Vergessener unter Vergessenen
Zu den allerärmsten Bewohnern von Monte gehört Ivan. Wie so viele hier zählt er zu den Überlebenden einer
Hundehölle, die 2007 konfisziert wurde und deren Hunde seit 2010 in Monte wieder vereint sind. Alle Hunde des Lagers haben
Schreckliches mitgemacht, haben unter Hunger, Durst, Angst, Stress, mangelnden Schutz vor der Witterung, unglaublichem Dreck und
den Aggressionen von Hunden und Menschen leiden müssen.
Aber es gab ein paar Hunde, deren Folter noch schlimmer war: Sie wurden bei lebendigem Leib vergessen, lange Jahre einfach komplett
übersehen. Diese Hunde werden in Monte die Schachtelhunde genannt. Nicht weil sie in einer Schachtel gefunden wurden, sondern
weil sie in einem Gehege lebten, dass so verschachtelt hinter den anderen lag, dass dort niemand mehr hinging. Es gab
glücklicherweise nur wenige dieser Gehege in der Hundehölle, aber um dorthin zu kommen, musste man durch ein Gehege ...
und dann durch das nächste ... und dann wieder durch eins ... und vielleicht ein viertes und fünftes Gitter öffnen,
um dorthin zu gelangen. Jedes Mal vorbei an Hunden, die entweder aggressiv oder total verschüchtert oder ausgehungert nach
Liebe und Zuneigung auf kleinster Fläche herumwuselten und das Fortkommen massiv behinderten.
Wer einmal versucht hat, in solch ein Schachtelgehege vorzudringen, weiß, wie viel Energie es kostet dort anzukommen. Und
deshalb machte sich niemand von dem Billigpflegepersonal der Hundehölle die Mühe, noch dorthin zu kommen. Futter wurde
mit Schaufeln einfach in die Richtung geworfen, und traf dort weitläufig verstreut am Boden auf. Wasser gab es in Maßen
und nur verteilt durch den harten Strahl aus einem Wasserschlauch, teils über mehrere Gehege hinweg und nur mehr oder weniger
geschickt in einen Eimer gezielt.
Liebe, Zuneigung oder wenigstens einen Hauch von menschlicher Nähe und Anwesenheit gab es nie. Diese Hunde wurde von dem Tag
an, in dem sie in den Schachtelgehegen "versenkt" wurden, nie mehr berührt - oft über lange Jahre hinweg. An
Ivan kann man sehen, was solch eine Behandlung ausrichten kann. Der ausgesprochen scheue Rüde kam als Welpe in die
Hundehölle und hat sein Leben in solch einer extremen Isolationshaltung verbracht, nur vergesellschaftet mit anderen Hunden.
Trotz viel Mühe seiner Pfleger und haufenweise Liebe, die ihm nun schon seit fast drei Jahren angeboten wird, kann er sich immer
noch nicht dazu durchringen, auch nur einen Hauch von Vertrauen zu Menschen aufzubauen.
Als wären das nicht genug Schicksalsschläge, die ein Hund erleiden muss, hat ihm das Alter noch eine zusätzliche
Bürde aufgelastet. Seit Anfang des Jahres 2012 ist Ivan nach und nach erblindet - mittlerweile kann er so gut wie gar nichts
mehr sehen. Das macht seine Scheu nicht besser, im Gegenteil: Die Dunkelheit um ihn herum verunsichert ihn zusätzlich und
lässt die Mauer größer werden, die er um sich herum zu seinem Schutz errichtet hat.
Ivans Chancen auf eine Vermittlung sind durch all seine Handicaps verschwindend gering. Nur jemand mit sehr viel Erfahrung im Umgang
mit Hunden, die ein Deprivationssyndrom mitbringen, wird eine Chance haben, an ihn heran zu kommen. Aber solche Menschen gibt es
wenige und wir wissen nicht, ob er das Tierheim jemals wird verlassen können.
Deshalb wünschen wir uns für Ivan Paten, denn wir denken, dass er trotz allem sehr davon profitieren würde. Noch nie
hat er etwas bekommen, noch nie gab es jemanden, der aus der Ferne an ihn gedacht hat. Wir haben bei unzähligen Hunden gesehen,
wie positiv Patengeschenke und eine "Adoption auf Distanz" sich auf sie auswirken - besonders auf die Vergessenen, die noch
nie Aufmerksamkeit bekamen. Und wir bauen darauf, dass solch eine Erfahrung auch bei Ivan ihren Eindruck hinterlassen würde.
Patengeschenke sind dabei ebenso wertvoll für ihn wie finanzielle Zuwendungen. Mit ihnen können wir Trainerstunden für
ihn organisieren und ihn auf Situationen vorbereiten, die ihm sehr helfen würden, seine Lebensqualität zu verbessern.
Z.B. würde ihm der Besuch eines Hundefriseurs in seinem Gehege mehr als gut tun, denn seine Haut ist unter den Zotteln wund
und könnte Luft gebrauchen. Aber erst müssen ihm seine größten Ängste genommen werden, damit er so etwas
akzeptieren kann.
Auch seine medizinische Versorgung ließe sich durch Spenden sehr verbessern, denn die Gemeinden zahlen nur für die
nötigsten Anwendungen. Für die Untersuchung seiner Blindheit und ihrer Ursache bleibt bei dem knappen Etat kein Geld
übrig.
Es ist fast egal, auf welche Weise Sie Ivan helfen: Jede kleinste Zuwendung aus der Ferne macht sein Leben lebenswerter. Auch wenn
wir ihn davon erst werden überzeugen müssen
Helfen Sie uns dabei.
November 2012:
Ivan hat in Corinne Simmen und Roger Sereinig Freunde in der Ferne gefunden. Sie werden ihn mit gelegentlich Paketen
überraschen und
zudem finanziell unter die Pfoten greifen.
Zusammen mit mehreren anderen Hunden hat Ivan das Glück, ab sofort von Martina Bradford finanzielle Hilfe zu
bekommen. Sie alle können das sehr gut gebrauchen.
Als weitere Patinnen kommen noch Frau Geiger, A. Ziegler und 'Joyce' hinzu, die Ivan rundherum verwöhnen werden.
Wir sagen allen vielen Dank.
30. November 2012:
Ivans Schicksal hat viele Menschen berührt und mittlerweile hat er auch die ersten Patenpakete bekommen. Mit Begeisterung macht
er sich besonders über die ungewohnt leckeren Hundesnacks her und freut sich sichtlich darüber. Sie bewirken sogar, dass
er zutraulicher wird, als jemals vorher.
Leider geht es ihm körperlich derzeit nicht so gut. Er steht ungern auf und bewegt sich unsicher, wenn er läuft. Beim Fressen
und Trinken hat er Schwierigkeiten, die Näpfe nicht umzustoßen, weil er seine Schritte nur schlecht koordinieren kann.
Deshalb wird er jetzt vom Boden gefüttert, das fällt ihm leichter.
Aber über die warme Decke aus dem Paket von Frau Ziegler hat er sich um so mehr gefreut und der leckere Fleischgeruch hat
sogar bewirkt, dass er von alleine aufgestanden ist, als die Pfleger das Paket auspackten.
So kann man auch in das ansonsten eher traurige Leben dieser Hunde einen Sonnenstrahl zaubern und sie für einen kurzen
- oder längeren - Augenblick glücklich machen.
... und ein schickes neues Bett von Frau Geiger!
Ivan |
|
Rasse | Mix |
Geboren | ca. 2000 |
Größe | ca. 55 cm |
Kastriert | Nicht bekannt. |
Krankheiten | Altersbedingte Beschwerden. Gechipt, geimpft, bei Ausreise
auf Mittelmeerkrankheiten getestet. |
Behinderungen | Blind, Deprivationssyndrom |
Verträglich mit | Rüden, Hündinnen. Katzen nicht bekannt. |