Kleiner, großer Mann
Ende Januar 2014 kam Jo zu uns ins Hundeheim, ein winziger, aber mit einer durchaus eigenen Meinung und
einem großen Herzen ausgestatteter Hundegentleman der alten Schule. Der kleine Kerl hatte sein Leben in
einem schrecklichen Hundelager in Mittelitalien verbracht und war darüber grau und krumm geworden.
Wie er es überhaupt geschafft hat, zwischen all den größeren und stärkeren Hunden
zu überleben, wird
sein Geheimnis bleiben. Vermutlich hat ihm sein fester Wille und sein Mut geholfen, durch dieses Jahre
zu kommen.
Als er im Tierheim aus dem Auto stieg, strahlte das Glück in seinem Gesichtchen auf: Zum ersten Mal durfte
er auf Gras laufen, konnte rennen, so weit ihn seine Beinchen tragen wollten, er konnte schnüffeln und
1000 Düfte in sich aufnehmen, die er vorher nie gerochen hatte... und er hatte freien Kontakt zu Hunden,
die nicht gestresst und überaggressiv an irgendwelchen Gitterstäben hängen. JO WAR SEEEEEELIG!!!
Nach seinem ersten Überschwang sah er sich seine neue Umgebung genauer an, entdeckte Lulú, unser
altes Hundemädchen... und verliebte sich Hals über Kopf in sie. Seit diesem Augenblick hält er sich
vorzugsweise in ihrer Nähe auf, bewacht ihren Schlaf, begleitet sie bescheiden auf ihren täglichen
Spaziergängen durch das Tierheimgelände und gibt ihr das Gefühl, eine ganz besondere Hundedame zu sein.
Sie gibt es nicht gern zu, aber sie genießt es

.
Man braucht schon ein paar besondere Würstchen, um Jo von Lulú weg zu locken, aber für ein leckeres
Fresschen verlässt er das gemeinsame Sofa und entfernt sich schon mal von seiner späten Liebe. So
konnten wir ihn auch mal mit anderen Hunden beobachten: Mit Hündinnen versteht der selbstbewusste
Oldie sich generell, kleine Rüden bereiten ihm auch keinerlei Probleme, er lebt friedlich mit ihnen
zusammen. Mit großen Rüden scheint er früher schlechte Erfahrungen gemacht zu haben, die meckert der
Dreikäsehoch ohne Bedenken an und hält sie sich vom Leib.
Schmusestunden mit Menschen findet er mittlerweile klasse und er genießt es sichtlich, im Mittelpunkt
zu stehen und Aufmerksamkeit zu bekommen. Hoch nehmen lässt er sich aber noch nicht gern, da setzt sein
altes Misstrauen ein und er brummelt einem deutlich zu, dass man das besser noch bleiben lassen sollte.
Ein kleiner Dickkopf, der sehr genau weiß, was er NICHT möchte

.
Sein medizinischer Check verlief altersgemäß aber zufriedenstellend. Jo wurde kastriert und bekam eine
Zahnsanierung, so dass er nun wieder gut kauen kann. Nur seine hinteren Kniescheiben sind etwas in
Mitleidenschaft gezogen und springen aus den Gelenken. Er läuft dadurch wie Charlie Chaplin, aber es hindert
ihn mitnichten daran, auf jedes Sofa zu klettern und seiner Lulú behände auf
Freiersfüßen zu folgen.
Vermutlich ist Jo glücklicher als jemals zuvor in seinem Leben. Trotzdem würden wir ihm wünschen, dass
er noch einmal das Gefühl kennen lernen darf, von einem Menschen wirklich geliebt und auf Händen getragen
zu werden. Ein Tierheim kann ein eigenes Zuhause, Wärme im Winter, ein weiches Bett, jeden Tag leckeres
Futter und Streicheleinheiten satt einfach nicht ersetzen. Wenn Jo es sich wünschen dürfte, dann würde er
gern gemeinsam mit Lulú in solch eine Seniorenresidenz einziehen. Aber auch eine andere nette Hundedame
tät ihm schon gefallen.
Solange Jo nicht das Glück hat, einen Menschen so sehr für sich zu begeistern, dass er ihm ein eigenes
Zuhause bietet, freut er sich aber auch sehr über Paten, die ihm mit hier und da einem kleinen Geschenk
das Leben schöner machen und seine gesundheitliche Versorgung mit einem kleinen Betrag unterstützen.
Finden Sie nicht auch, dass er sich das nach seinem lebenslangen Martyrium verdient hat?
Jo konnte bereits seine erste Patin an Land ziehen. Irene Götz wird dem alten Herrn seinen Alltag
mit sporadischen Paketen versüßen.
Dafür ist ihr ein Schlabberer von Jo sicher!
Jo |
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Rasse | Mix |
Geboren | ca. 2001 - 2002 |
Größe | ca. 25 cm |
Kastriert | Ja. |
Krankheiten | Keine bekannt, gechipt, geimpft, bei Ausreise auf
Leishmaniose getestet. |
Behinderungen | Keine. |
Verträglich mit | Hündinnen, kleinen Rüden (nicht mit großen),
Kindern (wenn sie älter sind), Katzen kennt er vermutlich nicht. |
Jo hat ein warmes Körbchen in Italien gefunden und macht es sich dort gemütlich.
Vermittelt im November 2014