Wenn die Seele gefriert
Was in White Snows Vergangenheit passiert ist, kann niemand genau sagen. Ihre Pfleger vermuten, dass sie als sehr kleiner Welpe
schwer gebissen, vielleicht sogar über längere Zeit gemobbt wurde. Vermutlich war dieses Trauma gepaart mit viel zu
wenig oder gar keinem Kontakt zu Menschen während ihrer Sozialisationsphase. Als man sie fand, war die Seele der kleinen
Hündin schon in einem Gefängnis eingesperrt, aus dem sie allein nicht mehr herauskommt.
Ihre Fähigkeit, Kontakt zu anderen Lebewesen aufzunehmen, ist durch ihre Angst stark eingeschränkt. Sie vertraut nur
wenigen Hunden, mit denen sie aber liebevoll und zärtlich umgeht. Allen anderen weicht sie aus. Wenn Menschen in ihre
Nähe kommen, gefriert White Snow geradezu und sitzt wie versteinert in einer Ecke. Sie ist dabei ohne jede Aggression,
lässt sich anfassen, auf den Arm nehmen und streicheln ... aber es kommt von ihrer Seite keinerlei Reaktion. Man kann
nicht einmal genau sagen, ob sie die Streicheleinheiten heimlich genießt, aber ihre Pfleger vermuten es.
White Snow lebt zur Zeit in einem kleinen privaten Tierheim in der Nähe von Bukarest, wo sie liebevoll umsorgt wird. Aber
die Umgebung allein reicht schon aus, um das Häufchen Elend in seinem Zustand verharren zu lassen und ihr keine Chance zu
geben, aus ihrem Trauma wieder aufzutauchen. Deshalb hoffen ihre Pfleger, dass es außerhalb von Rumänien Menschen gibt,
die das Schicksal von White Snow berührt und die sich ihrer annehmen. In Bukarest müsste sie den Rest ihres Lebens mit
all ihrer Angst im Shelter bleiben - und bei einem zweijährigen Hund kann das noch eine sehr lange Zeit bedeuten.
Was White Snow vor allem braucht sind Menschen, die sehr viel Liebe zu geben und genügend Zeit für sie übrig
haben. Eine ruhige Umgebung und ein geregelter - fast ritualisierter - Tagesablauf würden der kleinen Hündin helfen,
ihre Angst leichter abzubauen. Geduld, Mitgefühl und Erfahrung im Umgang mit traumatisierten Hunden sind Voraussetzung
für eine Adoption.
Vielleicht sind Sie der Mensch, der die Sonne in White Snows Leben wieder scheinen und das Eis in ihrer Seele tauen lässt?
27. Oktober 2011
Neuigkeiten von White Snow (Blanka)
White Snow ist nun schon seit einigen Monaten bei einer Pflegefamilie im Raum Aschaffenburg und hat sich dort sehr gut entwickelt.
Die beige-weiße Hündin, von der wir mittlerweile vermuten, dass eventuell ein Golden Retriever unter ihren Vorfahren war,
hat zu ihren Menschen Vertrauen gefasst und schmust mittlerweile gern mit ihnen.
Blanka, wie sie nun genannt wird, hat gelernt, gut an der Leine zu laufen. Allerdings sind ihr lange Spaziergänge immer noch ein
wenig suspekt. Nach 30 Minuten bricht sie konsequent jede Vorwärts-Bewegung ab und verweigert jede andere Richtung als nach
Haus zu gehen

.
Auf ihrem eigenen Grundstück fühlt sie sich dagegen sichtlich wohl. Sie sucht den Garten selbstständig auf und hält
sich dort auch ohne Menschen immer mal wieder für längere Zeit auf, ohne gestresst zu sein. Anderen Hunden begegnet sie immer
noch mit sehr viel Zurückhaltung, aber auch in dieser Hinsicht hat sich ihre Angst sichtbar gelegt und von Tag zu Tag macht sie
kleine Fortschritte.
Es ist gut möglich, dass Blanka bei einem Umzug in ein endgültiges Zuhause wieder in das Angst-Loch fällt, aus dem sie
in den letzten Monaten mühsam heraus gekrabbelt ist. Aber wir sind mittlerweile guten Mutes, dass es beim nächsten Mal
wesentlich schneller gehen wird, sie zu akklimatisieren. Ein ganz normales Leben wird Blanka wohl nie führen, sie wird immer
des Schutzes bedürfen und von ihren Menschen Nachsicht und Geduld abfordern. Aber sie hat ein dankbares Wesen und wird immer sehr
viel Zärtlichkeit zurückgeben.
White Snow bleibt in ihrer Pflegestelle.