Agata ist noch recht schüchtern, kein Wunder, wenn man ihre Vorgeschichte kennt. Sie stammt aus einer kleinen Gemeinde nicht
weit von Monte, die kein eigenes Tierheim betreibt. Vor 20 Jahren wurde daher ein Vertrag mit einem Mann geschlossen, der
die herrenlosen Hunde für die Gemeinde unterbringen und versorgen sollte. Wie so viele, die sich in Italien
dem "Hundegeschäft" widmen, war auch dieser Mann nur an seinem eigenen Profit interessiert. Die Hunde wurden in
kleinste Gehege (mehr Boxen) gesperrt ... und kamen dort nie weder heraus. Sie erhielten zwar ausreichend zu fressen, aber
es gab weder eine medizinische Versorgung, noch kümmerte sich ansonsten jemand um die Tiere. Denn der Mann hatte schnell begriffen,
dass er mit dem Import billiger Massenvermehrerwelpen aus den osteuropäischen Staaten bei weitem mehr Geld machen konnte, als mit
den Gemeindehunden. Fortan verlagerte er seine Aktivitäten auf dem Welpenimport und seine Schutzbefohlenen vegetierten lange
Jahre leise in ihren Gehegen vor sich hin und starben nach und nach ihren langen Tod.
Zum Glück wurde der Gemeinde die Unterbringung bei dem Massenvermehrer irgendwann zu teuer und so konnte Patricia mit ihrem
Team die letzten der dort internierten Hunde abholen: 21 geschundene Seelen, viele von ihnen mit schweren psychischen Störungen
oder körperlichen Krankheiten, alle mehr oder weniger verstört und komplett unterbemuskelt.
Agata gehörte zu den letzten Tieren, die dieses Gefängnis endlich verlassen durften. Als sie in Monte ankam, war sie ausgesprochen
zurückhaltend und wich allen Menschen aus. Sobald man eine Hand nach ihr ausstreckte, zog sie sich zurück und schaute aus der letzten
Zwingerecke zu einem herüber. Aber das gehörte glücklicherweise schnell der Vergangenheit an, denn mittlerweile hat auch Agata
begriffen, dass Menschenhände wunderschön streicheln können, immer ein Leckerli bereithalten und ihr gar nichts Böses wollen. Sie
hat sich toll entwickelt, sucht nun den Kontakt zu den Zweibeinern und schaut ihnen mit einer Sehnsucht entgegen, aus der man
lesen kann, dass sie gern noch viel mutiger wäre, als sie sich bisher traut.
Glücklicherweise ist Agata selig, wenn man ihr etwa Leckeres zukommen lässt und tut daher für einen Extrahappen fast alles. Wir
vermuten, dass Agata ein reinrassiger Labrador Retriever ist, vielleicht aber auch ein Mix. Und retrievertypisch "verfressen"
kann man sie herrlich mit allem bestechen, was gut schmeckt: für einen Brocken Fleischwurst ist Agata bereit, nahezu alles zu tun.
Das hilft sehr dabei, ihre Ängste in den Griff zu bekommen und ihr über Situationen hinweg zu helfen, in denen sie noch unsicher
ist, weil sie ja bisher fast nichts kennen gelernt hat in ihrem Leben. Sogar die Leine fängt sie langsam an, zu akzeptieren und
Spaziergängen in bekannter Umgebung eifert sie sehr entgegen. Nur ganz fremde Dinge machen sie immer noch unsicher, aber das wird
sich auch bald geben.
Mit ihren Artgenossen ist Agata dafür herrlich unkompliziert und bestens verträglich. Ob jung oder alt, Rüde oder Hündin, das
freundliche Hundemädchen hat in ihrer Vergangenheit gelernt, mit allen gut auszukommen (na ja, wer so ganz fremd ist, sollte
akzeptieren, dass ihr der Futternapf sehr wichtig ist, aber das haben ihre vierbeinigen Mitbewohner schnell heraus gehabt und lassen
sie beim Fressen nun in Ruhe). Eine besondere Vorliebe hat sie für die schwarz-weiße Angela, mit der sie auch zusammen lebt.
Die beiden sind "beste Freundinnen" und mittlerweile teilt Agata mit Angela sogar das Fressen (und das will bei ihr was
heißen!
Seit sie in Monte ist, geht es Agata von Tag zu Tag immer besser. Um wirklich glücklich zu werden fehlt ihr nun aber noch eine
eigene Familie, die ihr mit Einfühlungsvermögen über die Anfangsschwierigkeiten in ihrem ersten eigenen Zuhause hinweg hilft.
Die liebenswerte, sanfte Hündin muss noch sehr viel lernen und braucht Menschen, die ihr Zeit und Ruhe lassen, um all die neuen
Eindrücke zu verdauen, die auf sie einprasseln werden. Ihre Menschen müssen ihr Liebe und Geborgenheit vermitteln und ihr den Rücken
stärken, damit sie die Angst vergessen kann, die früher ihr Leben bestimmte. Dann wird sie sich schnell eng an ihre Zweibeiner anschließen
und glücklich über jedes bisschen Nähe sein, das sie bekommen kann.
Agata hätte auch gern ein eigenes Grundstück, damit sie anfangs nicht gleich in ein völlig fremdes Umfeld geworfen werden muss, sondern
ihr neues Leben Schritt für Schritt von zuhause aus erobern kann. Wenn sie mit Bedacht an alles Neue herangeführt wird, wird sie bald
zu der fröhlichen, verschmusten Gefährtin für alle Lebenslagen werden, die sie eigentlich sein möchte.
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November 2013
Mittlerweile wurde Agatas und Angelas "Wohngemeinschaft" aufgelöst. Beide haben neue Gehegegenossen bekommen, da in Monte - wie in
den meisten Tierheimen - mehr Rüden als Hündinnen leben. Das bedeutet aber nicht, dass die Freundschaft zwischen den beiden
Hündinnen eingeschlafen ist. Sie mögen sich nach wie vor besonders gern und freuen sich jedes Mal sehr, wenn sie aufeinander treffen!
Agata |
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Rasse | Labrador Retriever |
Geboren | 2007 |
Größe | ca. 60 cm |
Kastriert | Ja. |
Krankheiten | Keine bekannt, gechipt, geimpft, bei Ausreise auf Leishmaniose getestet. |
Behinderungen | Keine. |
Verträglich mit | Rüden, Hündinnen, Kindern, wenn sie größer und
verständig sind. Katzen nicht bekannt. |
Agata hat sich gemeinsam mit Angela auf die Reise in Glück gemacht. Sie leben nun in Lemgo, behütet
und geliebt von ihrer eigenen Familie.
Vermittelt im April 2014