Neues von Milan
Milan hat sich bisher nicht leicht getan, mit dem Leben. Mittlerweile wissen wir, dass er oft mit
Schmerzen im Rücken zu kämpfen hat und viele seiner Verhaltensweisen vermutlich daher kommen, dass er
versucht, Schmerzen zu vermeiden. Vermutlich hat er Ende 2012 sogar einen schweren Bandscheibenvorfall
gehabt. Aber weil das Canile sich keine Untersuchung im CT leisten kann, wird das nicht ganz zu klären
sein. Für sicher hält der Tierarzt hingegen, dass er schwere Arthrose und wohl auch Spondylose im
hinteren Rückenbereich hat, die ihn häufig quält.
Auch seine Unverträglichkeit mit anderen Hunden ist wohl zu einem großen Teil auf diese Ursache zurück
zu führen, denn er vermeidet ganz offensichtlich, mit seinen Artgenossen in Kontakt zu kommen, weil er
Angst davor hat, dass sie ihm weh tun. Mittlerweile hat er aber gelernt, mit älteren und ruhigen
Hündinnen gut auszukommen. Er lebt heute zusammen mit der alten Lara in einem Gehege und die beiden
achten und mögen sich durchaus. Wenn man seine schlimme Vorgeschichte bedenkt, ist das für den schönen
Setter schon ein echter Fortschritt.
Natürlich würde er ein ruhiges Zuhause bevorzugen, in dem er der Einzelprinz sein darf. Ein warmes
und stilles Plätzchen ohne jegliche Unruhe und Hektik, mit einem geregelten Tagesablauf, bei ruhigen
und hundeerfahrenen Menschen wäre Milans Traum. Denn Menschen liebt der schöne Setterbub nach wie vor
über alles. Er ist settertypisch sensibel und mag eher die sanften und leisen Töne im Leben.
Milan ist mittlerweile recht ruhig geworden, man merkt ihm seine Krankengeschichte deutlich an. Über ein
warmes und behütetes Plätzchen bei Menschen, die ihn lieben und ihm helfen, würde er sich daher ganz
besonders freuen. Wir können uns für Milan auch ältere Menschen gut vorstellen, denn obwohl der schöne
Rüde noch gerne Spaziergänge unternimmt, müssen diese nicht mehr lang sein. Dabei benimmt er sich an der
Leine wie ein Vorzeigehund und liebt das Beisammensein mit Menschen in der freien Natur.
Wir wissen, dass Milan mit seinen Vorerkrankungen nicht mehr sehr viele Chancen auf ein eigenes Zuhause
hat. Es müssen großherzige Setterliebhaber sein, die sich seiner annehmen, denn er braucht dringend
gute medizinische Unterstützung. Aber vielleicht gibt es für einen älteren Setter wie Milan doch noch
Menschen, die ihm zeigen möchten, wie schön das Leben sein kann?
21. Juli 2012
Vermutlich gehört Milan zu den vielen Settern in italienischen Tierheimen, die ihre Jagdtauglichkeit nicht ausreichend unter
Beweis gestellt haben und deshalb von ihren Jägern abgeschoben wurden. Seine Vorgeschichte konnte uns niemand mehr sagen, aber
er hat eine deutliche Tätowierung im Ohr und stammt somit von einem offiziellen Züchter. Vielleicht war es besser, dass
sein ursprünglicher Besitzer nicht ausfindig gemacht wurde - Jagdhunde haben in Italien nur sehr selten ein schönes Leben.
Das erste Mal begegnet sind wir dem wunderhübschen Kerl in einem der Privattierheime, die in Italien besser als
"Hundehölle" bekannt geworden sind. Er vegetierte dort auf engstem Raum zusammengepfercht mit verschiedenen anderen
Hunden vor sich hin. Der Stress war für die Tiere so unerträglich, dass sie reihenweise krank wurden oder einfach aufgaben.
Wir konnten Milan von dort frei bekommen und holten ihn Ende 2011 in unser Canile.
Sein Verhalten war anfangs ausgesprochen misstrauisch und nervös, er war setteruntypisch unfreundlich anderen Hunden gegenüber
und auch Menschen knurrte er schnell und scheinbar fast ohne Grund an. Beim Fressen reagierte er aggressiv auf alle Vierbeiner, die in
seine Nähe kamen, am liebsten war er allein und sauste an den Gitterstäben auf und ab.
Einige ausführliche Untersuchungen brachten dann aber schnell Licht in sein erstaunliches Verhalten: Milan hatte schwere
Prostatabeschwerden und muss vermutlich schon über lange Zeit starke Schmerzen gelitten haben. Bei seiner Kastration wurde die
Ursache seines Leidens dann schnell behoben und es dauerte nicht lange, bis Milan Menschen einfach nur klasse fand und sich ihnen mit
Begeisterung und in jeder Lebenslage zum Schmusen anbot. Seitdem hat er sich Zweibeinern gegenüber nie wieder unfreundlich gezeigt,
ganz im Gegenteil: Er liebt seine Bezugspersonen mit Hingabe und himmelt sie geradezu an.
Andere Hunde sind für Milan allerdings immer noch ein rotes Tuch. Wir vermuten, dass die Enge und der Überlebenskampf
seines früheren Gefängnisses ebenso daran Schuld sind, wie die Schmerzen, die er so lange aushalten musste und die er immer
noch mit den anderen Hunden verbindet. Milan duldet zur Zeit weder Hündinnen noch Rüden wirklich in der Nähe, er reagiert
dann schnell erst verunsichert, dann deutlich unwirsch und vertreibt sie massiv aus seiner Umgebung - insbesondere wenn Futter im Spiel
ist. Allerdings denken wir, dass sich dieses Verhalten relativiert, wenn er ausgiebig genug seine Ruhe im Einzelgehege genossen hat und
er wieder bereit ist, auf andere Hunde zuzugehen. Im Moment siegt aber noch seine deutlich spürbare Unsicherheit, sobald andere
Fellnasen dabei sind.
Eine ähnliche Unsicherheit zeigt er auch, wenn er in große, unbekannte Bereiche gehen soll - ein Hinweis darauf, dass er
fast von klein auf eingesperrt gewesen sein muss. Erst wenn er seine Umgebung besser kennt, wird er wieder locker und rennt fröhlich
seine Runden. Denn an sich ist Milan ein typischer Setter, ausgesprochen bewegungsfreudig, aktiv und glücklich, wenn er mit seinen
Menschen etwas unternehmen und mit dem Wind um die Wette laufen darf. Nur überfordern darf man ihn nicht gleich, er braucht ein
wenig Zeit, bis er sich an all das Neue in seinem Leben gewöhnt hat und sein inneres Gleichgewicht dabei wieder finden kann.
Der intelligente und sensible Kerl hat aber mittlerweile heraus bekommen, dass seine Menschen ihm die Sicherheit bieten, die er selbst
noch nicht hat. Er vertraut seinen Bezugspersonen über die Maßen, lässt sich gemeinsam mit ihnen auf alles ein und erobert
sich so langsam die Welt zurück, die er vor Jahren verloren hat.
Auch wenn Milan in seinem Verhalten anderen Hunden gegenüber zur Zeit etwas speziell ist, sind wir sicher, dass es irgendwo die
Menschen gibt, die ihn genauso wunderschön finden, wie wir und die ihm die Chance auf ein normales Leben geben. Setter gehören
zu den Hunden, die in einem Tierheim am ehesten seelisch kaputt gehen. Mit Glück findet Milans Seele in einem privaten Haushalt
aber wieder so viel Frieden und Sicherheit, dass er sich zukünftig auch mit anderen Fellnasen verstehen kann.
Für ihn suchen wir deshalb settererfahrene Menschen mit Einfühlungsvermögen und Hundeverstand, die mit ihm gemeinsam
diesen Weg gehen. Er sollte vorerst allein in seinem neuen Zuhause sein dürfen, aber viel Zeit mit seinen Menschen verbringen
können. Dabei möchte sein agiler Körper genauso ausgelastet werden wie sein flinker Geist. Ein eigenes Grundstück
kommt seiner Eingewöhnung sehr entgegen, ebenso wie ein guter Hundetrainer ihm auf seinem Weg sicherlich unterstützend helfen
kann. Kinder sollten schon groß sein, um genügend Verständnis für ihn aufbringen zu können.
Was auch immer Milan an Nachwehen aus seiner Vergangenheit mitbringt: Im Zusammensein mit seinen Zweibeinern ist er ein Traum!
Milan |
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Rasse | English Setter |
Geboren | 2005 |
Größe | ca. 58 cm |
Kastriert | Ja. |
Krankheiten | Arthrose und Spondylose. Gechipt, geimpft, bei
Ausreise auf Leishmaniose getestet. |
Behinderungen | Keine. |
Verträglich mit | Hündinnen. Kindern, wenn sie größer sind. |