Tasso kommt aus sich heraus
Es hat zwar ein klein wenig gedauert, aber mittlerweile hat Tasso Riesenfortschritte gemacht.
Nicht nur, dass er gelernt hat, an der Leine zu gehen (und er benimmt sich sehr anständig dabei),
nein, er hat auch seine Vorbehalte Menschen gegenüber komplett aufgegeben und sucht jetzt immer wieder
den engen Kontakt zu den Pflegern.
Rassetypisch begegnet er allen Lebewesen dabei sensibel und sanft, wird nie aufdringlich oder massiv.
Aber seine Augen bekommen einen sehnsüchtigen Ausdruck, wenn er gestreichelt werden möchte und er hält
sich immer in der Nähe seiner Bezugspersonen auf. Sobald jemand Zeit findet, seinen glatten, samtweichen
Kopf zu liebkosen, hält er ganz still und der Ausdruck seiner Augen wechselt von Sehnsucht zu verträumt.
Der wunderhübsche Rüde mit dem verblüffenden weißen Flaum im Gesicht wäre so
glücklich, wenn sich jemand
fände, mit dem er ganz eng zusammen wachsen darf und der ihm die Sicherheit gibt, geliebt und behütet zu
werden. Und ganz ehrlich: Reizt es Sie nicht genauso wie uns, diese riesengroßen, zerfledderten
Fledermausohren sanft durchzuknautschen und dabei Tassos traurige Augen endlich wieder lächeln zu sehen?
23. Oktober 2013
Freitag, 4. Oktober, es klingelt am Tierheimtor. Davor steht ein Wagen mit einem Mann darin, der schon bekannt ist.
Er gehört zu einer Gruppe von Jägern, die eine große Anzahl von Segugios unter ziemlich katastrophalen Bedingungen halten. Wenn ihnen
einer davon nicht mehr gefällt oder ein Hund sich als untauglich für die Jagd erweist, wird er einfach erschossen. Nachschub ist ja
leicht selbst "hergestellt", immerhin sind alle Segugios dieser Jäger rasserein und im Zuchtbuch eingetragen. Wen kratzt es
also, wenn ein paar unpassende dran glauben müssen...
Vor nicht allzu langer Zeit hatte er schon 2 völlig verschreckte Segugios gebracht, die nicht zur Jagd taugten, weil die Jäger
ihre Seelen zerstört hatten: Pietro und Paolo. Die Pfleger des Tierheims sind deshalb auch nicht verwundert,
als sie im Käfig des Kofferraums wieder
2 Segugios sehen, die sich völlig verängstigt in die Ecke drücken. Und ohne Skrupel setzt er ihnen
auch sofort die Pistole auf die
Brust: Entweder sie nehmen die beiden Segugios oder er fährt ins Gelände und erschießt sie
dort. Auch wenn es für uns fast nicht
nachvollziehbar ist: Der Mann empfindet sich bei der Aktion auch noch als guter Mensch, weil er im Gegensatz zu seinen Kollegen
zumindest an die Möglichkeit gedacht hat, den Hunden ein Weiterleben zu ermöglichen. Aber er ist trotzdem skrupellos genug, sofort
zum Gewehr zu greifen, wenn er die Hunde nicht sofort los wird.
Also nehmen sie die Hunde, zähneknirschend und dem Jäger die Hölle prophezeiend (immerhin ist er gläubiger Katholik und hat Respekt
vor dem Fegefeuer) - mehr können sie nicht tun. Aber sie wissen, dass ihn auch das nicht davon abhalten
wird, genauso weiter zu machen
wie bisher. Trauriges Italien...
Tasso und Timba, wie die beiden heißen, sind seelische Wracks: völlig verängstigt und von Menschen nur Schlechtes gewöhnt, trauen
sie sich kaum in die Nähe der Pfleger. Tasso (mit dem weißen Dreieck auf der Nase) ist etwas mutiger als seine Gefährtin und kommt
schon mal vorsichtig an, erschrickt dann aber vor seiner eigenen Courage und heult verzweifelt auf, als wäre er schon geschlagen
worden. Er hatte nach Jahren plötzlich angefangen, einen anderen Rüden der Gruppe anzugreifen, das war sein Todesurteil gewesen. Timba
war lebenslang als Gebärmaschine missbraucht worden, hatte aber im letzten Wurf kranke Welpen gehabt und musste deshalb weg.
Es wird ein Weilchen dauern, bis die beiden begreifen, dass neue Zeiten für sie angebrochen sind und bis sie anfangen werden, Vertrauen
aufzubauen. Aber das wird schon werden. Und ein Gutes hat ihre Situation: Nun haben sie wenigstens die Chance auf ein liebevolles
Zuhause und auf Menschen, die ihnen mit Liebe und Einfühlungsvermögen begegnen - zum ersten Mal in ihrem Leben.
Wir werden bald mehr über die beiden berichten, denn wir sind sicher, dass sie in nicht allzu langer Zeit auftauen und zu fröhlichen
Hunden werden. Aber sie dürfen natürlich gern jederzeit nach ihrer Entwicklung fragen
.
Tasso |
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Rasse | Segugio Italiano |
Geboren | 2005 |
Größe | ca. 60 cm |
Kastriert | Ja. |
Krankheiten | Keine bekannt, gechipt, geimpft, altersgemäß medizinisch versorgt. |
Behinderungen | Keine. |
Verträglich mit | Hündinnen, Rüden meistens mit seltenen Ausnahmen, Kindern wenn sie verständig
sind, Katzen nicht bekannt. |