtig "versottet".
Die der OP vorausgehende Blutuntersuchung war absolut in Ordnung, also lag sie am 13.11.13 auf dem OP-Tisch.
Nach 4 Stunden habe ich sie mit gereinigten, aber 8 Zähnen weniger, wieder abgeholt. Sie hat dann bis
heute morgen ihren "Rausch" ausgeschlafen, aber heute morgen hat sie bereits gefressen und d
ie ersten weichen Leckerlis vertilgt.
Lilly scheint mir trotz dieses herben Eingriffes schon deutlich entspannter - sie hatte sicher Schmerzen,
wer weiß, wie lange schon...
Das Gassigehen mit meinen Nachbarinnen und meinem Untermieter klappt auch problemlos, allerdings entdeckt
sie - auch mit mir - scheinbar jeden Tag ihre Umgebung neu. Sie geht langsam und schnüffelt weibchenuntypisch
an jeder Ecke, Hecke, Strauch und Baum.
Sie bleibt auch problemlos ein paar Stunden allein und liegt dann tiefenentspannt im Hundebett, denn sie
kommt gar nicht zur Tür, wenn sie sich öffnet.
Die Treppe hat sie jetzt als notwendiges Übel akzeptiert, nimmt sich aber gerne vor dem nächsten
Aufstieg eine Bedenkzeit.
Alles in allem kommen wir prima zurecht - ich hoffe, dass sich in ein paar Wochen noch mehr Wohlbefinden
bei ihr einstellt und sie auch ausgiebiges Streicheln und Bürsten genießen kann.
Ich werde weiter berichten - der nächste Quantensprung kommt bestimmt.
Viele Grüße
Inge K. und Lilly
26. November 2013
Hallo, Frau Fausten,
die Zahn-OP hat Lilly sehr gut überstanden. Jetzt fällt auf, dass sie vorher wenig gefressen hat - auch Dosenfutter.
Jetzt möchte Sie am liebsten immer fressen. Schon am Tag nach der OP hat sie auch weiche Leckerlis genommen.
Nächste Woche müssen wir noch einmal zum Nachschauen, aber ich bin sicher, dass alles gut ist.
Obwohl es jetzt kälter wird, taut Lilly doch nach und nach auf. Ich glaube, dass sie nie völlig unbeschwert sein wird,
aber ich lasse mich gern überraschen.
Es gibt nach wie vor keinerlei Probleme, auch wenn ich jetzt wieder arbeite. Mein Mitbewohner ist tagsüber auch oft da, so ist
der Übergang nicht ganz so hart.
Wir machen das schon!
Viele Grüße von
Inge und Lilly K.
29. Juni 2014: Alles ist anders
Liebe Frau Fausten,
mein Bericht ist etwas überfällig, dafür wird er jetzt um so länger.
Ja, alles ist anders.
Lilly ist kein ängstlicher Hund mehr - Straßenverkehr lässt sie völlig kalt.
Sie frisst wie ein Scheunendrescher, ist aber immer noch rank und schlank.
Von Anfang an ging sie gut an der Leine - jetzt sehr gut - wie frisch von der Hundeschule.
Am schönsten ist es für sie (und für mich), wenn wir ohne Leine gehen können. Wir wohnen ganz nah an einem Wäldchen, an den sich
eine Art Park anschließt, der Teil des Grüngürtels ist, der quer durch Bielefeld verläuft. Hier trifft man
immer Hundespaziergänger.
Ich habe Lilly schon oft als Therapiehund gegen unmögliches Benehmen angeboten. Sie meistert jede Situation mit anderen Hunden souverän
und bravourös. Lediglich testosterongesteuerte Rüden weist sie in ihre Schranken.
Bis heute hat sie noch kein einziges Mal gebellt. Dafür hat sie eine sehr feine Art, sich mitzuteilen. Ich habe ihre Körpersprache gelernt.
Am Anfang ließ sie sich scheinbar nicht gerne streicheln und knuddeln. Wenn ich mich ihrem Liegeplatz näherte, ist sie immer respektvoll
aufgestanden und beiseite gegangen. Alles ist anders.
Jetzt lässt sie sich auch sehr gern bürsten und legt sich in Positur, manchmal steht sie auch auf, damit ich besser an alles herankomme.
Geblieben ist eine gewisse Zurückhaltung, da sie wohl nie ein Alphatier war und immer darauf bedacht ist, nicht aufzufallen.
Sie fordert nichts massiv ein. Wenn jedoch ein Spaziergang ansteht, dann stellt sie sich gern mitten in den Weg, zum nur ja nicht
vergessen zu werden.
Lilly geht inzwischen unglaublich gern und vor allem lange spazieren. Sie ist eine richtige "Rennsemmel" und läuft behände
mit großem Tempo. Wir walken jetzt zusammen.
Sie hat keinerlei Jagdtrieb - auf unseren Spaziergängen treffen wir oft auf Hasen oder Enten - das lässt sie völlig kalt.
Ihre Pfotenunterseiten, die am Anfang weich wie Babypfoten waren, sind jetzt gut verhornt.
Wenn sie sich mal verschüffelt hat und ich bereits weiter voraus bin, legt sie auch schon mal einen gestreckten Galopp hin und sieht
aus, als ob sie grinst.
Mit Beginn der Gartensaison trat ihre wahre Leidenschaft hervor - im Garten und in der Sonne liegen!
Wenn ich im Garten arbeite, ist sie dabei und auch ohne Leine. Sie verlässt nicht das Rasenstück, steht jedoch ab und an mal auf
und macht "Grenzkontrolle". Dann sucht sie sich wieder einen neuen strategisch günstigen Platz und schläft oft tief und fest.
Das es ihr ausnehmend gut gefällt, zeigt sie, indem sie sich auf den Rücken dreht und die alle 4 Beine in die Luft streckt und so
liegen bleibt.
Wenn ich oder meine Nachbarinnen im Haus sind, kann sie auch im Garten bleiben an einer langen Leine.
Es erfordert dann oft mehr als Überredungskunst, sie wieder aus dem Garten zu locken.
In der Wohnung ist sie sehr angenehm. Sie liegt immer auf oder vor ihrem Platz, ist absolut stubenrein und sagt, wie schon erwähnt,
kein Wort, auch nicht, wenn Sie allein bleiben muss.
Doch neulich, beim großen Gewitter, fing sie plötzlich an zu zittern und war nicht zu beruhigen. Sie folgte mir auf Schritt und Tritt
in der Wohnung und als ich zu Bett ging, kam sie auch ins Schlafzimmer (was sie sonst nicht macht). Dann gab es einen gewaltigen Donner
und ehe ich mich versah, lag Lilly in meinem Bett :-).
Sie ist immer noch kerngesund, zeigt trotz ihrer inzwischen 11,5 Jahre keinerlei Anzeichen von Arthrose, Augen und Ohren sind in Ordnung,
ebenso ihr Appetit. Nach der Entfernung von Zahnstein und 8 maroden Zähnen sind jetzt Markknochen eine beliebte Freizeitbeschäftigung.
Lilly ist jetzt angekommen und fühlt sich Zuhause.
Viele Grüße von
Inge K. und Lilly
7. Oktober 2014: Lilly hat Bilder geschickt