Ende Oktober wurde uns Penelope gebracht - sie hatte die letzten zwei Jahre in einem Privattierheim verbracht, das einer
Hundehölle aber bei weitem ähnlicher ist als einem normalen Canile. Wir bekamen Penelope mit dem Hinweis, dass sie
mit äußerster Vorsicht zu genießen sei - warum, konnte uns aber niemand sagen. Und obwohl sie anscheinend
nie jemandem etwas Böses getan hatte, war sie wie eine Aussätzige behandelt worden. Angekettet auf engstem Raum
und abgestellt in der hintersten Ecke des Tierheims kam niemand mehr in ihre Nähe. Und wenn sich überhaupt jemand um
sie gekümmert hat, dann wird er nicht mehr als Tritte und Gebrüll für die Hündin übrig gehabt haben.
Wen wundert es, wenn eine Hundeseele unter solchen Bedingungen vollständig verkümmert?
Bei uns zeigt Penelope sich völlig anders. Sie ist extrem verschüchtert und weicht allen Begegnungen mit Menschen
aus, wo immer sie kann. Sie hat aber noch nicht ein einziges Mal den Versuch gemacht, jemanden auch nur anzuknurren. Nach
tagelangem vorsichtigem Zureden nimmt sie mittlerweile zaghaft Wurststückchen aus der Hand ihrer Pflegerin, lässt
sich anfassen und fängt an, erste Anzeichen von Vertrauen zu zeigen. Wie alle Hunde, die aus dem Privattierheim kommen,
ist sie extrem ausgehungert und schlingt alles in sich hinein, was sie zu Fressen bekommen kann. Aber dieses Verhalten wird
sich im Laufe der Zeit normalisieren.
Als sie sich das erste Mal im Freilauf ohne Behinderung bewegen durfte, muss das wie eine Erleuchtung für sie gewesen sein.
Gras unter den Füßen, keine Kette am Hals, niemand, der sie drangsalierte ... Penelope staunte und zögerte
und schnupperte und sog alle Eindrücke lange, ausgiebig und fast ungläubig in sich auf, bevor sie anfing, ihre
neue Umgebung zu erkunden. Und schon nach wenigen Tagen genoss sie diese neue Freiheit in vollen Zügen.
Wie sie mit anderen Hunden auskommt, können wir noch nicht sagen. Bisher ist sie allein in ihrem Gehege, damit sie in
Ruhe ankommen und ihre größte Angst verlieren kann. Später wird sie dann mit anderen Fellnasen
vergesellschaftet. Allerdings kümmert sie sich bisher kaum um die Hunde an den Gitterstäben, wenn sie im Freilauf ist
und direkt an ihnen vorbei läuft. Zumindest Angst zeigt sie keine und wir hoffen sehr, dass sie sich mit allen vertragen
wird.
Penelope wird noch ein Weilchen brauchen, bis sie anfängt, sich zu einem normalen Hund zu entwickeln. Sie braucht daher
Menschen mit viel Erfahrung, die ihr helfen, ihre Ängstlichkeit zu überwinden und all das nachhzuholen, das sie
bisher nicht lernen durfte. Viel Liebe müssen diese Menschen natürlich auch mitbringen und sie müssen sich gut
mit den Eigenarten der Herdenschutzhunde auskennen. Ein Haus mit großem Garten ist ebenfalls Bedingung für eine
Vermittlung. Aber wenn alle Voraussetzungen stimmen, sind wir sicher, dass Penelope später ein glückliches Leben
mit ihren Menschen leben wird.
20. November 2011
Penelope macht Fortschritte ...
... sogar Riesenfortschritte! Sie nähert sich mittlerweile ihrer Pflegerin und kommt auch auf engstem Raum auf sie zu.
Sie hat gelernt, Leckerlis und Futter aus der Hand zu nehmen, möchte aber noch nicht von den Menschen angefasst werden.
Da dieser Wunsch aber von den Menschen ihrer Umgebung respektiert wird, hat sie ihre Scheu schon in guten Teilen aufgegeben.
Sie wird auch weiterhin zu nichts gezwungen und wir hoffen, dass der Zeitpunkt nicht mehr fern ist, in dem sie sich
freiwillig berühren lässt.
Die schöne Hündin lebt seit kurzem auch nicht mehr allein in ihrem Gehege. Sie hat mit Laerte einen Rüden zur
Gesellschaft bekommen, mit dem sie sich problemlos vom ersten Augenblick an vertragen hat. Allerdings ist Laerte auch ein
ausgesprochen schüchterner Hund, gegen den Penelope schon fast locker erscheint. Mit Hündinnen scheint sie sich
dagegen nicht so gut zu verstehen, aber bisher ist das nur eine Vermutung - noch ist ihr Vertrauen nicht groß genug, dass
wir das testen wollen.
Januar 2012
Heute war ein Freudentag für Penelope!
Sie bekam ein ganz besonders leckeres Paket geschenkt von
Karin Bate.
Auch Penelope hat nun den Sprung in die Freiheit geschafft und ist zu ihrer eigenen Familie nach Schleiden gezogen.
Vermittelt im Mai 2013