Gute Reise...Tony
Vor anderthalb Jahren habe ich ein Bündel Angst aus der Perrera Gesser gerettet. Ein Hund, der vor Angst bibberte und schnappte.
Er hatte das Glück, an einen Platz zu kommen, wo man ihn verstand, ihn mit offenem Herzen empfing. Ihm wurde Sicherheit,
Liebe und Freiheit gegeben. Leider stellte sich heraus, dass er unter Filarien, Leishmaniose und einer
Augenentzündung litt. Er wurde behandelt und erholte sich. Er liess Berührungen zu, genoss die Spaziergänge...
Ende diesen Monats hätte er auf eine gute Pflegstelle reisen sollen. Es hat nicht sollen sein.... die Krankheit schlug mit
voller Wucht erneut zu. Nun hat Tony heute seine letzte Reise angetreten. Nächsten Monat wäre er zwei Jahre alt geworden...
Einen Hund wie Tony zu retten, ist teuer. Er hat in diesen anderthalb Jahren gute 2500 Euro gekostet. Wer da draussen also glaubt,
einfach Hunde aus der Perrera holen... und mal schnell meint, mit ein paar Leuten zusammenlegen zu können, damit wäre es getan...
Ihr irrt Euch. Einen Hund zu retten, das heisst, für ihn LEBENSLANG Verantwortung zu tragen. Gleichgültig, was auf einen
zukommt. Und egal, ob er auf dem eigenen Sofa liegt oder nicht. Und wer da draussen immer noch meint, man würde damit schnelles
Geld verdienen, der hat von seriösem Tierschutz einfach keine Ahnung.
Gute Reise, Tony! Ich habe jeden Cent für Dich gerne ausgegeben und ich bin froh, Dir noch schöne 18 Monate geschenkt zu haben.
Tony - "das Leben ist ganz anders"
Rasse | Ratonero Bodeguero Andaluz |
Geboren | August 2014 |
Größe | ca. 40 cm |
Kastriert | ja |
Krankheiten | keine bekannt, gechipt, geimpft, positiv auf Leishmaniose getestet |
Behinderungen | keine |
Verträglich mit | Hündinnen, Rüden |
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9. Januar 2016
Kurzbeschreibung
Gerade einmal eineinhalb Jahre junger Hundekerl, durch seine Vorgeschichte seelisch versehrt,
artgenossenverträglich und friedfertig, sucht geduldiges und sicheres Geleit auf seinem weiteren Weg ins Leben.
Vorgeschichte
Tony kommt aus einer der vielen spanischen Perreras, die sich auf die staatlich subventionierte
'Entsorgung' unerwünschter Hunde spezialisiert haben. Die zeitweilige Vermittlung des einen oder
anderen hundlichen Insassen in ein neues Zuhause ist dabei bestenfalls ein kaum lukratives Nebengeschäft.
In der Regel werden die im Tötungslager einsitzenden Hunde bis zu einem, willkürlich festzusetzenden
Euthanasietermin unter kaum artgerechten Bedingungen 'aufbewahrt'. Sie genießen weder Pflege,
ausreichende Versorgung oder gegebenenfalls medizinische Behandlung noch haben sie die Möglichkeit,
'normale' soziale Beziehungen zu Artgenossen oder gar Menschen aufzunehmen und zu leben.
Und wenn es - wie für Tony - ein (Weiter-)Leben nach dieser hundlichen Tortur gibt, so hinterläßt sie
doch in den allermeisten Fällen schwere Verwundungen der körperlichen wie seelischen Verfassung.
Nachdem sich die Tore der Perrera, dank tierschützerischem Engagements, hinter Tony geschlossen hatten
und er in eine Tierpension in Spanien übersiedeln durfte, begann das 'wirkliche Leben' des kleinen
Kerls. Aber Tony wird noch einiges an Zeit und besonderer, ebenso geduldiger wie erwartungsfreier
Fürsorge brauchen, bis er sich seines, künftig liebevoll behüteten und beschützten Weges in
koexistenzieller Sicherheit gewiß sein kann.
Charakter, Eigenschaften und Ausbildungsstand
Tony konnte sich im Laufe seines Aufenthaltes in der Tierpension Schritt für Schritt auf viele, bis
dahin für ihn ebenso neue wie uneinschätzbare Dinge einlassen. Tony hat sich eingelebt in die Gemeinschaft
seiner hundlichen Compagneros. Er interagiert und pflegt die innerartlichen sozialen Beziehungen
mittlerweile ohne jegliche Berührungsängste.
Was die Beziehungsaufnahme zu den, ihm freundlich und fürsorglich zugewandten Zweibeinern anbelangt, so
gestalten sich die Zuneigungsbekundungen des kleinen Herrn Hund doch sehr dezent und alles andere als
fordernd. Tony vertraut mittlerweile seinen Bezugspersonen und freut sich, ihre Aufmerksamkeit zu genießen.
Ein Zuwendungs- oder gar Schmusejunkie wird Tony aber wohl auch in einem fortgeschritteneren Stadium seiner
seelischen Rekonvaleszenz nicht werden. Von seinen derzeitigen 'Lieblingsmenschen' lässt der gleichermaßen
zarte wie zartbesaitete Kerl sich streicheln und - um der Liebe willen - auch auf den Arm nehmen. Aber
dazu, im mensch-hundlichen Körperkontakt 'dahinzuschmelzen' ist Tonys Seelenkostüm nicht gemacht.
Menschliche Beachtung, berührende Nähe und ernsthafte Beziehungsofferten sind etwas, was es in dem
Kerker, in welchen das kleine schwarz-weiße Seelchen verbannt war, nicht gab.
Tonys Ängste scheinen so vielfältig, wie sie plausibel sind. Der kleine Hundekerl steckt in einem Leben,
welches er nie gelernt hat zu meistern. Um jetzt all den hundlichen Wesenszügen, welche die vierbeinigen
Pelzträger als bezaubernde und liebenswerte Menschenpartner prädestinieren, eine koexistenziell lebbare
Form zu geben, braucht Tony ein wirkliches Zuhause.
Tony ist ein durch und durch friedfertiger Hundebub, dem sicher nichts ferner liegt, als mit irgendeinem
Lebewesen Händel anzufangen. Verifiziert ist seine Verträglichkeit derzeit allerdings nur bezüglich seiner
hundlichen Compagneros in der Pension. Hier hat er alle anfänglichen Unsicherheiten im sozialen Umgang
mit seinesgleichen überwunden und interagiert sicher und gelassen.
Über Tonys Verhältnis zu Katzen oder Kleintieren (Bodegueros wurden ursprünglich dafür gezüchtet, die
Anwesen und Keller spanischer Winzer ratten- und schlangenfrei zu halten) gibt es aktuell keine
Erkenntnisse.
Gesundheit
Tony wurde positv auf Leishmaniose getestet, ohne Symptome der Krankheit zu zeigen. Er wird entsprechend
kurativ dagegen behandelt. Eine ebenfalls aus der Perrera 'mitgebrachte' Augenverletzung ist inzwischen
ausgeheilt und bedarf aktuell keiner weiteren Behandlung.
Sonstige Erkrankungen sind nicht bekannt.
Tony ist kastriert und zieht gechipt, grundimmunisiert und gegen Tollwut geimpft in sein neues Zuhause.
Anforderungen an ein neues Zuhause
Liebevolle, geduldige und erwartungsfreie Inobhutnahme des kleinen, schwarz-weißen Hundekerls ist das
dringende Gebot der Stunde. Es richtet sich an Menschen, die der zarten, geschundenen Seele Tonys nicht
nur ein Zuhause, sondern auch den Raum zu geben vermögen, sich in seinem eigenen, dezenten Modus der
Zukunft anzunähern. Er benötigt familiäre Obhut und die Sicherheit, dass selbst die zartesten Samen von
hundlichem Selbstwert- und Vertrauensgewinn auf einen fruchtbaren und wachstumsfördernden Boden fallen.
Diese 'hundliche Seelensaat' ist keine, die etwa durch ambitioniertes menschlich-seelengärtnerisches
Zutun zu befördern wäre. "Ein Grashalm wächst nicht schneller, wenn man dran zieht" und Tony braucht
vor allem erwartungsfreie, liebevolle Geduld. Er braucht Menschen, die ihm nicht nur stets und immer
glaubhaft vermitteln, dass, egal wie Tony hund-menschliche Beziehung zu leben vermag, es genau so gut
ist. Diese Menschen müssen auch selbst über die Sensibilität und Genußfähigkeit verfügen, der zarten
Liebesbeziehung, welche Tony einzugehen vermag, ihrerseits Glück abzugewinnen.
Ein stabiler, überschaubarer Bezugsrahmen sollte dafür ebenso hilfreich sein wie regelmäßige,
ritualisierte Abläufe, an und in denen sich Tony orientieren und Sicherheit gewinnen kann.
Ein in 'Menschenbeziehungen' versierter und auch ansonsten eher unerschrockener Hundekumpel würde
Tony darüber hinaus so manche Hürde seines zukünftigen, 'neuen' Lebens nicht ganz so hoch erscheinen
lassen.
Kinder, insbesondere kleinere, noch nicht so steuerungsfähige, die zudem das besondere Verständnis für die
Situation Tonys noch nicht aufbringen können, würden den kleinen Hundemann wohlmöglich in ihrem Bedürfnis
nach einem fröhlichen, unbedarften Spielgefährten überfordern und sollten daher eher nicht mit ihm zusammenleben.