Ein sanftes Schäfchen im Hundepelz
Als man sie einfing, war sie nicht einmal ganz ein Jahr alt und trieb sich im Raum Brescia (Italien) herum: eine schüchterne,
leicht unterwürfige und sanfte Junghündin, die zu viel Angst hatte, um jemandem in die Augen zu sehen. Vermutlich war sie
nicht allein unterwegs gewesen. Am Tag vorher hatten die Hundefänger eine andere Hündin eingefangen, die ihr zum Verwechseln
ähnlich sah, aber um etwa 4 Jahre älter war. Diese kam zu einem privaten Tierschutzverein und konnte von dort aus in eine
liebe Familie vermittelt werden.
Luis, wie unser schüchternes Hundemädchen genannt wurde, hatte nicht so viel Glück und landete in einem Regionaltierheim.
Hier lebt sie nun seit einem Jahr und ihre Chancen auf Vermittlung sind gleich Null: Als großer, dunkler, langfelliger und dazu
noch ängstlicher Hund bringt sie alle Kriterien mit, um den Rest ihrer Tage im Tierheim zu verbringen. Solche Hunde finden in
Italien kein Zuhause.
Dabei ist Luis eine wundervolle Hündin, die nur ein klein wenig Geduld und viel Liebe braucht, damit sie ihren wahren Charakter
entfalten kann. Und der ist trotz aller Schüchternheit deutlich zu erkennen. Hinter Luis fransiger Haarpracht versteckt sich
nämlich ein unglaublich menschenbezogener, verkuschelter und ausgesprochen anhänglicher Hund. Sie braucht die Nähe
ihrer Zweibeiner, sucht Geborgenheit und fühlt sich nur in einer Umgebung wohl, die ihr Liebe, Sicherheit und Frieden vermittelt.
Luis gehört zu den Tieren, die das Wort Aggression gar nicht kennen. Nie würde sie auf die Idee kommen, sich zu verteidigen
oder gar von sich aus Ärger anzufangen. Sie geht mit großen und kleinen Menschen genauso einfühlsam und sanft um, wie
mit anderen Hunden und wird vermutlich auch mit Katzen keine Probleme bekommen (testen können wir das in ihrem Fall allerdings
nicht). Sie ist leicht durch Stress und aggressives Auftreten zu verunsichern und zieht sich dann sofort in sich zurück. Wenn sie
aber merkt, dass man ihre verletzliche Seele beschützt und sich vor sie stellt, lässt sie sich fallen und himmelt ihre Retter
in liebevoller Dankbarkeit an.
Vermutlich gehört Luis zu einem Schlag Hunde, der in der Bergwelt nördlich von Brescia häufiger anzutreffen und nur an
dem immer ähnlichen Äußeren zu erkennen ist. Es sind Tiere die von den dortigen Schäfern zum Treiben der Herden
gezüchtet werden, ohne dass sich daraus jemals eine eigene Rasse entwickelt hätte. Und dazu sind sie mit ihrer
Löwenmähne und der wuscheligen Haarpracht auch noch ein wunderschöner Anblick. Diese Tiere sind immer sanftmütig,
absolut treu ergeben und auf das Wohl ihrer Menschen und Schutzbefohlenen bedacht. Es sind hervorragende Familienhunde, weil sie sich
über jeden freuen, der gut zu ihnen ist und alles mitmachen, solange sie nur ihr ganzes Rudel um sich haben. Ihre Sanftheit und
Gutmütigkeit ist sprichwörtlich und eigentlich ähneln sie charakterlich mehr den Schafen, die sie bewachen sollen,
als dem Wolf, von dem sie abstammen.
Damit dieses Seelchen nicht den Rest ihrer Tage hinter Gittern verbringen muss, suchen wir für Luis Menschen, die sie in ihrer
Mitte aufnehmen, liebevoll beschützen und ihr die Geborgenheit geben, die sie so dringend braucht. Es darf gern eine aktive
Familie sein, denn sie ist ein großer, bewegungsfreudiger Hund, der viel Spaß an Unternehmungen mit seinen Menschen haben
wird, sobald sie ihre Ängstlichkeit überwinden konnte. Trotzdem sollte ihr Haushalt nicht zu unruhig oder stressig sein,
denn zu viel Wechsel und Unvorhersehbares wird sie auch in Zukunft immer ein wenig verunsichern.
Ein eigener Garten sollte vorhanden sein, denn Luis kennt kein Halsband und keine Leine und kann anfangs nicht spazieren geführt
werden. Sie hat vermutlich noch nie in einem Haus gelebt und früher wohl mehr Schläge bekommen, als freundliche Worte. Es
wird eine Weile dauern, bis sie sich an ein Leben in einer Familie gewöhnt und alles gelernt hat, was sie dafür braucht.
Aber sie wird es genießen und ihre Menschen dafür mit Liebe überschütten. Da sind wir uns sicher.