Bericht von Siennas Pflegestelle
Sienna braucht unbedingt einen souveränen Hundekumpel, an dem sie sich orientieren kann. Daraus schöpft
sie Sicherheit. Kinder sollten nicht in ihrem neuen Zuhause sein, da sie panische Angst vor ihnen hat. Sie würde
nie nach ihnen schnappen, aber sie zittert wie Espenlaub, wenn sie welche sieht. An das Alleinebleiben muss man sie
langsam und in kleinen Schritten heran führen, auch dabei ist ihr ein zweiter Hund sehr wichtig.
Sienna benötigt einen geregelten Tagesablauf mit Ritualen in einem ruhigen Haushalt, gerne bei älteren
Leuten, die viel Zuhause sind und alles etwas gemütlicher angehen lassen. An das Leben in einer
Stadt wird man sie wohl nicht gewöhnen können. Ein Haus mit sicher eingezäuntem Garten ist
unverzichtbar, denn sie muss langsam und Schritt für Schritt ihr Umfeld erkunden können.
Sie ist eine super tolle Hündin, die wahnsinnig verschmust ist, wenn sie einen kennt. Aber sie braucht Zeit
und Verständnis, allerdings kein Mitleid.
März 2013
Neue Bilder von Sienna
12. Januar 2013
In Deutschland angekommen!
Sienna ist seit Silvester auf einer Pflegestelle in Mecklenburg-Vorpommern, in der Nähe von Stralsund. Sie lebt dort nun zusammen mit
der kleinen Bretonenhündin Dela und einigen anderen Hunden. Die beiden haben sich sehr schnell miteinander angefreundet und das hat
Sienna sehr geholfen, sich binnen weniger Tage weit besser einzuleben, als wir anfangs erwartet hatten. Hier ist ein erster Bericht ihrer
Pflegemama:
"Sienna ist so eine liebe Maus, total verschmust, sobald sie ihre anfängliche Scheu abgelegt hat. Mit den anderen Hunden ist
sie sehr abwartend und freundet sich vorsichtig an, mit Dela tobt sie aber schon richtig herum und wird dabei sogar richtig fröhlich.
Sie ist von ihrer ganzen Art her ruhiger als ihre Freundin Dela lässt sich von ihr aber gern zum Spiel animieren. Haare kämmen
erträgt sie auch schon ganz tapfer und leckt mir danach die Hände. Ihr Jagdtrieb ist anscheinend nicht so stark
ausgeprägt."
15. November 2012
Leishmaniose
Nachdem Sienna beim ersten Test auf Mittelmeerkrankheiten negativ getestet worden war, wies ihr Blut bei einem zweiten Test einen ziemlich
hohen Leishmaniose-Titer auf. Sie bekommt jetzt eine Milteforan-Kur, die bis Ende des Jahres gehen wird. Danach werden wir drei Monate
warten müssen, bis wir wissen, ob sie weiter behandelt werden muss.
Trotz des hohen Titers hat sie äußerlich keinerlei Anzeichen von der Erkrankung und es geht ihr körperlich auch ansonsten
sehr gut. Nur ihre Psyche krankt immer noch ein wenig an der Behandlung ihres alten Besitzers. Sie ist nach wie vor vorsichtig und
schüchtern-zurückhaltend Menschen gegenüber. Aber das wird ganz leise immer besser und Sienna schmust mittlerweile total
gern, zumindest mit den Menschen, zu denen sie Vertrauen hat.
Nach vollendeter Leishmaniose-Kur wird Sienna gegen Ende des Jahres auf eine Pflegestelle nach Deutschland reisen, dann werden wir
wieder über sie berichten.
17. Juli 2012
Es war Ende Mai 2012, als Patricia auf Drängen eines Bekannten zu einem Grundstück fuhr, auf dem sich drei Jagdhunde in
sehr schlechtem Zustand befinden sollten. Die Hunde waren anscheinend nur noch am Leben, weil ihr Bekannter einmal in der Woche
dort vorbei schaute, und den Tieren aus Mitleid Futter vorwarf. Das sollte sich als nicht so ganz falsch herausstellen.
Auf dem weitläufigen Gelände standen haufenweise ausgediente, zerfallene Lagerhallen, in denen im Zweiten Weltkrieg
Kriegsgefangene untergebracht gewesen waren. Eine morbide Atmosphäre von Angst und Tod lag über der ausgestorbenen,
fast mucksmäuschenstillen Anlage. Erst nach einigem Suchen stießen sie auf einen alten, groben Mann, der gerade dabei
war, mehreren Kaninchen den Garaus zu machen. Freiwillig und fast stolz gab er Auskunft über seine drei Hunde, während er
sein blutiges Geschäft ungestört weiter verrichtete. Es sollte sich angeblich um zwei Rüden und eine Hündin
handeln, von denen er vorgab, sie wie seine Kinder zu lieben. Patricia entdeckte die drei schließlich hinter einer der Ruinen
in zwei nicht viel besser aussehenden Zwingern.
Ihre Gefängnisse bestanden aus verrosteten Drahtwänden und Baustahl, in denen sich nicht viel mehr befand als je eine modernde,
innen komplett verschimmelte Hundehütte mit undichtem Dach. Das vorhandene Wasser war schmutzig grün vor Algen und vermutlich
ewig nicht mehr ausgewechselt worden. In einem Napf lagen Käserinden und Essensreste, die ihr Bekannter mitgebracht hatte. Vom
Besitzer gab es jeden Tag nur ein Stück trockenes Brot.
In einem entsprechend schlechten Zustand waren die Hunde. Sano, der Rüde, bestand nur noch aus einem Haufen Knochen mit Haut und
ein paar Haaren oben drauf. Seine Partnerin Sienna hatte es nicht ganz so schlimm erwischt. Auch sie war deutlich zu leicht, aber da
sie im Gegensatz zu Sano ansonsten gesund ist, war ihr körperlicher Zustand entscheidend besser. Bei Sienna hatte eher die Psyche
unter der katastrophalen Behandlung gelitten.
Die sanfte Hündin, deren Vorfahren zu 3/4 aus Englisch Settern und zu 1/4 aus einem Breton Epagneul bestanden, litt deutlich unter
der grobschlächtigen Behandlung ihre Besitzers. Unterwürfig aber vorsichtig wedelnd näherte sie sich Patricia, nachdem
diese sie in einer der Hütten entdeckt hatte und kroch auf dem Bauch auf sie zu. Man konnte förmlich die Erleichterung der
Hündin merken, als sie von vorsichtig streichelnden Hände empfangen wurde. Dankbar ergab sie sich den Berührungen.
Sienna ist eine sehr menschenbezogene Hündin, die allerdings mit den schlechten Erfahrungen der Vergangenheit zu kämpfen hat.
Sie liebt sanfte Schmusestunden und kann dann stundenlang selig still halten. Wenn man sie ruft, kommt sie sofort und freut sich
sichtlich, aber sie kriecht die letzten Meter auf einen zu aus Angst vor Schlägen. Trotzdem ist sie immer freundlich und
dankbar glücklich, wenn man sich um sie kümmert.
Mit anderen Hunden versteht Sienna sich ausnahmslos. Mit ihnen ist sie fröhlich entspannt und genauso liebevoll entgegenkommend
wie eigentlich mit Menschen. Sie spielt gern mit ihren Gehegegenossen und ist bei allen Fellnasen beliebt.
Sienna hat eine sensible Seele die Sicherheit und Liebe braucht, um zu vergessen. Sie musste mit ansehen, wie ihre Welpen vor ihren
Augen ertränkt wurden, sie musste Misshandlungen über sich ergehen lassen, hat mit Hunger und Durst, nasser Kälte im
Winter und stechender Hitze im Sommer gekämpft. Trotzdem liebt sie Menschen und sucht ihr Verständnis.
Körperlich hat sie sich mittlerweile gut erholt, sie ist negativ auf Mittelmeerkrankheiten getestet und entwickelt sich zunehmend
zu einer wunderschönen und immer liebenswerten Hündin. Was sie jetzt noch braucht ist ein Zuhause, in dem man ihr mit Liebe
und Verständnis begegnet und ihr die Zeit gibt, die sie braucht, um auch die inneren Wunden heilen zu lassen.
Sienna wird - bedingt durch ihre Gene - nicht ganz frei von Jagdtrieb sein. Zur Zeit kommt sie aber trotz allem beim ersten Ruf
sofort angelaufen - das Zusammensein mit ihren Menschen ist ihr wichtiger als alles andere. Ein wenig Jagdhunderfahrung ist daher
sinnvoll. Allerdings sind ihre jagdlichen Ambitionen nicht mit denen ihrer 'normalen' Setterkollegen zu vergleichen.
Wenn Sie neben viel Liebe und Verständnis auch noch ein eigenes Grundstück und Spaß an haufenweise
hundefreundlichen Aktivitäten im Freien haben, dann sind ihre Chancen gut, der ideale Mensch für Sienna zu sein.
Sienna |
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Rasse | English Setter-Mix |
Geboren | 2010 |
Größe | 50 - 55 cm |
Kastriert | Ja. |
Krankheiten | Positiv auf Leishmaniose getestet. Gechipt, geimpft. |
Behinderungen | Keine. |
Verträglich mit | Rüden, Hündinnen. Katzen nicht bekannt. |