Mary - Dornröschen zum Wachstreicheln
Marys Leben endete mit 8 Wochen, das war im Oktober 2004. Damals wurde der bildhübsche Welpe in eine der
italienischen Hundehöllen abgeschoben und mit haufenweise anderen Welpen auf engsten Raum in einen dunklen Kuhstall
gepfercht. Ihr weiterer Lebenssinn bestand ausschließlich darin, Geld für den Betreiber des Lagers zu verdienen, indem
sie am Leben blieb und so wenig wie möglich kostete.
Die Welpen wurden komplett sich selbst überlassen. Niemand kam, um sie zu streicheln, niemand machte den Kot weg, in dem sie
nach und nach bis zu den Knöcheln wateten, Futter wurde nur kurz vorgeworfen, Wasser kam unregelmäßig. Aber vor allem gab es keinen
Auslauf, kein Licht, keine frische Luft, keine Zuwendung, niemals Streicheleinheiten. Gestank, Hunger und Durst, unendlicher
Stress und tödliche Einsamkeit beherrschte das Leben der jungen Hunde.
Wen wundert es, dass Mary - wie so viele andere ihrer Leidensgenossen - sich in eine unglaublich ängstliche Hülle zurückzog,
die vor Angst erstarrte, wenn man sie nur ansah. Sie ließ sich nicht anfassen, wich aus, wo es ging, war aber völlig aggressionslos,
wenn man sie endlich eingefangen hatte. Wenn möglich verkroch sie sich in den Resten einer vermodernden Holzhütte, die ihr als
Schutz dienen sollte und die sie nur verließ, wenn kein Mensch in der Nähe war. Als sie älter wurde, musste sie den Kuhstall
räumen und wurde mit zwei anderen ängstlichen Hunden in ein kleines Gehege unter einer zusammenbrechenden Scheune gesperrt -
ebenso dunkel, ebenso einsam, ebenso schlecht versorgt.
Ihr Leben änderte sich erst, als die Hundehölle im Jahr 2007 konfisziert und die Tiere beschlagnahmt wurden. Aber es dauerte
noch fast 2,5 Jahre, bis sie aus einer provisorischen Unterbringung in ein Tierheim übersiedeln konnte, in dem es Menschen gibt,
die sich um die Hunde sehr bemühen. Seitdem hat sich Marys Zustand langsam aber stetig gebessert.
Heute erstarrt die schöne Hündin nicht mehr vor Angst, wenn jemand ins Gehege kommt. Sie weicht zwar aus und lässt sich nur
schwer anfassen. Aber nach dem Toben im Freilauf nimmt sie vorsichtig ein Leckerli aus den Händen der Pfleger entgegen und wedelt
scheu mit dem Schwanz. Im Juni 2011 wurde sie geschoren, um ihr die Hitze des italienischen Sommers erträglicher zu machen. Das ließ
sie relativ gut über sich ergehen und hinterher war sie nicht ängstlicher, als gewohnt. Sie geht nicht an der Leine und wird dies
vielleicht auch nie mehr lernen - jede Art von äußerem Zwang versetzt sie in ihre alte Angst zurück. Aber sie ist gewillt, Vertrauen
zu einem Menschen aufzubauen … wenn sich dieser Mensch findet.
Im Tierheim selbst ist der Stress für Mary aber einfach zu groß, um weitere Fortschritte zu machen. Mary bräuchte daher dringend
ein ruhiges Zuhause, in dem ihr unendlich viel Liebe, Geduld und Verständnis entgegen gebracht wird. Das wäre ihre Chance, endlich
den Weg heraus aus der Angst und zu einem normal(er)en Leben zu finden. Ein souveräner, fröhlicher und menschenbezogener Hund könnte
ihr dabei sehr helfen. Sie liebt die Gesellschaft ihrer Artgenossen und versteht sich mit allen anderen Fellnasen. Ein ritualisierter
Tagesablauf ohne großartige Veränderungen wird noch lange für Mary nötig sein, um so etwas wie innere Sicherheit aufzubauen.
Kleine Kinder bedeuten eher Stress für sie, denn sie hat in ihrem Leben nichts kennen gelernt, außer ihr Gehege, Angst, Stress
und den Lärm von hunderten anderer unglücklicher Hunde. Ein eigenes Haus mit einem gut eingezäunten Grundstück gehört zu den
Grundbedingungen für eine Adoption von Mary. Angsthunderfahrung und Wissen über das Deprivationssyndrom sind von Vorteil, ersetzen
aber nicht unendlich viel Zeit und Liebe für diese Hündin. Denn einsam und ungeliebt war sie lange genug. Es wird Zeit, dass endlich
jemand ihre verängstigte Seele dornröschenwach streichelt.
20. Juli
Mary im Sommerkleid
Weil die Sommer in Mittelitalien sehr heiß sind, und Mary mit ihrem dichten, langen und wunderschönen Fell unter
der Hitze ziemlich leidet, haben sich die Pfleger dazu durchgerungen, sie zu scheren. Nun sieht sie in ihrem unfreiwilligen
Bikini zwar etwas nackter aus als sonst, fühlt sich bei den glutheißen Temperaturen aber wesentlich wohler
.
21. Februar 2012
Neues von Mary
Mary ist nun seit einiger Zeit auf einer Pflegestelle in der Nähe von Göttingen und macht sich dort prima. Nach
und nach verliert sich ihre Scheu und sie lebt langsam aber sicher auf. Ihre Pflegemama berichtet:
"Hallo Sabine,
uns geht es insgesamt sehr gut, Marys Scheu verliert sich draußen auf den Spaziergängen immer mehr. Im Haus ist sie nach
wie vor ängstlicher - eben dort, wo der Raum beengter ist. Hoffentlich wird es bald Frühling, dann leben wir eh
mehr draußen."
3. April 2012
Neuigkeiten von Mary
Mary hat sich in den letzten Monaten prächtig entwickelt. Aus der schüchternen Hündin, die man kaum anfassen
konnte, ist eine fröhliche, strahlende Mary geworden, die ihr neues Leben sichtbar genießt. Mittlerweile wurde
sie auch an einem ihrer Augen operiert, da dort ein Roll-Lid immer mal wieder Schwierigkeiten bereitet hat. Aber das
gehört nun der Vergangenheit an und Mary blüht von Tag zu Tag mehr auf. Sie genießt die Spaziergänge
mit den anderen Hunden, tobt glücklich mit ihnen durch Feld und Wasser und darf immer frei laufen, weil sie sich nie
weit entfernen würde. Das Einzige, was ihr nun noch zu ihrem Glück fehlt, ist eine eigene Familie!
Nun wollen wir die Pflegestelle aber noch mal zu Wort kommen lassen:
Hallo Sabine,
hier kommen weitere Bilder. Mary entwickelt sich prächtig und hüpft immer richtig vor Freude, wenn sie merkt, dass es
mal wieder losgeht. Sie springt sogar auch von selbst ins Auto, wenn die anderen schon drinnen sitzen. Beim Fahren ist sie
entspannt und freut sich dann, ein neues Ziel entdecken zu können.
Das gewohnte Gebiet rund um unser Dorf werde ich jetzt immer öfter verlassen, denn sie ist neugierig und freut sich,
neue Plätze zu erkunden. Irgendwann werde ich auch mal mit ihr in die Stadt gehen - aber das hat Zeit.
Ansprechpartner: | Silke Worch |
EPost: |
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